Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Buckau statt Australien: Wie dieser Magdeburger Unternehmer durchstartete
Die Glaserei Schwan in Magdeburg ist ein traditionsreicher Handwerksbetrieb. Ihr Chef Ingmar Schwan fordert mehr Mut und einen entschlossenen Blick nach vorn.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Ingmar Schwan, Geschäftsführer der Magdeburger Glaserei Schwan.
Der Firmenname Schwan war schon zu DDR-Zeiten vielen Magdeburgern ein Begriff. Vor allem in Buckau wusste man ganz genau, wo man den traditionsreichen Laden für Bildereinrahmungen und vieles mehr findet. Die ebenfalls schon bestehende Bauglaserei lief eher so nebenbei, erinnert sich Ingmar Schwan, der heutige Geschäftsführer der Schwan Glaserei und Glasbau GmbH: „Nach der Wendezeit hat sich das Augenmerk des Familienbetriebes immer mehr in Richtung der Glaserei verändert. So wie man sie heute kennt, ist sie allerdings erst seit den 2000er Jahren“ beziehungsweise seitdem der Junior die Leitung übernommen und das Portfolio des Unternehmens noch einmal deutlich verändert und erweitert hat.
Beim Fall der Mauer 1989 war dieser allerdings erst zehn Jahre alt und ein ziemlicher Wirbelwind, wie er selber sagt. Zu Westdeutschland hatte er schon immer Kontakte, da ein Teil der Familie vor der Grenzschließung in den Westen gegangen war und es neben gegenseitigen Besuchen auch regelmäßig die heißgeliebten „Westpakete“ gab.
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Nach Beendigung der Schule absolvierte er seine Glaserausbildung und reiste dann mit der Marine um die halbe Welt. „Ich habe traditionell meinen Wehrdienst gemacht und hatte das Glück, auf der Gorch Fock zu landen. Das war eine spannende Zeit.“ Danach ging er kurzzeitig zurück in den elterlichen Betrieb, bevor er im Zuge seiner Meisterausbildung noch einmal das Familienunternehmen verließ. „Früher waren auch Glaser auf der Walz“, erzählt er. „So ist auch mein Ururgroßvater und Gründer des Familienbetriebes 1871 in Magdeburg gelandet.“ Diese Zeit an anderen Orten, Ländern und Kontinenten hat er sehr genossen und seinen „Horizont immer wieder erweitert“.
Beinahe ging es nach Australien
2007 wäre er dann fast ganz nach Australien ausgewandert, denn die deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit, Schnelligkeit, Qualität und Effizienz sind gerade im Handwerksbereich weltweit gefragt. Doch manchmal nimmt das Leben spontan eine andere Wendung und man muss sich neu entscheiden.
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„Es standen mir damals alle Möglichkeiten offen“ blickt er noch immer mit ein bisschen Wehmut zurück. „Aber ich habe mich dann doch für das entschieden, wovon ich die meiste Ahnung hatte und was mir als Verantwortung in die Wiege gelegt wurde.“
Grundstück zur Erweiterung gesucht
Er krempelte die Ärmel hoch, entwickelte neue Ideen und Produkte, suchte ein neues Grundstück zur Erweiterung und holte so das Familienunternehmen in der fünften Generation aus dem „Dornröschenschlaf“. Seitdem ist die Glaserei Schwan im Buckauer Straßenbild präsent und auch aus der Magdeburger Handwerkslandschaft nicht mehr wegzudenken. Als junger Unternehmer steht er für moderne und innovative Produkte. Dabei ist es ihm trotz Wachstum und Weiterentwicklung wichtig, seiner Firmenphilosophie treu zu bleiben und das Miteinander aufrecht zu erhalten.
Gute Handwerker werden immer gebraucht
Davon unabhängig tritt er überaus selbstbewusst auf und weiß um seine Leistungen und Möglichkeiten: „Wir haben mittlerweile mehr als genug Aufträge, denn gute Handwerker werden immer gebraucht.“ Wenn er heute durch die Stadt fährt und sieht, wo er überall mitgewirkt hat, dann erfüllt ihn das mit Stolz. „Wir haben unseren Beitrag geleistet, damit die Stadt noch lebenswerter wird.“
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Dies alles wäre ohne den Fall der Mauer aber nicht möglich gewesen, ist er sich sicher. So wie er seinen Familienbetrieb zu neuem Leben erweckt hat, so haben sich auch sein Stadtteil und ganz Magdeburg gewandelt. „Wenn man immer vor Ort ist, fallen einem die Veränderungen gar nicht so auf, aber Familie und Freunde, die nur alle paar Jahre zu Besuch kommen, sind jedes Mal total überrascht.“
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Er mag vor allem das Miteinander und die kurzen Wege in Magdeburg. Für die Zukunft wünscht er sich, dass wir alle wieder mehr Mut haben, nach vorn schauen und uns zu Machern entwickeln. „Dafür müssen wir über den eigenen Tellerrand blicken und offen sein für Veränderung“, ist er überzeugt. Dann werden wir nicht nur nach innen eine Einheit, sondern auch nach außen wieder die Vorreiter, die wir früher waren. „Denn ich bin selber meines Glückes Schmied und wer weiß, was das Leben noch so bringt.“