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Freiwilligendienst Im Zweifelsfall Soziales Jahr

Luise Werner absolviert einen Freiwilligendienst bei der Kreismusikschule Salzwedel. Um herauszufinden, wo es beruflich hingehen soll.

Von Christoph Zempel 20.02.2018, 11:25

Salzwedel l Der sonst so üppig gefüllte Saal der Kreismusikschule Salzwedel ist nahezu verwaist. Schließlich ist keine offizielle Aufführung. Das Klavier ertönt dennoch. Es sind Klänge vom berühmten Pianisten und Komponisten Ludovico Einaudi. Nur, dass nicht er selbst spielt, sondern Luise Werner.

Seit August vergangenen Jahres ist sie Freiwilligendienstleistende in der Musikschule. Wie so viele ihrer Generation hatte sie nicht den einen festen Plan, was sie nach der Schule machen will. War unschlüssig angesichts der vielen Möglichkeiten. Da kam Musikschulleiter Falk Kindermann gerade recht. „Er hat mich gefragt, was ich nach dem Abitur machen will. Und ich dachte, dass ich es wissen würde, wenn es soweit ist. Nur war die Zeit dann reif und ich wusste es nicht“, erzählt die 19-Jährige aus Clenze in Niedersachsen. Sie wusste nur, dass sie „was mit Musik machen will“.

Also begann sie das Freiwillige Soziale Jahr im Kulturbereich in der Musikschule Salzwedel. Ohnehin nimmt sie dort schon seit einigen Jahren Gesangs- und Klavierunterricht. Ist inzwischen sogar Teil der Big Band. Regelmäßig singt sie auf Konzerten. In der Big Band, aber auch in ihrer Schülerband.

Im Alltag kümmert sie sich allerdings in erster Linie um andere Dinge. „Ich betreue die Internetseite der Musikschule, aktualisiere die Facebookseite, mache Fotos bei Veranstaltungen oder schreibe Konzertprogramme“, umreißt sie ihr Aufgabenfeld. Und inzwischen weiß sie auch, wohin die berufliche Laufbahn einmal führen soll. Nicht Musikschullehrer will sie werden, auch nicht Musik studieren. Musikproduktion soll es sein. „Dafür werde ich mich bewerben“, sagt sie. Am liebsten wäre es ihr in Berlin. „Doch es gibt eine Aufnahmeprüfung zu bestehen.“ Aber: Auch wenn das nicht klappt, kann sie ein Vorbereitungsjahr für das Musikproduktionsstudium absolvieren, sagt sie.

Ihr Aufgabenfeld wäre dann jedenfalls ein ganz anderes als jetzt. „Ich würde mit Bands zusammenarbeiten, ihre Musik aufnehmen, ihnen Tipps geben oder eigene Ideen miteinfließen lassen“, skizziert sie ihren Traumtätigkeitsbereich. Das sei cool, sagt sie, „weil man mitverantwortlich wäre dafür, wie Songs entstehen und diese dann vielleicht mal im Radio gespielt werden“.

Ob sich ihr Wunsch erfüllt, wird sich erst noch zeigen. Dass sie jedoch musikalisch ist, daran gibt es kaum Zweifel. Zu verdanken hat sie das wohl auch ihrer Mutter. „Sie ist mit mir schon in den Musikgarten in Lüchow gegangen, als ich noch ein Baby war“, erzählt sie. Später habe sie sie dann zur musikalischen Früherziehung gebracht. Bereits mit sechs Jahren bekam Luise Flötenunterricht. Mit acht begann sie dann mit dem Klavierspielen.

Einer ihrer liebsten Künstler ist Ludovico Einaudi, der unter anderem den Soundtrack zu „Ziemlich beste Freunde“ komponiert hat. Ansonsten hört sie eher Pop, mag aber auch Rock, sagt sie. Musik bedeutet ihr einfach viel. „Sie begleitet das Leben. Mit ihr kann man Sachen ausdrücken, die nicht da sind oder Gefühle und Gedanken transportieren“, findet sie eine Definition für sich.

Gerade für sie als Sängerin ist das wichtig. „Man muss ja immer gucken, was meint ein Text und wie bringt man die Gefühle am besten herüber.“

Für ihre Leidenschaft nimmt sie gern auch die Nervosität in Kauf, die sie stets mit auf die Bühne begleitet. „Ich bin immer sehr aufgeregt vor Konzerten. Aber wenn man den Applaus hört, legt sich das“, sagt sie. Es mache ihr einfach wahnsinnig viel Spaß, mit anderen Musikern zusammen auf der Bühne zu stehen und zu präsentieren, was sie mühevoll eingeübt haben.

Obschon sie nicht gern selbst ihre Stimme hört. „Ich kann mich selbst nicht hören, inzwischen geht es zwar, aber lange hab ich mir immer die Ohren zugehalten, wenn meine Mutter wieder ein aufgenommenes Konzert zu Hause abspielte“, erzählt sie grinsend. Und ganz so schlimm könne ihre Stimme ja auch nicht sein, resümiert sie.

Die Hälfte ihres FSJ ist schon wieder vorbei. Bald beginnt die Vorbereitung für ihre Aufnahmeprüfung in Berlin. Dann muss sie zum ersten Mal selbst ein Stück schreiben. „Das wird mit Sicherheit nicht leicht“, sagt sie. Ein Nachfolger für sie wird indes auch schon gesucht. Wer will, kann sich bis zum 31. März bewerben. Nähere Infos gibt es unter lkj-sachsen-anhalt.de.