1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Flugzeugbauer und Excel-Experten

Erwachsenenbildung Flugzeugbauer und Excel-Experten

Ihr Antrieb ist Erwachsenenbildung - und das seit 70 Jahren. Die angebotenen Kurse der Volkshochschule Salzwedel sind vielfältig.

Von Alexander Rekow 22.10.2018, 15:00

Salzwedel l Der Saal im Landratsamt in Salzwedel war fein hergerichtet, ebenso die Gäste aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Bildung, Kunst oder Wirtschaft. Anlass war der 70. Geburtstag der Volkshochschule (VHS). Mit einem Festakt wurde die Arbeit gewürdigt und die Wichtigkeit von vielen Seiten betont. Im Anschluss öffnete die Bildungseinrichtung für Erwachsene bei einem Tag der offenen Türen ihre Pforten.

„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung“, machte Landrat Michael Ziche mit einem Zitat des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy im Saal des Kreisgebäudes deutlich. Denn keine Bildung habe erhebliche volkswirtschaftliche Auswirkungen, sagte er: „Bildung ist eine Investition in die Zukunft“. Im Jahr 2017, so der Landrat, hätten mehr als 4000 Menschen diese „Investition“ auch wahrgenommen.

So wie Achim Dehne, Beirat der Kreisvolkshochschule. Er besucht aktuell einen Kurs in Kalligrafie, die Kunst des Schönschreibens. Zudem hatte er bereits in der Vergangenheit an Sprachkursen teilgenommen und demnach in seine Zukunft investiert.

Und gerade die Sprachkurse sind seit einigen Jahren gefragt. Sowohl die Leiterin der VHS, Cornelia Blödow, als auch der Landrat und weitere Redner betonten deren hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Schließlich leiste die VHS mit ihren Kursen einen erheblichen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen, hieß es von allen Seiten. Die Kurse seien gefragt und beliebt.

Doch die VHS bietet weit mehr als Sprachkurse. Malen, Bauen, Yoga, Kochen, Musizieren, Handwerk oder Filme drehen. Das sind nur eine handvoll Möglichkeiten, die sich Woche um Woche in Kursen erlernen lassen.

Oder eben die eigenen Kenntnisse nicht einstauben zu lassen. Das nutzt auch Gabriele Surma. Während des Festaktes im Kreisgebäude wurde sie noch mit Blumen und warmen Worten für ihr Engagement in den vergangenen Jahren als Dozentin geehrt. Das wurden noch einige mehr. Wenig später saß Gabriele Surma aber schon wieder an einem Computer in der Volkshochschule an der Karl-Marx-Straße. Die ehemalige EDV-Lehrerin der Berufsbildenden Schulen in Salzwedel möchte ihre Kenntnisse selbst auch frisch halten, betont sie. Und dabei gibt sie an Lernwillige ihr Wissen weiter.

Ebenso wie Volker Ahrends. Der Rentner wirkt alles andere als betagt und lehrt schon einige Jahre länger an der VHS – auch noch heute. Wohl auch deshalb gehörte er zu den Rendern des Festaktes und Vertrat die Dozenten. „Es ist ein großes Erlebnis, vom Sockel der Autorität wieder zum Schüler zu werden“, berichtet er von seinen Erfahrungen. So würden gestandenen Persönlichkeiten seine Kurse besuchen. Anfangs seien es nämlich vorwiegend Frauen gewesen. Später hätten auch Männer einsehen müssen, dass sie im zunehmenden Alter mit der Technik nicht mehr Schritt halten. Zudem hätten die Altersgruppen ab 50 aufwärts auch die sozialen Netzwerke und Smartphones für sich entdeckt. „Ohne IT (Anm. Red.: Informationstechnik) geht es nicht!“, brachte es der Ingenieur auf den Punkt. Die Welt befinde sich in einem Wandel. „Wir schauen was gebraucht wird“, sagte er. Daher werde der Kursinhalt den Bedürfnissen angepasst.

Einen der wohl außergewöhnlichsten Kurse an der VHS bietet Heinz Willich an. Unter dem Schwerpunkt Handwerk und Industrie 4.0, bietet er ein Trainingsprogramm mit den Schwerpunkten Projekt-Management, Lieferanten-Management und Qualitätsmanagement. Das wäre nur halb so interessant, ginge es dabei nicht um Flugzeuge des größten europäischen Herstellers „Airbus“, bei dem Willich 25 Jahre wirkte. Genau genommen, geht es um einzelne Komponenten. Heinz Willich kann sich sehr gut vorstellen, dass künftig Bauteile für Flugzeuge in altmärkischen Betrieben gefertigt werden könnten. „Ich möchte dafür begeistern.“ Mit Fertigungen für das Großunternehmen könnten regionale Unternehmen junge Arbeitskräfte in die Region locken, so Willich: „Aus der Altmark muss eine Jungmark werden!“