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Tourismus Alleingelassen in Salzwedel

Das Kunsthaus und eine neue IRE-Verbindung locken mehr Bahn-Touristen nach Salzwedel. Ein moderner Wegweiser in die Innenstadt fehlt aber.

Von Alexander Walter 29.02.2016, 00:01

Salzwedel l Sonntagvormittag in Salzwedel. Zwei Touristen aus Berlin steigen aus dem IRE. Im Internet haben sie vom neuen Kunsthaus und seiner Dauerausstellung gelesen. Das Paar freut sich auf Bilder von Käthe Kollwitz, Paul Klee und einen Bummel durch die Gassen der malerischen Altstadt.

Auf dem Bahnhofsvorplatz holt die beiden allerdings die Realität ein. Einzig ein einsamer Stadtplan kündet davon, dass man hier auch an mögliche Besucher gedacht hat. Von einem echten Wegweiser in die Innenstadt, geschweige denn zum Kunsthaus keine Spur. Die Touristen müssen sich durchfragen. Der erste Frust ist programmiert.

Endlich in der Innenstadt angekommen, stehen die Gäste vor dem nächsten Problem: Die Touristinformation ist zu. – Und das ausgerechnet am Wochenende. Szenen wie diese haben sich in den vergangenen Wochen offenbar häufiger in Salzwedel abgespielt.

„Es gibt keinen Hinweis, wie man in die Innenstadt kommt“, bemängelte Klaus Adam, der im Kunsthaus ehrenamtlich Besucher begleitet, deshalb während der Einwohnerfragestunde im Betriebsausschusses KulTour. „Das ist ungehörig für eine Stadt, die mit dem Kunsthaus wirbt“, so die Einschätzung des Ehrenamtlers. Ebenso wie die Tatsache, dass Besucher ausgerechnet am Sonntag an der Tourist-Info vor verschlossenen Türen stehen. Dabei sei die Zahl der Touristen seit der Kunsthaus-Eröffnung erheblich gestiegen. „Es kommen wirklich Leute in die Stadt“, betonte Adam.

Das stimmt anscheinend: Die Kunststiftung selbst teilt derzeit erfreut auf ihrer Facebook-Seite mit, dass in den vergangenen Tagen neben Besuchern aus der Altmark auch solche aus Schweden, der Schweiz, Südafrika und Ostfriesland das Kunsthaus besuchten.

Selbst KulTour-Betriebsleiter Joachim Mikolajczyk sieht eine steigende Zahl von Touristen, wenn auch aus anderem Grund: „Die IRE-Verbindung nach Hamburg und Berlin bringt uns richtig Leute in die Stadt“, sagte er im KulTour-Ausschuss.

Zu einer Verbesserung des Wegweiser-Systems am Bahnhof äußerte sich der Betriebsleiter zunächst dennoch eher vage. „Es gibt verschiedenste Bemühungen das zu ändern“, sagte Mikolajczyk.

Auf Nachfrage von Sabine Blümel, designierte Bürgermeisterin von Salzwedel, was denn mit „verschiedensten Bemühungen“ gemeint sei, wurde Mikolajczyk konkreter. Das ganze Bahnhofsgelände stehe vor einer Umgestaltung. „Das muss geplant werden und kostet Geld, man kann da doch nicht einfach ein neues Schild aufstellen.“ Touristinfo-Leiterin Constanze Neuling ergänzte: Der KulTour-Betrieb habe das Thema schon vor längerer Zeit aufgegriffen und die Fraktionen beauftragt, sich damit zu befassen. „Wir haben den Bedarf erkannt.“

Sabine Blümel beharrte, es müsse ein neues Schild oder wenigstens einen besser wahrnehmbaren Standort geben. Am Ende war es Jost Fischer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, der anbot: „Wenn die Händler auf dem Schild werben dürfen, stellen wir es auf, das kostet die Stadt gar nichts.“ Touristen können damit zumindest mittelfristig auf ein besseres Wegweisersystem hoffen.

Wenig Hoffnung gibt es dagegen auf eine Öffnung der Tourist-Info am Wochenende. Die Einrichtung sei schon mit den Öffnungszeiten innerhalb der Woche mehr als ausgelastet, erklärte Joachim Mikolajczyk. Auch bei einer geschlossenen Information erhielten Touristen zudem notwendige Informationen. Am Gebäude gebe es einen Kasten mit Stadtplänen, außerdem stehe an der Touristinfo, an wen sich Gäste etwa bei Übernachtungsanfragen wenden könnten, ergänzte Constanze Neuling. Der Betriebsleiter verwies schließlich darauf, dass ab April Informationsmaterial auch in der dann wieder geöffneten Mönchskirche ausliegen wird.

Auch die Mönchskirche müssen Besucher wie die aus Berlin allerdings erst einmal finden.