1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Großer Tank löst Ängste aus

Bauprojekt Großer Tank löst Ängste aus

Die Tier- und Saatzucht Mahlsdorf GmbH baut in Stappenbeck einen Gärrestbehälter. Anwohner kritisieren vor allem fehlende Information.

Von Uta Elste 31.07.2018, 12:49

Stappenbeck l „Ende Juni fiel mir die Bautätigkeit an den Rinderställen auf. Da fragte ich mich schon, was denn da passiert. Aber da war der Behälter vom Buchwitzer Weg aus schon zu sehen“, erzählt Klaus-Dieter Middelhoff.

Der Rinderstall gehört zur Tier- und Saatzucht GmbH mit Sitz im benachbarten Mahlsdorf. Dort hat das Agrarunternehmen auch eine Biogasanlage gebaut. Die neue Düngemittelverordnung gibt Betreibern von Biogasanlagen nicht nur Zeiten vor, in denen die Gärreste aus den Anlagen auf den Feldern ausgebracht und eingearbeitet werden dürfen, sondern erlegt ihnen auch den Nachweis auf, dass für die Gärreste Lagerkapazitäten für sechs Monate vorhanden sind. Am Buchwitzer Weg steht inzwischen der Rohbau eines Gärrestebehälters mit einem Durchmesser von 41 Metern und einer Höhe von 8 Metern. Mehr als 10 200 Kubikmeter Gärreste sollen darin gelagert werden.

Klaus-Dieter Middelhoff ist ein unfreiwilliger Nachbar des Behälters, auch wenn die unmittelbare Sicht derzeit durch belaubte Bäume versperrt ist. Nur 130 Meter Luftlinie trennen Christiane Köters Haus vom Behälter. Auch Reinhard Kunkel und Bettina Kracht sehen den Bau mit Sorgen. Sie befürchten massive Geruchsbelästigung, da der Wind vor allem aus Richtung Westen über Stappenbeck weht. Des Weiteren treibt sie die Angst vor Havarien um. Bettina Kracht erinnert an die Havarie eines Gärrestebehälters Anfang April in Hayn (Landkreis Mansfeld-Südharz), als güllehaltige Flüssigkeit in das Flüsschen Wipper floss. „Ammoniak, Methan - in den Gärresten befinden sich gesundheitsgefährdende Stoffe“, sagt Bettina Kracht. Ein weiterer Kritikpunkt der Stappenbecker: Die Gärreste müssen aus Mahlsdorf zum Behälter nach Stappenbeck gefahren werden. Die Zufahrt erfolgt über den 3,75 Meter breiten Buchwitzer Weg, der keine Ausweichmöglichkeiten bietet, wenn sich zwei Transporte begegnen. „Und gleich nebenan ist der Kinderspielplatz“, verweist Klaus-Dieter Middelhoff.

Die Stappenbecker kritisieren, dass im Vorfeld über das Bauprojekt nicht informiert wurde. „Für Anlagen dieser Art und Größe sieht der Gesetzgeber ein vereinfachtes immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren vor – also ohne Beteiligung der Nachbarn oder der breiten Öffentlichkeit, und ohne Auslegung der Antragsunterlagen“, so Birgit Eurich, Sprecherin des Altmarkkreises, der den Bauantrag der Tier- und Saatzucht GmbH Mahlsdorf Mitte Mai genehmigte.

Der Bau des Behälters sei für Stappenbeck beantragt worden, weil an der Biogasanlage in Mahlsdorf kein Platz sei, so Burkhard Thiede, Geschäftsführer der Tier- und Saatzucht GmbH. Da es sich beim Gärrestbehälter um ein geschlossenes System handele, würden auch keine zusätzlichen Belastungen für die Stappenbecker entstehen. Um den Ort vor einer Havarie zu schützen, werde rund um das Areal ein Erdwall aufgeschoben.

Dass es keine Information für die Stappenbecker gab, ist für Burkhard Thiede angesichts der Beteiligung der Stadt Salzwedel am Genehmigungsverfahren nicht nachvollziehbar. Doch im Stappenbecker Ortschaftsrat sei das Projekt Gärrestebehälter nicht Thema gewesen, erfuhr die Volksstimme. Wenn es Fragen zum Behälter gebe, werde er diese gern beantworten, so Burkhard Thiede weiter.

Da inzwischen gegen den Behälter-Bau Widersprüche eingereicht wurden, gilt derzeit ein Baustopp.

Die Bürgerinitiative lädt am Freitag, 3. August, zu einer Informationsveranstaltung ab 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Stappenbeck ein.