1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Ausgeschlossen und beschimpft

Bauernmarkt Ausgeschlossen und beschimpft

Auf dem Salzwedeler Bauernmarkt schwelt seit Monaten ein Konflikt zwischen Händlern und der Betreiberin.

Von Alexander Walter 07.10.2015, 03:00

Salzwedel l Wer donnerstags den Bauernmarkt besucht, trifft dort im Moment auf eine seltsame Szenerie. Während in der Halle Händler wie immer ihre Waren anbieten, steht draußen etwas abseits auf dem Nachbargrundstück ein versprengtes Häufchen weiterer Stände. Ausdrücklich gegen den Willen von Bauernmarkt-Betreiberin Doreen Lyga-Schuchhardt bieten sie dort seit März ihre Produkte an. Wiederholt soll Lyga-Schuchhardt die Händler in den vergangenen Wochen per Lautsprecher als Trittbrettfahrer, Schmarotzer und Schwarzarbeiter beschimpft haben. Kunden sollen gedrängt worden sein, ausschließlich im „echten“ Bauernmarkt zu kaufen.

Hinter der Szene steht ein Konflikt, der schon seit Monaten zwischen der Betreiberin und zumindest einigen ihrer ehemaligen Händler schwelt. Peter Flechtner, Bäcker und Besitzer einer der Stände, der zuvor im Bauernmarkt verkauft hat, schildert den Hintergrund so:

Auslöser sei die Ankündigung einer Standgebühren-Erhöhung um 40 Prozent im November gewesen. „Viele Händler konnten das absolut nicht verstehen“, sagt Flechtner. Von ihnen angesprochen habe er um einen Gesprächstermin gebeten. Nachdem dabei klar wurde, dass ein Händler wegen der Gebührenerhöhung Kontakt zu Carolin Hornkohl, Besitzerin des Nachbargrundstücks, aufgenommen hatte, habe die Mutter von Lyga-Schuchhardt ihm vorgeworfen, den Bauernmarkt durch einen Konkurrenzmarkt zerstören zu wollen.

„Zwei Wochen später bekam ich die schriftliche Kündigung“, erzählt Flechtner. Ein erster Versuch, seine Backwaren danach vom Grundstück der Hornkohls aus zu verkaufen, endete erneut im Streit mit Lyga-Schuchhardt. Ein Gespräch, bei dem über die Rückkehr der ausgezogenen Händler gesprochen werden sollte, habe Lyga-Schuchhardt platzen lassen. Mehrere Anrufe habe die Betreiberin in der Folgezeit weggedrückt.

„Wir mussten eine unternehmerische Entscheidung treffen“, sagt Flechtner. Ergebnis war die Aufnahme von Verhandlungen mit Hornkohls, mit denen Lyga-Schuchardt wegen Flächen am Bauernmarkt ebenfalls seit Längerem im Streit liegt. Seither verkaufen die drei Händler ihre Waren vom Nachbargrundstück aus. Die Folge waren neben Beschimpfungen ein Hausverbot auf dem Bauernmarktgelände und die falschen Behauptungen, die Händler hätten keine Genehmigung und würden keinerlei Standgebühren zahlen, sagt Peter Flechtner.

Doreen-Lyga Schuchhardt sieht die Dinge anders. „Die Standgebühren-Erhöhung lag nicht bei 40 Prozent, sie war viel niedriger“, sagt sie. Peter Flechtner behaupte zudem fälschlicherweise auch für andere Händler zu sprechen.

„Er bringt sie gegen mich auf“, so die Betreiberin des Bauernmarktes.

Den Ausschluss vom Markt aber bestätigt Lyga-Schuchhardt. Anschließend habe sie Flechtner drei Monate Zeit gegeben, seine Haltung zu überdenken. In einem Folgegespräch habe dieser seine Forderungen auch zurückgenommen und eingeräumt, nicht für andere Händler zu sprechen. Doch Flechtner sei kein Bäcker, den sie in ihrem Markt haben wolle, betont die Bauernmarkt-Betreiberin. Er habe seinen Platz nach dem Verkauf wiederholt unsauber hinterlassen und seine „Dinge häufig nicht richtig zusammengeräumt“. All das habe zum endgültigen Ausschluss geführt. Dass sie Flechtner per Lautsprecher vor den Kunden als „Trittbrettfahrer“ des Bauernmarktes bezeichnet hat, bestätigt Lyga-Schuchhardt ebenfalls. Für sie sei er ein „trauriges Beispiel für einen Bäckerobermeister“.

Wer sagt die Wahrheit? Rüdiger Skalei, ebenfalls betroffener Händler und Inhaber des Altstädter Bahnhofs, bestätigte gestern die Version von Peter Flechtner. Der erwägt unterdessen eine Klage wegen Ruf- schädigung. Ein Gespräch der Beteiligten vor Ort soll morgen für mehr Klarheit sorgen.