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Freilichtmuseum Als der Dreschflegel auf die Ähren sauste

Ernte wie vor gut 100 Jahren: Das konnten die Besucher des Freilichtmuseums Diesdorf erleben.

Von Anke Pelczarski 04.10.2018, 12:20

Diesdorf l „Blaue Anneliese“, „Kalber Rotstange“, „Vitelotte“, „Rote Emmalie“ und „Sieglinde“: Das sind nur einige der alten Kartoffelsorten, die im Freilichtmuseum Diesdorf herangewachsen sind. Allerdings aufgrund des fehlenden Regens in diesem Jahr nur in Mini-Ausgaben, erzählte Uta Barthel von den Heimatverbundenen aus Dähre während des Erntefestes am Mittwoch. Sie präsentierte gemeinsam mit Anika Vierke die wenigen Exemplare, die aber dennoch ein „kunterbunter“ Hingucker waren.

Etwas später als geplant – der Wettergott brachte mit Regen den Zeitplan etwas durcheinander – marschierten die Erntehelfer in den Vierseithof ein. Museumsleiter Jochen Alexander Hofmann freute sich, dass trotz des unbeständigen Wetters schon recht viele Gäste aus nah und fern gekommen waren, um die Ernte wie vor 100 Jahren mitzuerleben.

Der Dährer Klaus Merda sprach zuerst der Agrargenossenschaft Abbendorf sowie den GbR Bonese und Wallstawe seinen Dank aus. Denn ohne ihre Unterstützung hätte das Erntefest nicht stattfinden können. „Es ist einfach kaum etwas gewachsen in diesem trockenen Jahr“, begründete er. Die Landwirte hätten geholfen, so dass die Heimatverbundenen zeigen konnten, wie gedroschen wird und wie Garben gebunden werden. „Wir hoffen, dass heute alles funktioniert. Denn gestern haben der Lanz Bulldog und die Dreschmaschine nicht miteinander harmoniert“, erklärte Klaus Merda. Während der Traktor auf Vollgas gelaufen sei, habe die Maschine nicht die richtige Drehzahl erreicht. „Wir haben da was geändert, so dass wir hoffentlich die 1400 Umdrehungen erreichen, die für das Vorführen notwendig sind“, sagte er. In der Windfege, die Philipp Trillsch mit wahrer Leidenschaft drehte, wurden Spelzen und Grannen weggefegt. In der Schrotmühle, angetrieben von einem Elektromotor, wurde der Winterroggen verschrotet.

Die Saat fürs nächste Jahr ist übrigens am Mittwoch auch in den Boden gekommen. „Wir drillen heute den Winterroggen und hoffen, dass er gut wächst“, informierte Klaus Merda. Er äußerte zudem eine Bitte an die Gäste: „Wenn Sie Kaffsäcke haben, die Sie nicht mehr brauchen, dann nehmen wir sie gern ab. Denn diese werden nicht mehr produziert.“

„Das habe ich alles so mitgemacht“, sagte Gerda Bannier aus Rustenbeck, die die Vorführungen aufmerksam beobachtete. Die 82-Jährige erinnerte sich daran, dass sie die Fuhrwerke immer mit den Garben beladen habe, sie meist vorn. „Das war dann so hoch, dass wir nicht mehr allein runter kamen. Die Männer haben dann geholfen“, schilderte sie und fügte hinzu: „Das war eine schöne Zeit.“

„Wir wollen ein richtig schönes Erntedankfest erleben“, sagte Romy aus Gardelegen, die mit ihrem Sven und Sohn Kai erstmal ein Mini-Brot formte. Doch danach ging die Entdeckungstour auf dem historischen Areal weiter. Denn auch bei den Salzwedeler Modelleisenbahnern, beim Flachsspinnen, in der Bockwindmühle, in der Schmiede, in der Schule oder beim Erntedankgottesdienst, um nur einiges zu nennen, gab es viel zu sehen. Gut kam auch der Auftritt von „Katharinas Schaubude“ an. Die Schauspielerin band die Besucher gleich in ihr Stück mit ein.