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Betrug Gesundes Misstrauen zahlt sich aus

Eine Fleetmarkerin wollte Reinigungsarbeiten in Auftrag geben und geriet an eine angebliche Firma. Sie ging nicht auf die Verlockungen ein.

Von Christian Ziems 25.06.2020, 13:07

Fleetmark / Altmark l Flyer mit verschiedenen Firmennamen, auf denen vorgegeben wird, sie hätten ihren Sitz in der Altmark, kursieren derzeit. Trotz aller schriftlichen und in mündlicher Form gemachten Versprechungen ist Vorsicht geboten. Diese Erfahrung hat Rita Cochanski aus Fleetmark gemacht. Sie investiert in ihr Haus und wurde auf das Angebot einer Firma, die in Osterburg beheimatet sein soll, aufmerksam. Dabei geht es konkret um Dach- und Pflasterreinigung.

Die Fleetmarkerin möchte einheimische Firmen unterstützen und wählte die angegebene Nummer. Ein Herr am anderen Ende der Leitung wollte vorbeischauen und übte Druck aus, dass alles schnell geschehen müsse. Vor Ort hieß es dann, für 8900 Euro werden zwei Hausdächer und eine Pflasterfläche gereinigt. Das war der Altmärkerin zu teuer. Daraufhin fragte der angebliche Firmeninhaber, was sie denn bezahlen wolle. Rita Cochanski wurde misstrauisch und wollte wissen, nach welchen Richtlinien der Preis entsteht. Schließlich einigten sich beide auf 5100 Euro.

Die Kundin sollte aber mit niemanden über den „ach so tollen Deal“ sprechen. Gleich am nächsten Morgen war der Beginn der Arbeiten anvisiert. Rita Cochanski fühlte sich überrumpelt und forderte einen Aufschub. Nach Rücksprache mit einen Nachbarn sowie einem ehemaligen Mitschüler war sich die Fleetmarkerin sicher, da stimmt was nicht. Sie sagte bei dem Herrn, der sich als Firmeninhaber vorgab und mit einem Auto mit Wiesbadener Kennzeichen vorfuhr, ab. Dieser sprach vom „größten Fehler Ihres Lebens“.

Später bettelte er Rita Cochanski förmlich an, doch wenigstens das Pflaster von ihm reinigen zu lassen. Auch eine Ratenzahlung wurde vorgeschlagen. Nach der erneuten Absage legte der Mann auf, um schließlich noch einmal bei ihr anzurufen. Seine Forderung: Er wollte Kilometergeld für 80 Kilometer Anfahrt. Darauf ging die Altmärkerin ebenfalls nicht ein. Ihr ließ die Angelegenheit einfach keine Ruhe, denn der angebliche Firmensitz in Osterburg liegt nur etwa 60 Kilometer von Fleetmark entfernt. Sie schaute sich vor Ort um und entdeckte in der Biesestadt an der angegebenen Adresse eine Gewerbefläche, die zu vermieten ist – keine Spur von der angeblichen Firma.

Rita Cochanski möchte andere Menschen warnen. Sie hat auch Anzeige bei der Polizei erstattet und einen weiteren Flyer entdeckt, der mit ähnlichen Angeboten aber einem anderem Firmensitz versehen ist.

Polizeikommissar Stefan Kurschel vom Salzwedeler Revier empfiehlt, vorsichtig zu sein. Bislang wurde der Fleetmarker Fall bekannt, weitere noch nicht. Anja Recklebe, Leiterin der Verbraucherzentrale Salzwedel, spricht von immer mal wieder aufkommenden Betrugsversuchen. Derzeit ist es Stein- und Dachreinigung, vor einiger Zeit wurde auf ähnliche Weise für Teppichreinigung in der Altmark geworben.

Um auf Betrugsversuche nicht hereinzufallen, gibt sie Hinweise. Dazu gehört, mehrere Angebote von einheimischen Betrieben einzuholen, um Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Auch Rücksprachen mit der Handwerkskammer sind möglich. Dort lässt sich klären, ob die Unternehmen tatsächlich ihren Sitz in der Umgebung haben. Besonders wichtig sei ein gesundes Misstrauen. Wer Unsicher ist, kann sich an die Verbraucherzentrale wenden. Trotz Einschränkungen in der Corona-Krise, gibt es Beratungsmöglichkeiten. Termine werden für Sachsen-Anhalt unter folgender Telefonnummer organisiert: 0345/292 78 00.