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Altmarkkreis Hier spricht der Weihnachtsmann

Die Pandemie schränkt selbst Santa Claus ein. In Salzwedel sprach er über das schwierige Jahr.

Von Alexander Rekow 24.12.2020, 00:01

Salzwedel l Schon aus der Ferne ist das eindringliche Läuten seiner Glocke unüberhörbar, das Kinderherzen höher schlagen lässt. Denn kurz vor den Festtagen hat sich der Rotrock in Salzwedels Stadtzentrum kurz Zeit genommen, um über seinen Einsatz in diesem Jahr zu sprechen.

Erstmal Einparken“, grummelt er hinter seinem riesigen Rauschebart und sucht sich eine Lücke in der Neuperverstraße. Mit seinem dicken Bauch passt er kaum hinter das Lenkrad. Der ganze Kofferraum und die Rücksitzbank liegen voller Geschenke, im Beifahrerfußraum die Rute. Seinen Rentierschlitten habe er kurzzeitig gegen ein konventionelles Automobil eintauschen müssen, sagt er. „In den engen Gassen von Salzwedel, wie soll ich denn da mit acht Rentieren um die Ecke kommen?“ Außerdem sollen sich Rudolph und Co für den Einsatz im Anschluss schonen. „Wir haben ja noch ein ordentliches Pensum vor uns. Die Kinder verlassen sich auf mich.“

Am großen Weihnachtsbaum auf dem Rathausturmplatz angekommen, beginnt der Weihnachtsmann zu erzählen. „Mensch, schön habt ihr es euch gemacht. Euere Tanne sieht klasse aus, wie die Beleuchtung überall. Auch wenn ihr in diesem Jahr leider keinen Weihnachtsmarkt hattet und ich euer Turmblasen vom Rathaustum so gern gehört habe. Das ist in diesem Jahr leider nicht zu ändern und gilt auch für mich. Ich gehöre in meinem Alter gewissermaßen auch zur Risikogruppe. Daher läuft in diesem Jahr alles etwas anders als sonst."

Dann schwelgt der Weihnachtsmann in Erinnerungen. "Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wenn ich zur Adventsszeit in eurer bezaubernden Hansestadt war. Zum Beispiel an die strahlenden Gesichter in der Kita am Goethepark. Ho Ho Ho, war das schön. Die Kinder haben schon alle aufgeregt aus dem Fenster geschaut, als ich mit der Glocke geläutet habe. Manche weinten dann auch, wenn ich hineinkam. Aber mit einem Stück Schokolade und einem breiten Weihnachtsmann-Lächeln bekomme ich sie alle. Das war schon immer so. Zum Glück bekomme ich dort immer gleich einen Stuhl hingestellt, in meinen Alter zwickt es auch ganz gern mal im Kreuz."

"Na zumindest kamen die Kinder dann gruppenweise zu mir und sangen Weihnachtslieder. Ich möchte auf diesem Weg die Kleinen in der Goethepark-Kita ganz lieb grüßen. Ich vermisse euch. Und die Kinder in der Bummi-Kinderkrippe genauso. Da hat das Virus für ganz schön viel Chaos gesorgt, wie ich hörte. An die Kinderkrippe kann ich mich in jedem Fall gut erinnern. Als ich vor zwei Jahren da war, um die Kinder zu überraschen, war da mächtig was los. Die Eltern und Erzieher hatten selbst einen Adventsmarkt organisiert. Das war toll. Als ich ankam haben die Eltern ihre Kameras gezückt, dass war ein richtiges Blitzlichtgewitter. Ich habe mich wie ein Star gefühlt. Na ja, für viele Kinder bin ich das bestimmt. Wie auch immer, sie haben dann fast alle Selfis mit mir geschossen."

"Sie arbeiten ja bei der Zeitung und wissen bestimmt um die Situation in den Pflegeheimen. Schlimm ist das. Daher möchte ich die Möglichkeit nutzen, den Senioren trotz aller Umstände ein schönes Weihnachtsfest zu wünschen. Bitte bleiben Sie gesund, beim nächsten Fest bin ich auch wieder bei Ihnen – versprochen!"

"Da fällt mir doch noch etwas ein: Wenn ich in der Adventszeit in Salzwedel war, habe ich für gewöhnlich am 23. Dezember einen Abstecher in eine kleine Kneipe gemacht. Da fand sonst immer ein kleines Weihnachtskonzert statt. Wenn ich dann ein Lied auf der Bühne angestimmt habe, haben alle mitgesungen. Aber nicht, dass jetzt einer glaubt, ich bin dort versackt. Nee, nee. Das mache ich erstens nicht, weil ich am nächsten Tag meinen Hauptarbeitstag im Jahr habe, und außerdem klebt mir immer alles im Bart fest. Aber mit Strohhalm vom Glühwein aus Diesdorf kosten, das lass ich mir nicht nehmen, wenn ich in eurer Region bin."

Der Weihnachtsmann ist mittlerweile etwas in Stress geraten. Er müsse langsam los, seine Rentiere vor den Schlitten spannen. „So, liebe Salzwedeler und alle Altmärker, eines möchte ich euch noch mit auf den Weg geben: Ich ziehe meine Weihnachtsmütze vor dem, was ihr in diesem Jahr durchgestanden habt, und wie stark so viele von euch noch immer sind. Besonders denke ich heute an alle, die in den Krankenhäusern und Pflegeheimen arbeiten. Ihr seid Spitze. Auch ihr Polizisten und Landwirte, ihr Bäcker und Taxifahrer. Allen, die in der Weihnachtszeit für die Gesellschaft arbeiten, statt bei ihren Familien zu sitzen, möchte ich für den Einsatz danken. Leider ist das ja kein Weihnachtswetter, wie es sich viele von euch wünschen. Ich war daher vorgestern bei Frau Holle und habe ihr gesagt, dass sie ihre Betten mal wieder über dem wunderschönen Altmarkkreis ausschütteln soll. Na die hat mich erstmal angeguckt. Sie sagte, dass sie zur Zeit an vielen anderen Stellen der Erde ordentlich was zu tun hat. Ihr sollt ihr nicht böse sein. Sie hat es sich aber auf einem alten Kissenbezug aufgeschrieben."

"Euch Kindern will ich abschließend noch sagen: Für euch bin ich heute mit Rudolph und allen anderen Rentieren unterwegs – schneller als der Wind. Und auch wenn wir uns in diesem Jahr nicht persönlich sehen können, im Herzen trage ich euch bei mir. Ein wenig Abstand muss leider in dieser Zeit sein. Daher haltet euch bitte daran, damit ihr und eure Freunde gesund bleiben und wir uns im nächsten Jahr wiedersehen. Nun muss ich aber wirklich los: Frohe Weihnachten euch allen- Ho Ho Ho!"