1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Kreativität auf anderen Kanälen

Bands Kreativität auf anderen Kanälen

Wie vier Bands aus der Altmark im Lockdown einfach weitermachen und was dabei herauskommt.

01.02.2021, 10:21

Altmark l Die Musiker von Jack Flex trafen die Lockdowns gleich zweimal im völlig falschen Moment. Einen Tag vor der beliebten Secret-Jack-Party - 200 Tickets für den Hansehof in Salzwedel waren verkauft - musste die Coverband das Event absagen. Es war der 14. März 2020, Deutschland wurde das erste Mal heruntergefahren. Doch die Jungs um Harald Faescke gaben nicht auf, planten über den Sommer, als die Corona-Zahlen sanken, ein großes „Jack-is-back“-Konzert im Freizeit- und Eventcenter in der Hansestadt - Termin: 21. November 2020. Und wieder kam kurz vor dem Partytermin der Lockdown. „Wir legen jetzt erstmal keinen Termin mehr fest“, sagt Harald Faescke.

So wie Jack Flex ging es vielen Gruppen aus der Altmark. Nur wenige Konzerte, Proben auf Abstand oder im Internet. Das Bandleben stand manchmal komplett still. Doch langsam kämpften sich einige Künstler aus dem Tief heraus. „Die Kunst bleibt nicht stehen, sie findet nun andere Kanäle“, beschreibt es Mirco Vogel von der Band „Die Kreuzer“ aus Lüderitz im südostlichen Zipfel der Altmark.

Was alles im Lockdown für die Musiker so möglich war, haben uns vier Bands aus der Region erzählt. Und dabei kam viel Kreativität zum Vorschein. So ließen sich auch die Jungs von Jack Flex von den Rückschlägen nicht beirren. Auch wenn die Coverband kaum proben konnte, können sich Fans der Musiker aus Altmark und Wendland auf einen Leckerbissen im Netz freuen. „Wir haben jeder einzeln die Tonspuren für den Song ‚The Middle‘ von Jimmy eat world aufgenommen“, berichtet Harald Faescke. Zunächst sorgte er für die Drums, dann folgten Bass (Marko Schulz), Gitarre (Stefan Walgenbach) und der Gesang von Tim Kunstmann. Daraus entsteht derzeit noch ein Video, dass in wenigen Wochen auf den Social-Media-Kanälen der Gruppe geteilt werden soll. „Jeder hat quasi seine Hausaufgaben gemacht“, erzählt Harald Faescke mit Begeisterung über das Projekt, das als Stimmungsaufheller für die Musiker und ihre Fans gedacht ist.

Denn: Die Band blieb von Corona nicht verschont. Einer der Jungs infizierte sich. „Und der Verlauf war ziemlich schwierig“, betont Faescke. Glücklicherweise habe sich der Musiker gut erholt.

Noch mehr an kreativem Input gab es aus der südöstlichen Altmark. Die Kreuzer, deren Proberaum in Lüderitz zu finden ist, beenden derzeit die Arbeit an einem neuen Album, berichtet Mirco Vogel im Gespräch mit der Volksstimme. Drei Songs durften die Altmärker bereits im MDR-Radio vorstellen. Ein tolle Erfahrung für die Musiker, die ihren Stil mit einem Augenzwinkern als „westelbischen Avantgarde-Pop“ bezeichnen“. „Das haben wir spaßeshalber so genannt, nachdem wir uns in Interview immer wieder festlegen sollten, welche Musik wir genau machen“, sagt Vogel.

Die neue Platte „Zeit im Raum“, bereits in Teilen online hörbar, soll am Ende zehn Tracks sowie vier ältere, aber neu aufgelegte, Bonus-Titel enthalten. „Und wir werden wohl auch ein Video veröffentlichen“, berichtet Vogel davon, dass auch im Lockdown einiges möglich war.

Für die Proben 2020 hatte die Band, bestehend aus Mirco Vogel (Gesang, Songwriting), Alexander Klos (Gitarre), Marco Becker (Bass) und Andreas Schulz (Schlagzeug), in Lüderitz übrigens eine Ferienwohnung gemietet. Dort konnte sich auf Abstand getroffen werden. „Sie wurde ja anderweitig nicht benötigt“, sagt Vogel. Auch einige Aufnahmen für die Platte entstanden dort.

Und die Musiker hoffen, dass es im Sommer wieder auf die Bühne gehen kann. Geplant ist bereits ein Auftritt beim Stendaler Rolandfest im Juni.

Auftritte auf der Corona-Bühne in Arneburg, im Kunsthaus in Salzwedel, vier Online-Probe-Sessions: Ja, auch bei Tick2Loud war im Corona-Jahr weniger los, aber dann doch nicht ganz so wenig, wie befürchtet. Tick2Loud sind Lea Charlott Hoffmann (Gesang/Akkordeon), Dustin Saitzek (Gitarre/Gesang), Amadeus Wedel (Schlagzeug), Fabian Januszewski (Bass), Friedemann Otto (Klavier/Keyboard), Jan Düwel (E-Gitarre) und Felix Hünemöller (Trompete).

„Bis in den Herbst haben wir auch mal proben können“, berichtet Dustin Saitzek. Doch nun fehle das „Zusammenspiel“ schon sehr, sagt der Gitarrist. Doch die Band, dessen Mitglieder nicht mehr alle in der Altmark leben, hofft ebenfalls auf einen Neustart im Sommer. „Wir mussten unser Sommerkonzert im vergangenen Jahr absagen“, erzählt Saitzek. Doch 2021 soll es eine Neuauflage geben. Dabei hatte die Band das Glück, dass fast alle Sponsoren an Bord blieben. „Sie haben uns das Geld für dieses Jahr überlassen“, freut sich Dustin Saitzek. Auf dem Gelände am ehemaligen Gertraudenhospital in Stendal soll wieder die Bühne stehen. „Dort wollen wir endlich wieder tanzen und feiern.“

Ein Highlight hatte das Corona-Jahr auch für die Arendseer Band Bordstein. „Wir konnten am 3. Oktober im Crazy World in Salzwedel spielen. Das war das schönste“, berichtet Karsten Döpelheuer (Gesang/Gitarre). Mit Andreas „Gonzo“ Döpelheuer (Gitarre), Max Zimmermann (Schlagzeug) und Olaf „Wuta“ Wusowski (Bass) blickt er ganz optimistisch auf das neue Jahr. „Unser Plan ist voll“, hofft er auf einige Auftritte. Und dann ist da noch das Bandjubiläum. Seit 40 Jahren gibt es Bordstein 2021. Doch wie der Band-Geburtstag gefeiert werden soll, kann Karsten Döpelheuer noch nicht sagen - „wir können ja nicht richtig planen“. Doch wenn, dann soll es natürlich standesgemäß gefeiert werden.