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Badeerlebnisse Mit ein paar Schwimmzügen in den Tag

Das Freibad am Dämmchenweg in Salzwedel wird gern genutzt. Ein Volksstimme-Redakteur besuchte die Frühschwimmer.

19.08.2018, 01:00

Salzwedel l Die Frühschwimmer erwarten mich schon am Durchgang zum Salzwedeler Freibad am Dämmchenweg. Mit noch verschlafenen Augen sehe ich die Gruppe um 6.30 Uhr nahe der Kasse stehen. Auch sie mustern mich, lachen etwas, als ich näher komme. Da ist er also, der Redakteur von der Volksstimme, der einmal mit den Schwimmern ins Wasser steigen will, die im Sommer fast jeden Morgen den Badetag eröffnen.

Günter Ludewigs ist mit seinen 93 Jahren der älteste Mitstreiter der eingeschworenen Gemeinschaft. Er wartet nicht lange und geht zielstrebig in die Umkleide. Ich gehe etwas unsicher hinterher. Badehose an und schon geht es hinüber zum Schwimmerbecken. Ich habe einen sonnigen, fast heißen Tag erwischt. Schnell unter die Dusche. Nach gefühlten Zehntelsekunden stehe ich schon am Einstieg ins Becken. Das Wasser ist angenehm kühl, bestimmt nicht kalt.

Und schon ziehen alle ihre Bahnen. Beate Botschka und Elke Schachel kommen dabei schnell ins Gespräch und ihr Tempo kann ich mithalten. Die Herren sind ruhiger und spulen souverän ihr Programm ab. „Wir tauschen hier auch schonmal Kochrezepte aus“, erzählt Beate Botschka. Ansonsten schwimmt jeder sein Tempo, ich merke schnell, dass mir das Talent und ganz sicher auch das Training fehlt. Aber erfrischend ist es schon. Was auffällt: Alle Schwimmer tragen ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Das ist ansteckend, auch wenn 6.45 Uhr nicht wirklich meine Tageszeit ist.

Mal nach 20 Minuten, mal nach einer halben Stunde kommen alle wieder aus dem Wasser. Günter Ludewigs schafft täglich seine 400 bis 500 Meter. „Mehr ist nicht mehr drin“, sagt er. Ich habe soviel nicht geschafft. Jetzt ist mir kalt, ich schnappe mir mein Handtuch und gehe zur Umkleide. Auch alle anderen sind dahin schon routiniert unterwegs.

Doch sonntags haben die Frühschwimmer ihren Morgen etwas aufgelockert. „Jetzt tischen wir auf“, sagt Bodo Wichmann und öffnet seine Sporttasche. Langsam stapeln sich die Süßigkeiten auf einem Tisch, daneben auch etwas Hochprozentiges – ich verzichte dankend. Die Stimmung ist gelöst. Alle packen mit an, stellen Stühle auf und legen etwas dazu. „Wer nicht kann, hat sich abzumelden“, erzählt Beate Botschka. Denn die anderen Schwimmer machen sich Sorgen, wenn morgens einer fehlt. Gerne esse ich ein Stück Schokolade und schlürfe meinen heißen Kaffee. Die anderen prosten sich zu, reden über Fußball und was in der Stadt so passiert. Es ist einfach gemütlich.

Auch an Gisela Kunze, die ehemalige Schwimmmeisterin aus Thüringen, können sich fast alle noch gut erinnern. „Es ist 18 Uhr...“, sprechen sie fast im Chor. Und dann kommen weitere Erinnerungen. Die niedrigste Wassertemperatur, bei der die Frühschwimmer ins Becken gingen, seien 16,4 Grad gewesen, berichtet Bodo Wichmann. „Da war Schnappatmung angesagt", erzählt er. Und schon macht eine Packung mit Keksen wieder die Runde. Auch ich greife gerne noch einmal zu.