Corona-Pandemie Untätigkeit statt Hochbetrieb in Salzwedel
Die Einschränkungen bremsen die Gastronomie fast komplett aus. Für die Mitarbeiter bedeutet das ungewollte Freizeit und Verdienstausfall.
Salzwedel l Weihnachtsfeiern, ein festliches Essen im Restaurant mit Freunden und Familie, die Glühweinrunde in der Kneipe nach Feierabend mit den Kollegen – in der Adventszeit brummt das Geschäft in der Gastronomie. Nicht in diesem Jahr. Die meisten Beschäftigten sind in Kurzarbeit, wie eine Umfrage unter Salzwedeler Gastronomen ergab.
Auch Maik Breitenbach, Küchenchef im Restaurant von Einar Krause in Salzwedel ist zu Hause, anstatt Festagsmenüs zuzubereiten. „Ich würde viel lieber arbeiten“, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme. Die erste Woche sei es noch ganz angenehm gewesen, mal Zeit zu haben, es habe sich wie Urlaub angefühlt. Aber inzwischen „fällt mir die Decke auf den Kopf.“ Auch wenn es in der Vorweihnachtszeit im Restaurant und in der Küche immer turbulent und manchmal auch stressig zugehe, vermisse er seine Arbeit sehr. „Ich bin eben immer mit Leib und Seele dabei“, meint der Koch.
Mit den ersten Weihnachtsfeiern im November fange es langsam an und gehe im Dezember dann richtig zur Sache. Das habe für die Familie immer bedeutet, zurückzustecken. Zumal seine Frau auch in der Gastronomie arbeitet. „Aber darum haben wir uns nie einen Kopf gemacht und dann später, wenn es wieder ruhiger war, zusammen die Zeit genossen“, erzählt er. Gerade das Vorweihnachtsgeschäft habe ihn und seine Kollegen gefordert und das mache ihm Spaß. Ihm fehle auch die Anerkennung der Gäste für gelungene Buffets oder Menüs und der Kontakt zum Team.
Er wisse momentan nicht so richtig was mit sich anzufangen und hoffe darauf, dass er mit Weihnachtsgerichten zum Abholen, wieder ein bisschen durchstarten kann. Auch sorgt er sich um die älteren Gäste, für die das Essen mit der Familie oder Bekannten an den Festtagen ja auch für Geselligkeit und soziale Kontakte gesorgt hat. „Ob die jetzt wegen Corona allein zu Hause sitzen und sich vielleicht gar nichts Schönes kochen können?“, fragt er sich.
So wie Maik Breitenbach geht es nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) 900 Gastronomie-Beschäftigten im Altmarkkreis. Der Lockdown für die Branche treffe nicht nur die rund 130 Unternehmen mit voller Wucht, sondern bringe auch die Arbeitnehmer in existentielle Nöte. Köche, Kellner und Hotelangestellte hätten seit dem Frühjahr mit massiven finanziellen Einbußen aufgrund der Kurzarbeit zu kämpfen. Wegen der meist niedrigen Löhne im Gastgewerbe und des fehlenden Trinkgeldes seien bei vielen die Reserven aufgebraucht. „Das Geld reicht kaum mehr für die Miete – von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen“, erklärt Holger Willem, Geschäftsführer der NGG-Region Magdeburg in einer Pressemitteilung.
Die Gewerkschaft fordert deshalb die Bundesregierung auf, den Beschäftigten im Gastgewerbe eine Corona-Sofort-Nothilfe in Höhe von 1000 Euro zu zahlen. Es würden Milliarden ausgegeben, um eine Pleitewelle bei Firmen zu verhindern, da dürften die Mitarbeiter der Gastronomie nicht im Regen stehen gelassen werden. Die Auszahlung der Unternehmenshilfen sollte an den Erhalt von Arbeitsplätzen geknüpft werden. „Es darf nicht sein, dass sich Wirte und Hoteliers jetzt 75 Prozent des Vorjahresumsatzes erstatten lassen und wenig später ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen“, unterstreicht Willem.
Die Unternehmen müssten die historisch einmalige Krise gemeinsam mit den Beschäftigten durchstehen – nicht zuletzt, um Fachkräfte zu halten. Ein Weg könnte die Einführung eines „Mindest-Kurzarbeitergeldes“ sein, erklärt der Gewerkschafter. Es könne dabei helfen, die Einkommenseinbußen im Niedriglohnsektor gering zu halten. Die Hans-Böckler-Stiftung hatte dabei die Summe von mindestens 1200 Euro ins Spiel gebracht.