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Fridays for future Bunter Protest: „Wir sind laut“

Erstmals gab es in Salzwedel im Altmarkkreis den Schülerstreik „Fridays For Future“. Die Teilnehmer hatten sich einiges einfallen lassen.

Von Antje Mewes 15.03.2019, 19:17

Salzwedel l Kurz nach 11 Uhr finden sich die ersten Jugendlichen auf dem Rathausturmplatz ein und schreiben mit Kreide Sprüche auf das Pflaster. Dann wird es immer voller und pünktlich zum angekündigten Beginn des ersten Schülerstreiks sind es bereits mehr als 100 Teilnehmer. Lea Winkelmann besteigt ein Podest und ergreift als erste das Wort. Die 17-Jährige gehört zu den Mit-Organisatoren der Demo und hat eine kurze Rede vorbereitet. Sie erinnert daran, dass an diesem 15. März in 90 Ländern weltweit Schüler auf die Straße gehen, um für den Klimaschutz zu kämpfen.

„Wir stehen heute hier für Greta, durch die diese Bewegung überhaupt erst zustande kam“, sagt sie. Und erklärt, wofür die Teilnehmer noch eintreten, „für alle die früh das Rad oder den Bus statt das Auto nehmen, für Vegetarier und Veganer, die sich gegen klimaschädliches Essen entschieden haben, für Leute die Nein zu Plastiktüten und Ja zu fairer Mode oder Secondhand-Läden sagen.“ Schließlich für alle, die unter dem Klimawandel leiden, betont sie. Was nütze es, in die Schule zu gehen und für eine Zukunft zu lernen, die es eventuell gar nicht mehr geben wird. „Außerdem haben wir mittlerweile so oft Ausfall, dass die zwei Stunden heute auch nichts mehr ausmachen“, sagt die Schülerin.

Ihre Statements werden von Jubel begleitet, inzwischen ist es noch voller geworden. Auch viele Erwachsene haben sich unter die Demonstranten gemischt. Darunter ein Landtagsabgeordneter und einige wenige Kommunalpolitiker.

Jannik Brunke übt mit den Demonstranten knackige Sprüche ein, „Wie Hop Hop Kohlestopp“, die Stimmung steigt. Auch viele jüngere Schüler sind gekommen, haben kreative Plakate mitgebracht. Schließlich geht es los, zum Demonstrationszug durch die Stadt.

Am Rande wachen Polizei und Kreis-Ordnungsdezernent Hans Thiele über das Geschehen und begleiten die Schüler auf ihrem Weg. Die Beamten schätzen die Teilnehmerzahl auf 180, die Organisatoren wollen mindestens 330 Leute gezählt haben, die sich ihnen anschließen. Zwischenfälle gibt es nicht. Zahlreiche Schüler und Erwachsene sind als Ordner dabei. Eingreifen müssen sie nicht.

Wieder am Ausgangspunkt angekommen, treten weitere jüngere und ältere Redner ans Mikrofon. Sie schwören die Teilnehmer ein, mit ihrem Protest weiterzumachen und sich lautstark und öffentlichkeitswirksam für den Klimaschutz einzusetzen. „Lasst euch nicht von Politikern aufhalten. Kommt wieder“, heißt es unter anderem. „Wenn jeder etwas tut, können wir etwas erreichen“, ruft Jannik Brunke den Schülern zu. Er gehört ebenfalls zum Organisatorenteam und ist mit der Resonanz und dem Verlauf voll auf zufrieden. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir so viele werden“, sagt er.

Zu den Vielen gehört auch Holger Neumann aus Salzwedel. Er ist mit seinem Sohn Bruno zur Demo gekommen, um den Protest zu unterstützen. „Es geht um die Zukunft unserer Kinder“, sagt er. Er finde es absolut richtig, dass die Jugend auf die Straße gehe. „Wir Erwachsene haben es ja bisher verpasst, Zeichen zu setzen“, sagt er.

Am Rande beobachtet Elke Hass (70) das Geschehen. Sie freut sich, dass auf dem Rathausturmplatz wieder demonstriert wird. „Wir haben 1989 auch für unsere Freiheit gestritten“, erzählt sie. Sie befürworte die Streiks. Später sei auf dem Platz gegen Castortransporte, den Irakkrieg, Hartz IV und vieles mehr protestiert worden, erinnert sie.