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Bohrschlammdeponie Demonstranten wollen Entsorgung

Etwa 300 Menschen haben am Sonnabend während einer Demonstration den Rückbau der Bohrschlammdeponie Brüchau gefordert.

Von Uta Elste 16.10.2017, 01:01

Brüchau l „Das Gift muss verschwinden“, sagte Regina Meine. Die Brüchauerin war wie etwa 300 weitere Teilnehmer am Sonnabend zum Eingang der Bohrschlammdeponie gekommen, um der Forderung nach der Entsorgung der eingelagerten Stoffe Nachdruck zu verleihen. Ihr kleiner Enkel Tyler Schieske (4) gehörte zu den Teilnehmern, die der Aufforderung der Organisatoren gefolgt waren und eine Schaufel mitgebracht hatten. „Giftschlammgrube ausbaggern!“ hatten die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) Saubere Energie und Umwelt sowie Anwohner der umliegenden Orte als Thema ausgegeben.

Während sich Männer, Frauen und Kinder vor dem Eingangstor sammelten, hatte sich auf dem gegenüberliegenden Acker eine Formation aus Traktoren und landwirtschaftlichen Fahrzeugen aufgestellt, an denen Transparente mit Forderungen wie „Giftmüll raus aus Brüchau“ oder „Schützt unser Grundwasser“ angebracht waren.

„Auf die Idee sind wir nach der Ortschaftsratssitzung in Kakerbeck gekommen“, berichtete BI-Sprecher Christfried Lenz. Dass am Ende zahlreiche Landwirte mit etwa 30 Traktoren auf dem Acker standen, sei dem Engagement von Jürgen Bammel aus Brüchau zu verdanken.

Bevor Politiker das Wort ergriffen, erläuterte BI-Mitglied Dr. Ernst Allhoff den Anwesenden die gesundheitlichen Folgen des Kontaktes mit radioaktiven oder Stoffen wie Benzolen oder Toluolen. Diese würden Krebserkrankungen in nahezu allen Organen des menschlichen Körpers verursachen. Quecksilber und vor allem seine Dämpfe wirken sich negativ auf das Gehirn aus.

Um die Gefährlichkeit der Stoffe zu unterstreichen, trugen viele Teilnehmer am Sonnabend Schutzanzüge, teilweise auch Mundschutz oder Gasmasken.

Ortsbürgermeister Ulf Kamith erinnerte daran, dass der Ortschaftsrat in einer Resolution die Beseitigung der Grube fordert. Er bat den Landtagsabgeordneten Uwe Harms (CDU), diese Resolution auch weiter in das Magdeburger Parlament zu tragen.

Uwe Harms erinnerte daran, dass für Altlastenbeseitigung bereits ein Sondervermögen von damals einer Milliarde D-Mark bereit gestellt wurde. Auf den Zwischenruf, dass für die Beseitigung das Verursacherprinzip gelten solle, verwies er darauf, dass es zwischenzeitlich mehrere Eigentümer gegeben habe, die große Gewinne erzielt und auch viel Steuern bezahlt hätten.

Für eine Beräumung der Deponie wagte Harms eine grobe Schätzung von 5 Jahren bei Kosten von 20 Millionen Euro. Es gebe zwei Deponien in Sachsen-Anhalt, die geeignet seien, die Stoffe aus dem sogenannten Silbersee aufzunehmen. Ortsnamen nannte Harms allerdings nicht. In Sachen Brüchau müssten sich die Politiker spätestens zur nächsten Landtagswahl an ihren Taten messen lassen.

B90/Grüne-Landesvorsitzender Christian Franke begrüßte eine Untersuchung, deren Ergebnisse zeigen sollen, was sich alles in der Deponie befindet. Das sei entscheidend für eine bestmögliche Entsorgung. „Lassen Sie sich nicht sagen, es gehe ums Geld. Es sind genug Rückstellungen da“, legte er den Anwohnern ans Herz.

„Ich habe nie verstanden, warum die Deponie nach der Wende überhaupt weiter betrieben wurde“, sagte Andreas Höppner. Er bat die Teilnehmer der Demonstration, weiter Druck zu machen. Denn er habe das Gefühl, dass die Deponie einfach nur abgedeckt werden solle. Doch für die Entwicklung der Altmark sei es wichtig, dass die Abfallgrube verschwindet.

Protestrufe einiger Demonstranten gab es, als der AfD-Landtagsabgeordnete Robert Farle das Wort ergriff. Dieser erinnerte daran, dass die AfD zur Landtagssitzung Anfang Mai einen Antrag zum Rückbau und zur Renaturierung der Deponie eingebracht hatte. Deponiebetreiber Engie müsse zur Kasse gebeten werden.

Jürgen Bammel erinnerte sich an Zeitungsartikel aus den 1980er Jahren, in denen der damalige Direktor des volkseigenen Erdöl-Erdgasbetriebes die Dichtheit der Deponie nicht garantieren konnte. Das könne wohl heute nicht anders sein. „Auf was warten wir noch? Unsere Kinder wollen hier doch auch noch 80 Jahre alt werden“, rief er den Anwesenden zu.

Das Motto der Demonstration „Giftschlammgrube ausbaggern“ wurde zum Abschluss symbolisch umgesetzt.