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Altmark-Klinikum zieht erste Corona-Bilanz: Pandemie bringt vor allem Pflegepersonal in Gardelegen an Grenzen

Viele Veränderungen, ganz neue Situationen und einen immensen Arbeitsaufwand schulterten die Mitarbeiter im Altmark-Klinikum. Nun gibt es ein erstes Fazit.

Von Gesine Biermann 20.06.2021, 02:30
Blick in ein Zimmer der Covid-Intensivstation im Gardelegener Altmark-Klinikum.
Blick in ein Zimmer der Covid-Intensivstation im Gardelegener Altmark-Klinikum. Foto: Ivonne Bolle

Altmarkkreis - In die Krankenhäuser des Altmark-Klinikums zieht langsam wieder Normalität ein. 15 Monate Ausnahmezustand liegen hinter den Mitarbeitern. Aktuell bewegen sich die Corona-Infektionszahmen nach unten. Zeit, um Bilanz zu ziehen. „Keine endgültige“, wie Hans-Joachim Fietz-Mahlow, Geschäftsführer der Salus Altmark Holding, betont. Der Blick richte sich nach vorn, auf eine mögliche vierte Welle. Auch deshalb nun der Blick zurück.

Und das offensichtlich mit Stolz. Denn das Personal, das „eine doppelte Belastung“ habe schultern müssen, habe das gut gemeistert, so der Geschäftsführer. „Manches, was als selbstverständlich gesehen wurde, war eben nicht selbstverständlich.“

Dr. Michael Schoof, Medizinischer Geschäftsführer in beiden Häusern, ließ die Monate der Pandemie noch einmal Revue passieren. Im März des vergangenen Jahres sei der erste Covid-Patient auf die extra eingerichtete Covid-Station im Gardelegener Altmark-Klinikum eingeliefert worden, erinnert Schoof. Damals habe es große Unsicherheit gegeben. Doch die erste Welle sei relativ leicht verlaufen: „Am Ende waren es neben vielen Verdachtsfällen fünf Patienten.“

Schon die zweite Welle sei allerdings mit deutlich höheren Behandlungszahlen einhergegangen. Mit der dritten Welle kam es dann zu einem enormen Anstieg auf 270 Fälle. 80 von ihnen mussten intensivmedizinisch behandelt werden. Stationen mussten umgebaut werden, um Isolierbereiche zu schaffen.

Es mussten Menschen zusammengebracht werden, die wenig Verständnis füreinander hatten.

Dr. Dirk Frenzel, verantwortlicher Krisenmanager für Covid-19-Verfahren

Rund 270 000 Mund-und Nasenbedeckungen, 80 000 FFP2-Masken, 1,7 Millionen Handschuhe und 10 000 Vollgesichtsvisiere wurden verbraucht, beziffert Schoof. Für Organisorisches hatte das Klinikum eigens einen „Krisenmanager“ benannt.

Dr. Dirk Frenzel, Ärztlicher Leiter des Fachbereiches Schmerzmedizin, sieht sich indes eher als Moderator denn als Krisenmanager. Schließlich „mussten Menschen zusammengebracht werden, die vorher nur wenig Verständnis füreinander hatten“, machte er gestern beim Pressetermin klar. Das reichte bis hin zu Gesprächen mit Taxiunternehmern, die positiv getestete Patienten wieder nach Hause fahren sollten. Änderungen in den Corona-Vorgaben mussten zuweilen von einem auf den anderen Tag umgesetzt werden. Es gab Absprachen mit Kollegen anderer Kliniken. „Wir mussten uns massiv verändern, mussten neu lernen“, gibt Frenzel zu. Das sei nur gemeinsam möglich gewesen.

So hätten die Kollegen des Salzwedeler Klinikums viele Nicht-Covid-Patienten aus Gardelegen übernommen. Viele Mitarbeiter hätten ihre eigenen Interessen in der Zeit zurückgestellt.

Patienten müssen wirklich keine Bedenken haben. Sie dürfen wieder kommen.

Dr. Michael Schoof, Medizinischer Geschäftsführer

Ein Fakt, den auch Kay Wehde, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin – verantwortlich für den intensivmedizinischen Covid-19-Bereich, noch einmal bestätigte und kritisch aufgriff: Denn die Pandemie habe den ohnehin schon bestehenden Pflegepersonalmangel noch mal deutlich gemacht. Bestimmte Prozesse müssten unbedingt „neu überdacht werden“, formulierte Wehde vorsichtig. Dennoch ein klares Signal an die Geschäftsführung.

Geschäftsführer Fietz-Mahlow hielt sich dazu bedeckt. Das Personal sei ja eine „ständige Aufgabe“, versicherte er. Gerade die Corona-Krise habe indes wieder einmal gezeigt, wie wichtig es sei, die Krankenhäuser in der Region zu haben.

Für einige Mitarbeiter des Altmark-Klinikums gab es für ihren besonderen Einsatz in den vergangenen Monaten schließlich den Pflegebonus. 250-mal sei der ausgezahlt worden, bezifferte Fietz-Mahlow, hauptsächlich für das Personal in Gardelegen. Erhalten haben ihn nicht nur Pflegekräfte, sondern zum Beispiel auch die des Reinigungspersonals. Es sei ein Problem gewesen, den Bonus „gerecht zu verteilen“. Die Entscheidung sei zusammen mit dem Betriebsrat getroffen worden.

Nun hofft man auf eine weitgehende Normalisierung der Lage. „Wir haben unser Leistungsspektrum wieder hochgefahren“, sagt Michael Schoof, auch mit einer weiteren internistischen Station. So werde die Versorgung von Schlaganfallpatienten verstärkt, „weit über die Region hinaus“. Schoofs Appell gestern: „Patienten müssen wirklich keine Bedenken haben. Sie dürfen wieder kommen.“