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Gemeindefest Ein Geldgeschenk für eine gute Tat

Das werden nur wenige Gottesdienstbesucher jemals erlebt haben: Anstatt der üblichen Kollekte bekamen sie in Ellenberg Geld vom Pfarrer.

13.08.2018, 10:52

Ellenberg l Ein erstauntes Raunen war am Sonntagmorgen im Gottesdienst in der kleinen Ellenberger Dorfkirche zu hören. „Jeder Gottesdienstbesucher bekommt jetzt fünf Euro von mir“, sagte Pfarrer Ulrich Storck am Ende seiner Predigt, zog einen Umschlag hervor und händigte jedem der etwa 40 Gäste einen kleinen grau-grünen Geldschein aus. „Sie können die fünf Euro jetzt einfach verprassen“, sagt Storck und hatte dann aber eine viel bessere Idee.

In Ellenberg wurde am Sonntag Gemeindefest gefeiert. Zum Auftakt gab es die Andacht mit Pfarrer Ulrich Storck, anschließend konnten sich die Besucher bei Gundela und Lothar Rieseberg am Grill stärken. Im Gotteshaus war zudem ein kleiner Getränkestand aufgebaut. Schon dort hätten die Ellenberger und ihre Gäste die fünf Euro „auf den Kopp hauen können“, wie sich der Pfarrer zuvor ausdrückte.

Am Nachmittag konnten in der Kirche gemeinsam Volkslieder gesungen werden, einen besonderen Auftritt hatte Gesangstalent Johannes Pacholski (10). Seine glockenhelle Stimmfarbe begeisterte das Publikum. Im Anschluss berichtete Margitta Scheimann (65) von einer ganz besonderen Erfahrung. Sie war von Anfang April bis in den Mai hinein über fünf Wochen lang den Jakobsweg von Südfrankreich bis Santiago de Compostela in Nordspanien gewandert. Jeden Tag etwa 25 Kilometer, ingesamt waren es etwas mehr als 800 Kilometer – und das ganz allein. Die Idee dazu hatte sie bereits drei Jahre mit sich herumgetragen. „Jetzt machst du Nägel mit Köpfen“, erzählte Margitta Scheimann zu ihrem Entschluss Anfang dieses Jahres, den Weg anzugehen.

Im Verlauf des Nachmittages kamen am Grill- und Getränkestand bestimmt die ersten der Fünf-Euro-Scheine wieder zurück in die Gemeindekasse. Doch Pfarrer Storck und Inge-Lore Lampe aus dem Gemeindekirchenrat bezweckten mit dem Geldgeschenk etwas ganz anderes. „Ich würde mich freuen, wenn sie das Geld vermehren könnten“, erklärte Storck in der Andacht. „Kaufen sie zum Beispiel Zutaten für einen Kuchen und verkaufen diesen“, nannte der Pfarrer eine Idee. Sein Wunsch war es, dass die Gottesdienstbesucher das vermehrte Geld am 7. Oktober zum Erntedankfest wieder mitbringen. „Ich setzte da voll auf ihre Kreativität.“

Inge-Lore Lampe erklärte anschließend warum mehr Geld benötigt wird. „Wir müssen dringend die Kirchenfenster sanieren“, berichtete Lampe und zeigte auf die Rahmen und ein Loch in einer Glasscheibe. Sie erklärte zudem, dass bereits ein Förderantrag im Rahmen der Dorferneuerung gestellt worden sei. Da bleibt meist ein Eigenanteil übrig, den die Kirchengemeinde aufbringen muss. Da die Kirche ein Denkmal ist, werden mit Kosten von mehreren tausend Euro gerechnet. „Ich bin optimistisch“, sagte Lampe nach dem Gottesdienst.

Pfarrer Ulrich Storck hatte die morgendliche Andacht übrigens unter die Überschrift „Geiz ist ungeil“ gestellt. Dazu erläuterte er ein zum Thema passendes Gleichnis aus dem Neuen Testament und lud die Gottesdienstbesucher zum offenen Gespräch ein.