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Coronavirus Querdenker ziehen durch Salzwedel

Für die Teilnehmer der Veranstaltung ergeben die Maßnahmen gegen Covid-19 keinen Sinn und die Regierung trägt Schuld.

Von Tobias Hofbauer 06.12.2020, 23:01

Salzwedel l Die Corona-Pandemie belastet die Gesellschaft – seit vielen Monaten. Das führt zu Frust. Und so scheint der Schuldige für die Situation schnell gefunden: „Die Regierung mit ihrer ‚Corona-Dikatur‘ kriminalisiert Nähe, Verbundenheit und Freundschaft. Das muss aufhören“, fordert ein Redner am Sonnabend auf einer Querdenker-Demo in Salzwedel, wo viele Teilnehmer dann lieber doch nicht fotografiert werden wollten. Etwa 90 bis 100 Menschen liefen bei der Kundgebung gegen die Maßnahmen nach Polizeiangaben mit. Ein Teilnehmer spricht von etwa 200.
Die Route führte dabei von der Katharinenkirche durch das Stadtzentrum, bis zur Marienkirche und wieder zurück. Da der „Lockdown-light“ nun verlängert wurde, bedeutet das unter anderem für Künstler und Gastronomen weiter Stillstand. Allerdings wollte ein Demo-Teilnehmer darin einen göttlichen Plan erkannt haben: „Gott will, dass wir aufwachen!“ Er sei ein freischaffender Künstler, der sein Geschäft nach der Wende selbst aufgebaut habe, seit März sei es aber nun geschlossen und daran werde sich nichts ändern.
Des Weiteren stellten die selbsternannten Querdenker die Verhältnismäßigkeit der Schutzmaßnahmen in Frage. So heißt es in einem Redebeitrag: „Die Situation in den Heimen ist deswegen so schlimm, weil diese unter den Einschränkungen leiden.“ Zudem gebe es wohl keine Unterschiede zu einer Grippewelle. Viren und Bakterien gebe es schon immer, nichts womit das Immunsystem nicht fertig werde, hieß es.
Eine Passantin am Rande der Demo hatte eine ganz andere Meinung: „Nur weil die Veranstaltung an einer Kirche stattfindet und aufhört, heißt das nicht, dass auch Gott das gutheißt.“ Sie finde es unverantwortlich, eine gefährliche, zum Tod führende Krankheit zu verharmlosen. „Ich danke Gott für Menschen, die Impfstoffe entwickeln und erforschen“, sagte sie. Auch wenn es Nebenwirkungen gebe, so seien diese immer noch sicherer als Corona. Sie halte Abstand, damit sie länger etwas von ihren Lieben habe. Wie einer der Demoteilnehmer sagte, würden Veranstaltungen dieser Art nun jeden Sonnabend stattfinden.
 
 
 Kommentar
Von Tobias Hofbauer
Sie sagten, sie wollen Liebe verbreiten. Mir wurde allerdings klar zu verstehen gegeben, dass ich keine bekommen werde. Denn Kundgebung ja, aber erkannt werden auf Fotos oder namentlich einstehen möchte dann lieber doch keiner. Nur: Tritt man bei einer Demo nicht eigentlich für seine Überzeugung ein? Anonym wird bekanntlich im Netz genug gehetzt. Verstehe einer die Querdenker.