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Feuerwehr-Streit Verhärtete Fronten in Gerstedt

Die Klein Gerstedter Feuerwehrleute verlangen Klarheit, wie es mit ihrem Gerätehaus weitergeht. Sie wollen aber nicht umziehen.

Von Antje Mewes 06.02.2017, 02:00

Klein  Gerstedt l Es lag Spannung in der Luft. Gerstedts Wehrleiter Christoph Rodewohl hatte in seinem Bericht schon einige Schwachstellen hinsichtlich der Ausrüstung angesprochen. Bürgermeisterin Sabine Blümel notierte sich die Kritikpunkte. Doch was folgte, trieb ihr die Röte ins Gesicht. Der Wehrleiter beschwerte sich, dass für das Problem mit dem viel zu kleinen Gerätehaus in Klein Gerstedt und der damit erforderlichen Unterbringung der Fahrzeuge und Technik an zwei Standorten noch immer keine Lösung gefunden ist. Rodewohl: „Leider treten wir nach wie vor auf der Stelle. Ein wirklicher Fortschritt ist nicht zu verzeichnen. Verschiedene Varianten wurden angeregt, doch letztlich ist alles im Ansatz versandet.“

Und es kam noch dicker: „Leider musste ich auch die Erfahrung machen, dass nicht alle mir gegenüber getroffenen Aussagen von Seiten der Stadt den Tatsachen entsprachen.“ Aus der Zeitung habe er erfahren müssen, dass das Projekt Gerätehaus Klein Gerstedt „auf Eis gelegt ist“. Er habe Verständnis für die Situation der Stadt, aber die Art der Kommunikation erwecke nur Unverständnis. Sollte dahingehend kein „Umdenken stattfinden“, stelle er seine Arbeit als Wehrleiter in Frage. Zudem sei ihm die Meinung seiner Mitstreiter in der Wehr im Zusammenhang mit dieser „Baustelle“ wichtig.

Die Wehr habe viele engagierte jungen Mitglieder. Um sie langfristig zu halten und zu motivieren, sei das Projekt Um- oder eventuell Neubau des Gerätehauses so wichtig.

Die Bürgermeisterin reagierte zunächst mit einer Medienschelte. Sie habe keine derartige Pressemitteilung herausgegeben. Seitens der Stadt sei das nicht „kommuniziert“ worden, und es sei nicht ihre Art, so miteinander umzugehen. Was das Gerätehaus angehe, seien Gespräche geführt worden, was möglich ist. Verwaltungsmitarbeiter Eiko Petruschkat schätzte ein, dass das Klein Gerstedter Gerätehaus nicht einmal annähernd den Vorschriften entspreche und eigentlich außer Betrieb genommen werden müsse. In Klein Wieblitz stehe das Feuerwehrhaus leer. Sanitäre Anlagen und ein Aufenthaltsraum seien vorhanden. Es müssten nur noch Stellplätze für die Fahrzeuge angebaut werden. Da könnten die Gerstedter einziehen. Längerfristig könne eine Stützpunktwehr daraus werden. Von Klein Gerstedt nach Klein Wieblitz seien es nur rund 1,5 Kilometer.

Die Idee stieß, gelinde gesagt, auf wenig Gegenliebe. Immerhin liege ein Fluss dazwischen. Auch dauere es viel zu lange, bis die Aktiven vor Ort wären. Aber das stärkste Argument war: „Die Kameraden müssen dahinter stehen, sonst bringt das alles nichts. Die Feuerwehr gehört in den Ort“, sagte Christoph Rodewohl. Unterstützung gab es für die Truppe in diesem Punkt von Stadtwehrleiter Holger Schmidt. Für ihn sei der Umzug nach Klein Wieblitz keine Option. Gerstedt sei eine Standortwehr, und das sei zu akzeptieren.

Die Bürgermeisterin hatte für diesen Standpunkt wenig bis gar kein Verständnis. „Wie soll ich den Stadträten erklären, dass ein Gerätehaus leer steht, wir aber trotzdem ein neues bauen?“, fragte sie. Und das gerade angesichts der schwierigen Finanzlage der Stadt. Über kurz oder lang sei es unausweichlich, dass es zu einer engeren Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren kommen müsse.

Ein Neubau würde zwischen 700  000 und 900  000 Euro kosten. Zudem sei die Grundstückfrage nicht geklärt, erklärte Petruschkat. In diesem Punkt gab es offene Kritik aus den Reihen der Mitglieder, dass der Besitzer der Flächen noch nicht einmal gefragt worden sei, ob er für einen An- oder Neubau zum Verkauf der erforderlichen Areals bereit wäre. Dem widersprach Petruschkat, doch ohne Erfolg. „Wir haben heute mit dem Besitzer gesprochen. Er wusste von nichts“, hieß es aus den Reihen der erzürnten Mitglieder. Und noch etwas regte sie auf: Dass sie von den Wieblitz-Plänen bislang nichts wussten und auch nicht nach ihrer Meinung gefragt wurden. Petruschkat entgegnete, dass sei ja nur eine Idee von ihm gewesen, die er „nicht gleich breittragen wollte“.

Blümel blieb letztendlich hart: „Es geht nicht“, sagte sie zu den Anbau- oder Neubauplänen. Die Wehrmitglieder blieben bei ihrer Meinung. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Nun soll es noch einmal interne Gespräche dazu geben.