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Einwohnerkritik Auf löchrigem Weg nach Ferchau

Mechthild und Bernd Marx leben wie drei andere in der Siedlung Ferchau. Sie wünschen sich eine schlaglochfreie Zufahrt.

Von Anke Pelczarski 16.11.2020, 02:00

Ferchau l Wer von der Bundesstraße 248 bei Kuhfelde in Richtung Ferchau abbiegt, wird gleich vorgewarnt. Das Wort „Straßenschäden“ ist auf einem großen Schild zu lesen. Dann heißt es, das Tempo des Fahrzeuges zu drosseln. Erst geht es über eine Pflasterstrecke, die teilweise hochgedrückt ist, aber auch zahlreiche Löcher aufweist. Ab dem Waldrand rollt man über gesplitteten Untergrund, dem die Last von Forstfahrzeugen deutlich anzusehen ist. In den Pfützen, deren Tiefe nicht genau zu erkennen ist, spiegelt sich das Herbstlaub.

„Hier haben sich schon drei Leute die Ölwannen ihrer Fahrzeuge kaputt gefahren“, weiß Mechthild Marx, die den Zollstock eingesteckt hat. Bis zu zehn Zentimeter, so misst sie, sind die Schlaglöcher in der Nähe ihres Hauses tief. Schon vor Jahren hat sie einen Anlauf genommen, damit die Straße in einen vernünftigen Zustand versetzt wird. „Mir hätten auch Spurplatten gereicht“, sagt sie. Doch passiert sei noch nichts.

Im Gespräch mit Ratsmitgliedern habe sie erfahren, dass ein neuer Anlauf unternommen werden solle, um eine Förderung für den Weg zu erhalten. „Wir haben vor ein paar Wochen beim Bürgermeister vorgesprochen. Er hat uns gesagt, dass der Antrag vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Altmark (ALFF) abgelehnt worden ist“, berichtet Mechthild Marx. Er habe zu wenig Punkte erhalten, weil er keine Bedeutung habe, hieß es.

Das kann das Ehepaar nicht verstehen. „Wir wohnen zwar nur zu fünft in der Siedlung. Aber wir haben Kinder, Enkel, die uns besuchen wollen“, zählt Bernd Marx auf. Versorger wie die Post hätten bereits signalisiert, nicht mehr ob des schlechten Weges kommen zu wollen. „Unsere Nachbarin ist 76. Wenn sie oder ein anderer ärztliche Hilfe brauchen sollte, ist das für die Rettungskräfte auch nicht so einfach, in der vorgegebenen Zeit zu helfen“, ergänzt seine Frau.

Dabei lebe es sich gut in Ferchau. Hier habe es um 1900 sogar ein Mutter-Kind-Kurhaus gegeben, dank der guten Luft. „Waldbaden ist auch heute wieder aktuell“, sagt Mechthild Marx. Ihr Mann würde gern Gitarrenkurse geben. Doch Interessenten über die desolate Straße nach Ferchau zu locken, das gehe nicht. Das Ehepaar wünscht sich, dass im nächsten Jahr der Weg so befestigt wird, dass er vernünftig zu befahren ist.

„Ich sehe in unserer Zuständigkeit aktuell leider keine Möglichkeit, die Gemeinde Kuhfelde bei dem Bauvorhaben zu unterstützen“, teilt Christine Vodde, Abteilungsleiterin Agrarstruktur im ALFF, auf Nachfrage der Volksstimme mit. Der Förderantrag der Gemeinde Kuhfelde sei abgelehnt worden, da die erforderliche Mindestpunktzahl von 45 Punkten nicht erreicht worden sei. Es hätten nur 34 Punkte vergeben werden können. Auswahlkriterien seien beispielsweise, ob der Weg Ortsteile durch eine Umfahrung entlaste, dem Hochwasserschutz und der Gewässerentwicklung diene, Maßnahmen zum Biotopverbundsystem unterstütze, nennt sie einige Beispiele. Dabei handele es sich um eine Vorgabe der Europäischen Union. Touristisches Potenzial, ein weiteres Kriterium, konnte beim Bewerten nicht berücksichtigt werden, weil keine touristische Infrastruktur erschlossen werde. „Dieser Bereich ist für die Naherholung sicher so attraktiv wie viele Bereiche in der schönen Altmark. Der im Antrag angegebene Bismarckturm ist aber über andere Wege erschlossen“, schildert Christine Vodde. Die Förderrichtlinie würde das Verbessern der Wohnbedingungen der Bevölkerung nicht enthalten.

Die Abteilungsleiterin erinnert daran, dass die Gemeinde Kuhfelde bereits mehrere Anträge zur Förderung dieses Wegeabschnittes gestellt habe. Nach Ablehnung des neuerlichen Antrages sei durch das Bauamt der Verbandsgemeinde die Vergabe der Punkte auf Nachfrage der Kommune erläutert worden. „Ein Rechtsmittel wurde nicht eingereicht. Ich gehe daher davon aus, dass die Kommune dies nicht als erfolgversprechend angesehen hat“, informiert Christine Vodde. Bei der Bewertung des Antrages sei im Interesse der Gemeinde Kuhfelde bereits der Anschluss an die Gemarkung Eversdorf berücksichtigt worden, obgleich der Ausbau von der Waldkante bis Ferchau nicht förderfähig sei und ein Lückenschluss nicht wirklich entstünde.

Kuhfeldes Bürgermeister Günther Serien ist nicht glücklich über die Ablehnung. „Wir reparieren jedes Jahr die Stellen im Wald, die ausgefahren worden sind“, sagt er. Doch leider halte das nicht lange. Er verspricht jedoch, mit dem Gemeinderat weiter nach einer Lösung zu suchen, damit die Bewohner der Siedlung unbeschadet zu ihren Häusern kommen. Wie diese aussehen könnte, das stehe noch nicht fest.