Musikfestival Die Punks kommen: Live-Musik am Salzwedeler Chemiewerk
Irokesen, laute Musik und viel Dosenbier: Das sind die Zutaten für das sogenannte „Drecksfest“. Salzwedel wird im Mai zur Punkhochburg Nordeutschlands. Bands aus diversen Teilen Deutschlands und den Niederlanden kommen in die Altmark.
Salzwedel. - Die Fenster raus, die Wände besprüht, das Objekt verwahrlost: das ehemalige Salzwedeler Chemiewerk, ein Schandfleck. Zumindest, bis Kunst ins Spiel kommt. Ob Lost-Places-Fotografie oder Musikveranstaltung. Das Smack-Festival lockte beispielsweise in den 2000ern vor den morbiden Betonklotz.
Das haben sich auch Nobby, Kurty und Tatjana gedacht. Sie gehören zum sich gründenden Verein SAP (Spaß am Punk), der mit dem „Drecksfest“ am 4. Mai zum zweiten Mal ein Festival auf dem Gelände organisiert. Sylt war gestern - der nächste Punk-Zug stoppt im Norden von Sachsen-Anhalt.
„Ursprünglich wollten wir in den Park des Friedens“, sagt Tatjana. Doch von der Idee hätten sich die drei schnell verabschiedet. Die Auflagen in der öffentlichen Parkanlage von Salzwedel seien zu groß. „Dann dachten wir an das Chemiewerk“, ergänzt Nobby. Mit Maik Rossat von Kupfermusik, der dort seinen Firmensitz hat, haben sie einen Fachmann vor Ort. Rossat, den viele nur Rossi rufen, findet das Vorhaben super: „Lass sie doch mal richtig den Punk rauslassen, hier stört es keinen.“ Strom, Infrastruktur – das sei alles kein Problem.
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„Beim ersten Mal, 2023, kamen rund 120 Punks aus ganz Deutschland und sogar Lettland“, erinnert sich Nobby zurück. Grund genug, eine zweite Auflage zu stemmen. „Es braucht in der Altmark Punk“, sagt er. „Nur ein paar Mal im Hanseat – das reicht nicht.“
Hungern müsse niemand, verdursten schon gar nicht. Ganz punkmäßig soll es Dosenbier geben. Wie sang schon die Kapelle „Illegal 2001“?: „Dosenbier macht schlau.“ Singen werden am 4. Mai am Chemiewerk einige. Neun Bands haben sich angekündigt. So wie „Stachel“ aus dem niederländischen Utrecht. „Die machen Punkrock“, sagt Nobby. Nicht so „Disreate“, die derben Grindcore aus Magdeburg nach Salzwedel bringen. Ganz anders „Nicki Smirnoff“ aus Berlin. „Das ist ein Liedermacher am Klavier“, erzählt Nobby weiter: Die Zuhörer erwarte bei ihm antifaschistische Texte. Härter gehe es dann bei „Zärschmätterling“ aus Wittenberg zu. „Das ist Geballer“, fasst er es zusammen. „Kultur-Rotze“ hingegen sei deutscher „Rotz-Punk“ aus Bitterfeld und „Umluft 180“ „Punkmusik wie aus dem Bilderbuch“. Dazu noch „Die Bockwurstbude“ (Frankfurt Oder) mit Oi-Punk, „DirtyTalk“ (Berlin) und „Die Lieben Löwen“ (Dortmund).
Die Besucher dürfen sich wohl auf jede Menge laute Musik, kunterbunte Menschen und kulturelle Abwechslung einstellen. Salzwedel wird damit einmal mehr seinem Ruf als Kulturhauptstadt der Altmark gerecht. Und genau da wollen die Altmärker von SAP ansetzen, szenetypische Musik in die Fläche holen, ein Musikprogramm abseits des Mainstreams live auf die Bühne bringen.
Eintritt zum Tagesfestival wird gegen 15 bis 20 Euro gewährt.