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Familienglück Ein Trio entdeckt die Welt

Für Sandra und Stefan Zimmer aus Jübar wird das Weihnachtsfest 2017 ein besonderes: Erstmals feiern sie mit ihren Drillingen.

Von Anke Pelczarski 24.12.2017, 00:01

Jübar l „Unser Leben steht Kopf. Es ist nicht mehr so, wie es mal war“, gesteht Stefan Zimmer. Kein Wunder: Am 10. Dezember 2016 schenkte seine Frau Sandra dem Trio Ludwig Gregor (geboren um 8.52 Uhr), Aileen Giulia (8.54 Uhr) und Oskar Nikolas (8.57 Uhr) in Wolfsburg das Leben. Die Leichtgewichte, die nach der Geburt zwischen 840 und 1240 Gramm wogen, kämpften sich ins Leben.

Mitte Februar war die Familie dann vereint in Jübar. „Aileen und Ludwig durften am 31. Januar nach Hause. Da hat sich Oskar, der noch auf der Intensivstation lag, dann beeilt, den Rückstand rasch nachzuholen“, erzählt Sandra Zimmer mit einem Augenzwinkern.

Bereits ab dem ersten Ultraschallbild habe festgestanden, dass es wohl drei Babys werden würden, erinnert sich die heute 29-Jährige. Erst ab der 20. Schwangerschaftswoche habe sie es richtig realisiert. „Da kam der Schreck“, gesteht sie. „Und ich habe mir ziemliche Gedanken gemacht: Wohnung, Auto und Mülltonne werden für diesen Kindersegen wohl zu klein sein“, ergänzt Stefan Zimmer.

Vor einem Jahr sei kein Weihnachtsgefühl aufgekommen. Da war das ständige Pendeln nach Wolfsburg, die Sorge, dass es alle drei Kinder schaffen. Die Babys waren so zart. Für Mama Sandra war es dennoch eine Sternstunde, als sie die Kleinen einen Tag nach der Kaiserschnitt-Geburt erstmals sehen und auch streicheln durfte. „Wir haben mit unseren Frühchen das Känguru-Prinzip genossen“, erinnert sich der heute 32-jährige Papa. Das heißt, die Kleinen lagen für eine gewisse Zeit auf der Brust der Eltern, spürten den Herzschlag, die Wärme, die Nähe. Das habe zusammengeschweißt. Und auch das erste Wechseln der Windel bei Ludwig im Brutkasten bleibt bei Stefan Zimmer in Erinnerung, weil diese gleich fünfmal wieder voll war...

Die Eingewöhnungszeit zu Hause sei schwierig und das Schlafdefizit groß gewesen. „Seit April bin ich wieder arbeiten. Zu dem Zeitpunkt hat es meine Frau tatsächlich geschafft, dass die Kleinen durchschlafen“, sagt er und blickt seine Sandra liebevoll an. Die Drillingseltern sind froh, dass sie nicht nur Unterstützung von Familie und Freunden erhalten, sondern dass sie vom Jugendamt eine Familienlotsin an ihre Seite gestellt bekamen. „Antje Uhlenbrock, die selbst vierfache Mutter ist, hat uns sehr geholfen, ein bisschen Routine in den Tag zu bringen“, bedankt sich die 29-Jährige. Da lässt sich auch fachsimpeln, wie mancher Handgriff mit einem Trick zügiger zu erledigen ist.

Nun sind die drei Kinder im Krabbel- und Entdeckeralter. Nichts ist vor ihnen sicher. „Unsere Kinder stehen auf Licht“, erzählt Stefan Zimmer. Die leuchtenden Sterne im Fenster betrachten sie mit viel Interesse.

„Mal sehen, wie der Weihnachtsbaum ankommt. Den werden wir vorsorglich in ein Laufgitter stellen, damit nichts passiert“, fügt er hinzu. Und auch Schnee haben die Drillinge schon kennengelernt. „Die Jungs waren eher skeptisch. Aber Aileen wollte alles genau erspüren“, sagt die Mama.

Ihre Tochter habe einen starken Willen. Sie findet momentan Ohrringe und Ketten interessant, Haare sehr begehrenswert. Und sie beobachtet sehr genau. „Sie ist entwicklungstechnisch am weitesten“, hat auch der Papa festgestellt, während das Töchterchen den Puppenwagen durch die Stube schiebt. Dann fängt sie an zu weinen: Das Drehen klappt noch nicht.

Oskar gucke sich alles von seiner Schwester ab, fährt Sandra Zimmer fort. Und Ludwig sei eher der Beobachtende. „Er war der letzte, der sich hingesetzt hat“, ergänzt sie. Die zwei Stammhalter würden richtig prima miteinander spielen. Und mittendrin wirbelt Familienhund Cessy, der den Alltag mit den Kindern sehr genießt.

Und noch eins haben die Eltern beobachtet: Während die Jungs beim Spaziergang mit dem Kinderwagen durchs Dorf schlafen, erzähle Aileen lautstark die neuesten Storys von zu Hause, berichtet Stefan Zimmer schmunzelnd, der sich freut, jetzt nicht mehr „nur Service-Personal“ zu sein. „Ich finde es schön, nun mit den Kindern spielen zu können, ihnen etwas vorzulesen, mit ihnen zu singen“, fügt er hinzu. Dem Trio gefalle alles, was Krach mache. „Das haben sie wohl von Papa“, stellt er schelmisch fest und erzählt über seine Baustelle, auf der die Flex schon mal Funken sprühe.

Auch wenn die Zähnchen noch fehlen: Das Essen schmeckt. Da gibt es schon Stulle, Brötchen und Obstbrei. „Spaghetti Bolognese ist das Lieblingsgericht von allen dreien. Da klappt die Mahlzeit wie am Schnürchen“, berichtet Stefan Zimmer.

Für die Jübarer Drillinge hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff die Patenschaft übernommen: Es ist sein 50. Trio. Die Westaltmärker nahmen die Einladung zum Treffen gern an. Der Austausch mit Gleichgesinnten sei sehr anregend gewesen, erinnert sich der Papa. Und auch das Frühchentreffen in Wolfsburg habe ihr viel gegeben, ergänzt die Mama.

Anfang des nächsten Jahre werden die drei, die jetzt zwischen gut sieben und acht Kilogramm auf die Waage bringen, noch einmal durchgecheckt. Die Eltern hoffen, dass alles in Ordnung ist. Im April werden die Drillinge sich langsam an das Abenteuer Kita gewöhnen. Denn Sandra Zimmer möchte ab Juli gern wieder arbeiten gehen.

Die Familienplanung ist für Familie Zimmer übrigens abgeschlossen. „Drei reichen. Da brauchen andere Jahrzehnte dazu“, merkt der stolze Papa an und freut sich schon auf die leuchtenden Augen der Kleinen, wenn die Lichter am Weihnachtsbaum zum ersten Mal entzündet werden.