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Feuerwehr Alter Tanker gehört nicht zum alten Eisen

Während andere Wehren mit modernen Fahrzeugen zum Einsatz fahren, kommen die Arendseer teilweise mit einem Oldtimer.

Von Christian Ziems 14.09.2020, 14:42

Arendsee l Die Wehrleute aus Arendsee haben vor allem in den vergangenen Jahren gemerkt, was sie an ihrem IFA W50 von 1981 haben. Das Fahrzeug stand bereits im Abseits, sollte ausgemustert werden. Dann wurde es zunächst als Notlösung für den aktiven Dienst erhalten. Inzwischen spielt der W50 in den Zukunftsplänen der Freiwilligen Feuerwehr Arendsee wieder eine feste Rolle. Und zwar dank etlicher Kameraden, die als „Schrauber“ das bestmöglichste aus dem Oldtimer machen und deren Einsatz Ortswehrleiter Robert Katkhe zu schätzen weiß. Einer davon ist Thomas Köhrich, Sicherheitsbeauftragter der Wehr.

Er kann sich noch erinnern, als das Fahrzeug Mitte der 1980er Jahre nach Arendsee kam. Es handelt sich um ein Tanklöschfahrzeug, abgekürzt TLF 16 / 20. Die 16 steht für die Pumpenleistung von mindestens 1600 Liter die Minute – bei günstigen Bedingungen sind sogar bis zu 2200 Liter möglich – und die 20 für den Wassertank von 2000 Litern. Dass solch ein leistungsstarkes Gefährt in eine Kleinstadt kommt, war zu DDR-Zeiten nicht selbstverständlich.

Die vielen Waldgebiete und die Nähe zur einstigen DDR-Staatsgrenze gaben den Ausschlag. 1981 in Ludwigsfelde gebaut, profitierte zunächst die Berufsfeuerwehr Magdeburg von der effektiven und vielfältigen Technik. In der Seestadt war es dann Thomas Köhrich, der dem Wagen eine weiße Bauchbinde verpasste. Damals war ein komplettes Rot gängig, später sahen viele Fahrzeuge wie das Arendseer aus. Die Buchstaben für die Schriftzüge „Feuerwehr“ auf beiden Seiten hat der Seestädter selbst ausgeschnitten und aufgeklebt.

Die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr Arendsee nutzten die Technik zunächst bis Mitte der 1990er Jahre. Danach wurde das Tanklöschfahrzeug von der Feuerwehr Schrampe verwendet. 2018 schien ein Ende in Sicht, der W50 wurde zunächst nicht mehr benötigt. Allerdings sorgte ein Unfall für die Wende. Durch einen Reifenplatzer wurde der Iveco der Fleetmarker Wehr zum Totalschaden. Die Folge: Der Mercedes-Tanker aus Arendsee kam in den Ortsteil und der W50 wurde wieder im Luftkurort stationiert. Zunächst als Übergangs-Lösung.

Die Freiwilligen investierten viel Zeit und Mühe, die sich auszahlte. Spätestens bei einem Großbrand im April 2019 wurde klar: Der W50 gehört noch längst nicht zum alten Eisen. Damals loderten Flammen in mehreren Gebäuden eines Holzverarbeitungsbetriebes an der Seehäuser Straße in Arendsee. „Wir haben zu zweit mit diesem Fahrzeug unseren Brandabschnitt gehalten, bis Verstärkung da war“, erzählt Thomas Köhrich von einem großen Vorteil. Die DDR-Technik lässt sich auch mit nur wenigen Einsatzkräften effektiv bedienen, gerade in Zeiten mit wenig Aktiven ist dies gefragt. Ein Kamerad kann über ein klappbare Plattform, die sich in der Kabine befindet, und durch eine Dachklappe schnell an das Wendestrahlrohr gelangen.

Zum Vergleich: Bei einigen neueren Tanklöschfahrzeugen lässt sich Wasser vom hinteren Teil des Daches aus auf den Brandherd pumpen. Allerdings müssen dafür die Einsatzkräfte aussteigen, einige Meter zurücklegen und nach oben steigen. Beim W50 ist dies nicht nötig, die Wasserzufuhr aus dem Tank kann vom Fahrersitz aus eingeschaltet werden, ein Löschen während der Fahrt ist somit möglich und der Füllstand lässt sich jederzeit zuverlässig erkennen. Überhaupt haben die Arendseer Einsatzkräfte in den vergangenen Jahrzehnten mit Blick auf die neue Technik auch so manche Ernüchterung erfahren.

Zu den effektiven Besonderheiten des Oldtimer-Tankers zählt zudem eine Sprüheinrichtung vorne unterhalb des Motors. Damit lassen sich Flächenbrände bekämpfen und es ist ein Selbstschutz, damit die Reifen durch Feuer keinen Schaden nehmen. Die Freiwilligen haben den Wagen ganz nach seinen Stärken ausgestattet. Er ist zum Bekämpfen von Bränden, insbesondere bei Feldern und Wäldern und nicht zur technischen Hilfeleistung gefragt. Die Geländegängigkeit wurde vielfach erprobt.

Viele Schläuche werden mit der IFA-Technik transportiert, die 125 Pferdestärken und gerade mal 14 924 Kilometer auf dem Tachometer hat. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 10.300 Kilogramm, der Arendseer W50 bringt voll beladen 10.265 Kilogramm auf die Waage. Zur Ausrüstung gehört ein Schnell-angriff genauso wie die Möglichkeit Schaum zu erzeugen. Ein Anhänger zählt ebenso dazu. Dieser soll wieder auf Vordermann gebracht und mit Schaum befüllt werden. Der IFA W50 hat im aktiven Dienst eine Zukunft. Ortswehrleiter Robert Katke setzt auf den alten Tanker, der im Verbund mit dem geplanten neuen Tanklöschfahrzeug noch schlagkräftiger agieren soll.