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Kultur Corona-Angst führt zu Konzert-Aus

Aus Sorge vor einer Corona-Infektion sagt der lettische Chor „Skanda“ seine Reise nach Salzwedel. Weitere Veranstalter sind verunsichert.

12.03.2020, 00:00

Salzwedel l Immer mehr Infizierte in Sachsen-Anhalt, aber noch kein einziger Fall in der Altmark. Dennoch sorgt auch in Salzwedel der Umgang mit dem Coronavirus für Unsicherheiten bei Kultur- und Sportvereinen. Einen Verein hat es bereits besonders hart getroffen: das Chorensemble Zaunkönige. Für das Wochenende vom 21. und 22. März hatten die Sänger zwei Konzerte mit dem lettischen Frauenchor „Skanda“ geplant. Die Letten sagten die Reise in die Altmark am Montagabend (9. März) allerdings ab. „Der Chorleiterin war die Sache zu heiß“, berichtete Klaus Köhler von den Zaunkönigen. In Lettland stehe Deutschland „auf der roten Liste“ in Sachen Corona, meinte der Chorsänger.

„Die beiden geplanten Konzerte in Lagendorf und Salzwedel sind ersatzlos gestrichen“, berichtete Köhler, nachdem der Chor am Dienstag (10. März) über das weitere Vorgehen beraten habe. Nun müssen die Organisatoren, die seit 2019 viel Einsatz in die Vorbereitung gesteckt hatten, auch bei den Herbergen für die lettischen Gäste absagen. Bereits gekaufte Karten können im Kunsthaus zurückgegeben werden.

Im Kunsthaus wird das Thema Hygiene bei Veranstaltungen nun groß geschrieben. „Von einer Krise zu sprechen, halte ich aber für überzogen“, meinte Achim Dehne aus dem Vorstand der Kunststiftung. Dennoch habe man im Team überlegt, die Eröffnung der neuen Sonderausstellung des Cartoonisten Beck abzusagen. Doch davon sei man abgerückt. „Wir werden die Besucher nun so leiten, dass alle die Möglichkeit haben sich die Hände zu waschen“, erklärte Dehne. Er wünscht sich ein volles Haus zur Eröffnung, doch jeder könne natürlich für sich entscheiden, ob er hingehe oder nicht.

Allerdings sorgt die Angst vor der Viruserkrankung im Kunsthaus bereits für wirtschaftliche Schäden. So hat die Deutsche Bahn eine größere Veranstaltung abgesagt.

Entspannter sieht Holger Neumann vom SV Eintracht Salzwedel die Thematik Coronavirus. Während Bundesliga und Champions League vor leeren Rängen über die Bühne gehen, die 3. Liga zwei Spieltage verschiebt, wird das Derby am Sonnabend in Liesten mit Fans am Spielfeldrand ausgetragen. „Da werden sicher ein paar hundert Leute sein, aber es ist ja an der frischen Luft“, meint Neumann. Allerdings gibt es vom Fußballfachverband Altmark West seit gestern einen Rat an die Spieler bei allen Partien: Sie sollen das Abklatschen vor und nach dem Spiel unterlassen.

Auch Andreas Lenz, Geschäftsführer des Kreissportbundes, geht davon aus, dass der Fußballspielbetrieb durchgezogen werde. Sportveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern seien in der Altmark selten. Ansonsten gebe es Gespräche mit dem Altmarkkreis.

Im Blick hat Lenz aber bereits das Firmen- und Familiensportfest am 1. Mai im Werner-Seelenbinder-Stadion in Salzwedel. „Das würde uns betreffen“, sagt Lenz, doch derzeit würden die Planungen noch ganz normal laufen. Das bestätigte auch Kathrin Pfannenschmidt, Vorsitzende des Mitausrichters SV Eintracht Salzwedel, am Montag während einer Veranstaltung der Sparkasse in der Alten Münze.

Bei der Salzwedeler Tafel kommen weiterhin Menschen aus rund 120 Haushalten zur freitäglichen Ausgabe an die Schillerstraße. „Das behalten wir auch so bei“, meint Helmut Harzer. Während andere Tafeln im Bundesgebiet bereits über mangelnde Versorgung mit haltbaren Lebensmitteln klagen, sei die Lage in Salzwedel völlig normal. „Etwas knapp ist es bei Obst und Gemüse“, berichtet Harzer, aber das sei im Winter „immer so“.

Normal läuft auch der Betrieb im Salzwedeler Filmpalast. „Es ist alles entspannt hier“, sagte Barbara Bode am Montag (9. März) im Gespräch mit der Volksstimme. Bisher habe sie keine Besucherrückgänge registriert und niemand habe bisher Karten zurückgeben wollen.

Das kann auch Stadtsprecher Andreas Köhler für das Kulturhaus weitergeben. „Momentan ist kein spürbarer Rückgang bei den Kartenverkäufen zu verzeichnen“, berichtet er nach Rücksprache mit dem Kulturamt. Allerdings hätten Besucher vereinzelt schon nachgefragt, ob die Veranstaltungen tatsächlich stattfinden. Die Stadt selbst beabsichtige derzeit kein Event abzusagen. „Das Bundesgesundheitsministerium hat die Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern empfohlen“, sagt der Stadtsprecher. Das Kulturhaus liege aber weit unter der genannten Grenze. Bei einer Neubewertung der Risikolage werde entsprechend reagiert.

Unterdessen teilt die Industrie- und Handelskammer gestern mit, dass das für den 19. März in der Alten Münze geplante Unternehmertreffen „IHK-Dialog Altmark“ abgesagt wurde. „In der jetzigen Situation ist es wichtig, die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen“, heißt es.