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Veranstalter bezeichnen Protestkundgebung gegen Atomenergie als zweitgrößte Demonstration in 35 Jahren mit etwa 23000 Teilnehmern Altmärker schließen sich dem wendländischen Castor-Protest an

28.11.2011, 04:35

Dannenberg (tp) l Gänsehautmomente gab es mehrere bei der Großdemonstration gegen den Castortransport am Sonnabend in Dannenberg. Und das hatte nicht nur etwas mit dem Wetter zu tun, sondern vielmehr mit Emotionen. Etwa als die Japanerin Kavo Nishikuta auf der Bühne stand. Unter Tränen schilderte sie, wie hart das Leben für sie und ihre beiden Kinder nach der Atomkatastrophe im wenige Kilometer entfernten Fukushima geworden sei. Unter die Haut ging auch bei vielen der Kundgebungsteilnehmer der Gesang der 17-jährigen Carlotta aus dem Wendland. Als sie den Leonard-Cohen-Song "Hallelujah" intonierte, war es ganz ruhig auf dem Platz am Ortsausgang.

Zu den Zuhörern gehörten auch viele Altmärker, die sich mit dem Auto oder dem Trecker auf den Weg gemacht hatten. Einer der 452 Treckerfahrer war Günter Wenzlaff aus Aulosen. Er hatte einen ganz naheliegenden Grund an der Demonstration teilzunehmen. "Ich baue Obst an und ich möchte noch meine eigenen Äpfel von den Bäumen essen können", sagte er. Die Gefahr der Strahlung bestehe immer. Und wenn davon seine Produktion betroffen wäre, würde das den Ruin bedeuten. Mit zwei Bekannten ins Wendland gefahren war auch Veronika Benecke. "Wir wurden viermal von der Polizei kontrolliert", erzählte sie. Doch Feuerwerkskörper hatten die Damen nicht mit zur Kundgebung genommen. Dafür die Überzeugung, dass dem beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie nicht zu trauen sei. Im Zusammenhang mit der Gorleben-Entscheidung sei doch auch so viel gelogen worden. "Ich finde es bemerkenswert, wie die Wendländer über Jahrzehnte ihren Widerstand aufrechterhalten haben", sagte die Vorsitzende des "Hilfswerkes von Tschernobyl" aus Beuster, die erstmals an einer Castor-Protestaktion teilnahm.

Schon auf allerlei Demonstrationserfahrung kann Mario Blasche verweisen. Der Stendaler Kreisverbandsvorsitzende der Linken war mit einigen Parteifreunden und -sympathisanten nach Dannenberg gekommen. "Wir waren schon immer für eine konsequente Energiewende", sagte er, "nicht erst seit Fukushima."

Laut Veranstaltern fand in Dannenberg mit rund 23000 Menschen die zweitgrößte Demonstration im Wendland in fast 35 Jahren statt. Ihnen rief Kerstin Rudek, Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, zu: "Danke, dass ihr uns nicht allein lasst, der Castor ist kein regionales Problem, sondern betrifft alle." Es musse Schluss sein mit den Lügen, Schluss mit Gorleben. Auch sie weckte Emotionen, die nicht mit Stille, sondern mit Applaus und zustimmenden Rufen ausgedrückt wurden.

Mehr Bilder sehen Sie unter www.volksstimme.de.