Ausbildungsstart in Salzwedel Bestatter, Fotograf, Optikerin, Krankenschwester: Deshalb haben sich diese Salzwedeler für ihren Beruf entschieden
Im August beginnen wieder viele Lehrlinge in und um Salzwedel ihre Ausbildung. Doch wie war das eigentlich früher? Zwei Frauen und zwei Männer erzählen ihren Weg und warum sie sich für diesen entschieden haben.

Salzwedel - Für junge Leute begann in dieser Woche eine aufregende Zeit. Sie starteten in eine Ausbildung und damit ins Berufsleben. Doch wie sah das eigentlich noch vor einigen Jahrzehnten aus? Die Volksstimme sprach zu diesem zweck mit einem Bestatter, einer Krankenschwester, einem Fotografenmeister und einer Optikerin.
Fotografenmeister Detlef Wunberger
Fotos entwickeln, dass war bisweilen die einzige Aufgabe von Detlef Wunberger (65), der im September 1978 seine Ausbildung zum Fotografen begann. Im Winter sei es besonders schlimm gewesen. Im Dunkeln zur Arbeit, rein in die Dunkelkammer und im Dunkeln nach Hause. „Ich war ein Dunkelkammermensch.“ Zwischen 3000 und 5000 Aufnahmen musste er als Lehrling am Tag entwickeln. „Bis mein Meister mich an einen Fotoapparat gelassen hat, dauerte sehr lange.“
Doch dann bekam er irgendwann eine Pentacon Six in die Hände und durfte sich ausprobieren. „Ich habe mit Passbildern angefangen“. Erst später, als sein Meister Urlaub hatte, schlug seine Stunde. „Ich sollte Theaterdarsteller für ein Poster fotografieren.“ Fünf Filme, die seinerzeit noch teuer waren, gestand ihm sein Ausbilder zu. Detlef Wunberger verschoss zehn. „Die anderen fünf habe ich aus meiner Tasche bezahlt.“
Früher saßen oder standen alle stocksteif auf den Fotos.
Detlef Wunberger
Heute, wo er längst selbst Fotografenmeister ist, sei das alles anders. Während in seiner Ausbildung noch der chemische Prozess der Entwicklung im Vordergrund stand, sei es nun die Kreativität bei den Aufnahmen. „Früher saßen oder standen alle stocksteif auf den Fotos.“
Um die Anzahl der Filme muss er sich aber nicht mehr sorgen. Hunderte Fotos passen auf eine Speicherkarte. „Früher war das eine Materialschlacht.“ Im digitalen Zeitalter gelte es, sich jeden Tag mit Ideen zu beweisen, um am Markt zu bleiben. „Das ist eine Herausforderung.“ Schließlich hat jeder mit seinem Smartphone eine eigene kleine Kamera in der Tasche.
Und war zu seiner Lehrzeit das Fotostudio unersetzlich, sei er heute eher ein Wanderfotograf, wie etwa zu den Anfängen der Fotografie im 19. Jahrhundert. Und apropos Anfänge: Sein altes Fotolabor will er bald wieder reaktivieren und noch einmal Dunkelkammermensch sein.
Krankenschwester Kathrin Schulz
Für Kathrin Schulz stand als Jugendliche fest, dass sie auf keinen Fall Krankenschwester wird. Mutter, Schwester und Schwager arbeiteten in der Krankenpflege. „Ich habe mitbekommen, dass sie oft ziemlich k.o. waren, wenn sie nach Hause kamen“, erzählt sie. Nachdem sie als Schülerin Ferienarbeit im Krankenhaus machte, festigte sich ihr Entschluss und sie lernte Friseurin.

Mit 24 Jahren erfolgte ein Umdenken. „Da hatte ich eine gewisse Reife und überlegte, dass ich gern mit Menschen umgehe“, erzählt die heute 50-Jährige. Kurzerhand bewarb sie sich um eine Ausbildung zur Krankenschwester in Salzwedel und wurde prompt angenommen. Keine Selbstverständlichkeit damals, gab es noch 200 Bewerbungen. Voller Ehrgeiz stürzte sie sich in die theoretischen Grundlagen der einzelnen medizinischen Fachbereiche und schloss, sehr zur Freude ihrer Mutter, mit Bestnoten ab.
Ich war total aufgeregt.
Kathrin Schulz
An den ersten Tag als Schwesternschülerin „auf Station“ kann sie sich noch gut erinnern: „Ich war total aufgeregt.“ Doch das legte sich bald. An der Seite erfahrener Schwestern erwarb sie die praktischen Fähigkeiten und denkt gern an die schöne Gemeinschaft zurück. Das ist inzwischen 26 Jahre her, und Kathrin Schulz qualifizierte sich weiter, ist heute Stationsleiterin. Was ist aus der Lehrzeit geblieben? „Die Liebe zum Beruf“. Der hat sich in fast drei Jahrzehnten gewandelt. Der Dokumentationsaufwand ist gestiegen, moderne Medizintechnik und Ausstattung machen einiges leichter. Nicht verändert hat sich die Hinwendung zu den Patienten. Für sie da zu sein, bleibt der wichtigste Aspekt in ihrem Job.
Der Alltag sei heute genau wie damals abwechslungsreich, aber oft auch anstrengend. Die Personaldecke ist dünn, es fehlt an Fachkräften. Sie könne jungen Leuten mit gutem Gewissen empfehlen, in die Krankenpflege einzusteigen. Es sei ein schöner Beruf mit Zukunft. Die voranschreitende Digitalisierung bringe auch in der Pflege viele Vorteile, so beim Senken des bürokratischen Aufwands.
Bestatter Wolfgang Müller
Bestatter Wolfgang Müller (67) ist in Salzwedel ein bekanntes Gesicht. Vielen dürfte allerdings nicht bekannt sein, dass die berufliche Laufbahn Müllers nicht in einem örtlichen Bestattungsinstitut begann, sondern auf einer Autobahnbaustelle.

„Das müsste 1969 gewesen sein“, ist er selbst nicht mehr ganz sicher, wann sein erster Arbeitstag nach der Schulzeit begann. „Ich habe Tiefbaufacharbeiter gelernt“, erzählt der 67-Jährige. Damals hätten ihn die Werber der Großbetriebe gelockt und so landete Wolfgang Müller in einer Brigade des VEB Autobahnbaukombinates Magdeburg. „Wir waren auf den Baustellen der Autobahnen Leipzig-Dresden oder Berlin-Rostock eingesetzt“, erzählt er.
Achtung, Anstand und Höflichkeit.
Wolfgang Müller
Am 1. Arbeitstag der Ausbildung habe es in Magdeburg einen großen Empfang für die rund 60 Auszubildenden seines Jahrgangs gegeben. „Dort wurden uns unsere Lehrkräfte vorgestellt.“ Bleibende Erinnerung hinterließ während der Ausbildung ein Vorarbeiter. „Der Mann hatte nur noch einen Arm, konnte aber schneller mauern als wir alle. Da hatten wir großen Respekt“, sagt Müller. Damals war das Kombinat auch für den Bau der Raststätten an der Autobahn zuständig. Und ein Satz eines Lehrmeisters, der für ihn heute noch im Beruf gilt, blieb besonders haften: „Man kann so lange zur Schule gehen, wie man will. Doch wenn du nicht mit den Augen arbeitest und etwas lernst, dann wird man es nie zu etwas bringen.“
Doch wie wurde Wolfgang Müller später zum Bestatter in Salzwedel? „Das Dienstleistungskombinat hatte schon immer seinen Sitz hier in der Breiten Straße“, berichtet er. „1979 wurde ein Kraftfahrer gesucht, da hab ich mich beworben – ohne zu wissen, was ich dort fahren sollte“. Nach und nach habe er dann alles Wichtige für den neuen Beruf gelernt. Über 30 Jahre ist der Betrieb nun privat. „Und das habe ich bis heute nicht bereut“, sagt Müller, der mit „Achtung, Anstand und Höflichkeit“ Menschen in schweren Stunden zur Seite steht.
Augenoptikermeisterin Pamela Katzsch

An ihren ersten Ausbildungstag vor 27 Jahren kann sich Augenoptikermeisterin Pamela Katzsch nicht mehr genau erinnern. „Das liegt wohl daran, dass ich schon als Kind viel Zeit mit Brillen verbracht habe“, vermutet Pamela Katzsch. Ihr Vater hatte ein Augenptikergeschäft in der Salzwedeler Burgstraße. „Ich bin da hineingewachsen, deshalb war die Aufregung nicht so groß, als ich meine Ausbildung begann“, sagt sie.
Nach dem Abitur stand für sie fest, dass sie eine Ausbildung zur Augenoptikerin machen will und später ihr Wissen mit dem Studium zur Augenoptikmeisterin ergänzen wird. Bereut hat sie diese Entscheidung nie, wie sie sagt. „Es ist ein abwechslungsreicher Beruf mit vielen Facetten und Weiterbildungsmöglichkeiten“, findet Pamela Katzsch. Die zentrale Fähigkeit, die sie dort gelernt hat und auch heute noch alltäglich nutzt, ist die handwerkliche Fertigung von Brillen. „Dazu gehört das Schleifen von Brillengläsern von Hand, das Montieren und Richten von Brillen“, sagt Katzsch.
Die Brillenmode ist in einem ständigen Wandel.
Pamela Katzsch
Natürlich hätte sich auch in ihrem Berufszweig mit den Jahren vieles verändert. „Die Brillenmode ist in einem ständigen Wandel. Aber auch die Beschichtungen der Brillengläser sind anders geworden und es gibt heute mit den sogenannten Multifokal-Linsen einen ganz anderen Typ von Kontaktlinsen“, erklärt sie. Diese Art der Linsen würde das Sehen auf unterschiedliche Entfernungen unterstützen.
Mit dem relativ neuen Berufszweig des Optometristen ist es für Augenoptiker zudem möglich, eine Spezialisierung im Erkennen der häufigsten Augenerkrankungen zu finden.
Obwohl die Verdienstmöglichkeiten in dieser Branche interessant sind, konnte die Firma Apel dieses Jahr keinen Auszubildenden finden, und das trotz Werbung für den interessanten Beruf, bedauert die Salzwedeler Augenoptikermeisterin.