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Leben für ältere Menschen auf dem Land problematisch Für Senioren in Dörfern ist Planung das A und O

Von Fabian Laaß 03.05.2012, 05:28

Einen Vortrag über das Älterwerden auf dem Land hielt gestern Dr. Rolf Horak in Winterfeld. Die Landsenioren hatten den Rehabilitationspsychologen zu ihrem monatlichen Treffen eingeladen.

Winterfeld l "Leben auf dem Land - die Altmark als Lebensraum für ältere Menschen" - so lautete der Titel des Vortrags von Dr. Rolf Horak. Der Rehabilitationspsychologe von der Hochschule Magdeburg-Stendal war gestern nach Winterfeld gekommen, um sein Forschungsprojekt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse vorzustellen. "Die Altmark ist eine schöne Gegend. Leider sind die Wege hier ziemlich weit. Gerade für ältere Menschen kann das problematisch sein", berichtete Horak.

Deshalb ging er mit seinen Studenten der Frage nach, welche Angebote für ältere Menschen auf dem Land gemacht und wie diese angenommen werden. "Wir wollten auch herausfinden, welche Ängste und Bedürfnisse Senioren außerhalb der Städte wie Stendal und Salzwedel haben", so der Hochschulmitarbeiter.

Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden deshalb insgesamt 26 Interviews mit Senioren im Alter zwischen 64 und 85, die in Dörfern leben, geführt. Mehr als 400 Seiten Datenmaterial mussten anschließend ausgewertet werden. "Wir haben sechs Faktoren herausarbeiten können, die das Leben auf dem Land entscheidend beeinflussen. Dazu zählen eine Lebensaufgabe, alter und neuer Lebensrhythmus, die Lebensplanung sowie eine autonome Versorgung und ein sogenanntes ,Hintertürchen\'", erklärte Rolf Horak.

Früher sei das Leben der älteren Generation praktisch von alleine gelaufen. Man habe sich in die Gesellschaft eingegliedert und das Gefühl gehabt, etwas zum großen Ganzen beizutragen, so der Psychologe. "Daraus entwickelte sich eine Art Sicherheit, auch was die Zukunftsplanung betraf. Als Rentner auf dem Land bröckelt diese zunehmend, denn dadurch, dass immer mehr Geschäfte in den Orten schließen, ist die autonome Versorgung in Gefahr", sagte Rolf Horak.

Wer nicht mehr in der Lage sei, ein Auto zu führen, sei auf Dritte angewiesen. Da die Jugend zunehmend aus den Dörfern in die Städte ziehen würde, bliebe den nicht so mobilen Senioren nichts anderes übrig, als Pflegeangebote in Anspruch zu nehmen.

"In unseren Interviews hat sich deutlich gezeigt, dass ältere Menschen auf dem Land den Wunsch nach einem problemlosen ,Aufgehobensein\' haben. Die Zukunft ist für sie nur noch schlecht planbar und stellt eine ständige Herausforderung dar", meinte Horak.

Der Rehabilitationspsychologe hat mit seinem Team mittlerweile verschiedenste Lösungsansätze erarbeitet. Unter anderem schlug er vor, den "Konsum" in den Dörfern wiederzubeleben. "Diese Einrichtungen sollen die Dinge des täglichen Bedarfs anbieten und auch ein Café- und Frühstücks-angebot haben. Allerdings werden sie ökonomisch nicht ertragreich sein, weshalb das Angebot ehrenamtlich geführt und mit Fördermitteln finanziert werden müsste", erklärte Rolf Horak. Außerdem sollte über alternative Wohnformen wie betreute Kleinstheime nachgedacht werden.

"Es gilt zu verhindern, dass die älteren Menschen das Gefühl haben, allein zu sein. Denn die Tendenz zum Suizid war bei mindestens 8 der 26 Interviewpartner deutlich zu erkennen", gab Horak zu bedenken.