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Arzneipflanze des Jahres 2024 Wogegen die Blutwurz hilft und warum man sie nicht selbst sammeln sollte

Das berühmte Kraut ist, wenn auch nur an wenigen Stellen, auch in der Altmark noch zu finden. Gegen die Pest konnte die Pflanze einst aber nichts ausrichten.

Von Günter Brennenstuhl Aktualisiert: 15.05.2024, 17:48
Die Blutwurz ist die Arzneipflanze des Jahres 2024. Auch in der Altmark gibt es sie, wenn auch sehr selten.
Die Blutwurz ist die Arzneipflanze des Jahres 2024. Auch in der Altmark gibt es sie, wenn auch sehr selten. Foto: Günter Brennestuhl

Altmark. - Sie sieht unscheinbar aus, ist aber etwas ganz Besonderes. Und sie wächst auch in der Altmark: Die Blutwurz (Potentilla erecta) wurde zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Ausgewählt wurde die Pflanze vom Studienkreis Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg. Damit soll auf eine seit alters her genutzte Pflanze, die auch heute noch von Bedeutung ist, aufmerksam gemacht werden.

Die Blutwurz, auch als Tormentill bekannt, ist eine heimische, ausdauernde Art aus der Gattung der Fingerkräuter – von der es 485 Arten gibt – und gehört zur Familie der Rosengewächse.

Nur wenige Vorkommen

Sie ist von Europa bis Westsibirien zu finden und kommt bei uns in der Region in Moorwiesen, Sümpfen, Heiden und an Waldwegen vor. Bevorzugt werden die Bergregionen besiedelt.

Im Gebiet des Altmarkkreises sind in der jüngeren Vergangenheit etliche, meist kleinflächige Vorkommen ermittelt worden, von denen leider die meisten in den vergangenen Jahrzehnten erloschen sind. Deshalb sollte das Sammeln der Pflanze, um die noch vorhandenen Beständen zu schonen, unterlassen werden. Denn es gibt sie noch. Im Gelände ist sie allerdings nicht so leicht zu entdecken, da sie kaum auffällt und zudem mehreren anderen Fingerkräutern ähnelt.

Wurzelstock für die Medizin genutzt

Medizinisch genutzt wird von der Blutwurz nur der knorrige, bis zu drei Zentimeter dicke Wurzelstock, der 15 bis 25 Prozent Catechingerbstoffe enthält.

Beim Lagern wandeln sich diese zu blutroten Oxidations- und Kondensationsprodukten um, worauf die deutsche Namensgebung Bezug nimmt. Dagegen lässt sich die Bezeichnung Tormentill vom lateinischen tormen = Kolik ableiten, was bereits ein Anwendungsgebiet andeutet.

Erwähnung in Kräuterbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts

Die arzneiliche Nutzung der Blutwurz hat eine lange Geschichte. In den Kräuterbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts werden ihr zahlreiche Wirkungen zugeschrieben. Besonders während der Pestepidemien waren mit der Einnahme von Tormentill-Zubereitungen große Hoffnungen verbunden.

In einem regionalen Kräuterbuch von 1678 wird dazu aufgeführt, dass die Blutwurz ein viel und erfolgreich verwendetes Mittel gegen die Pest sei und in keiner Arznei „wider die Pestilentzische Krankheit“ fehlen durfte.

Bei Zahnfleischentzündung und Durchfall

Heute wissen wir, dass gegen eine Infektionskrankheit die Verabreichung einer Gerbstoffdroge keinen Erfolg bringen konnte. Von den einst so zahlreich empfohlenen Indikationen sind gegenwärtig nur noch wenige gebräuchlich. So die Gabe bei Durchfall und zu Pinselungen bei Zahnfleisch- und Schleimhauterkrankungen im Mund- und Rachenraum. Dazu kommen meist Tinkturen, seltener Tee, zum Einsatz. Übrigens: Die Blutwurz war bereits im ersten amtlichen deutschen Arzneibuches von 1546, dem Nürnberger Dispensatoriums des Valerius Cordus zu finden. Wegen ihrer arzneilichen Bedeutung wurde sie auch in späteren Ausgaben, mit Unterbrechungen, bis in die Gegenwart, gelistet.