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Gericht Affäre endet mit brutaler Schlägerei

Es sind brutale Szenen, die sich am Nachmittag des 13. Juli 2018 im und vor dem Supermarkt in Salzwedel abspielen.

12.11.2019, 10:00

Salzwedel l Auslöser der wüsten Schlägerei, bei der der 23-Jährige einen Schädelbruch, ein stumpfes Bauchtrauma und eine Prellung des Brustkorbes erlitt, war ein Beziehungsdrama. Auch diese Tatsache wurde erst im Verlauf der Verhandlung vor Richter Klaus Hüttermann deutlich.

Zurück zum Tattag: Am frühen Nachmittag will das Opfer im Supermarkt einkaufen. Gegen 14 Uhr trifft er auf die Angeklagten, einen 34-jährigen Familienvater aus Stendal, gebürtig aus dem Iran, und dessen 26-jährigen Cousin aus Brandenburg, ein gebürtiger Afghane. Sie verfolgen das Opfer in die Halle des ehemaligen Konsums. Dort versetzt der 34-Jährige dem jüngeren Kontrahenten die ersten Schläge, das Opfer geht schnell zu Boden. Dann ist auch der zweite mutmaßliche Täter vor Ort. Es folgen abwechselnd Schläge und Tritte gegen den Kopf und Oberkörper des jungen Mannes.

„Ich habe noch gesagt: Hört damit auf“, berichtet eine Kassiererin (23) als Zeugin vor Gericht. Sie erzählt, dass eine Kollegin sofort die Polizei gerufen habe. Unterdessen schlagen und treten die Männer weiter zu. Eine Kundin (39) berichtet während der Verhandlung, dass sie gerufen habe: „Hier sind doch Kinder im Raum.“ Aber die Täter hätten „einfach weiter gemacht“.

Eine weitere Kundin (56), die ebenfalls als Zeugin aussagte, berichtete: „Dann haben sie ihn an den Füßen aus dem Laden herausgezogen.“ Dabei soll sich das Opfer noch an die Eingangstür geklammert haben. Zuvor geht noch eine Scheibe am Eingang des Marktes zu Bruch. Ob mit Absicht oder während des Tumultes, lässt sich nicht genau klären. Das Opfer indes hat gegen die beiden Angreifer keine Chance. Draußen geht die Schlägerei weiter, bis nach nur wenigen Minuten die Polizei eintrifft und die Auseinandersetzung beendet. Die beiden Angreifer lassen sich widerstandslos festnehmen, bestätigt der Richter während der Verhandlung.

Mit einem Rettungswagen kommt der Schwerverletzte ins Krankenhaus, muss zwei Tage dort bleiben. Noch heute leidet er nach eigenen Angaben an wiederkehrenden Kopfschmerzen und Schlafstörungen – muss weiter Medikamente nehmen.

Die beiden Angeklagten lassen zu Beginn der Verhandlung, die von einem Dolmetscher unterstützt wird, über ihre Pflichtverteidiger wissen, dass sie sich nicht zur Sache äußern wollen. Auch das Opfer, das als erstes in den Zeugenstand tritt, will zunächst kaum Angaben machen. „Ich will nur meine Ruhe“, übersetzt der Dolmetscher immer wieder.

Doch Richter Klaus Hüttermann bohrt mit Fragen immer weiter nach. Das Tatmotiv wird gesucht. „Woher kennen Sie die beiden?“, will der Richter wissen. Nur langsam rückt das Opfer mit der Sprache heraus. „Ich kenne die Frau des Angeklagten“, zeigt er auf den älteren mutmaßlichen Täter. Nach und nach offenbart sich dann ein Beziehungsdrama.

Über längere Zeit, genauer werden die Angaben während der Verhandlung nicht, gibt es eine Liebesbeziehung zwischen dem jungen Opfer und der Ehefrau des älteren Angeklagten. Das Paar zeigt sich auf Fotos in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram. Das geht soweit, dass der junge Mann sogar bei den Eltern der verheirateten Frau vorspricht, wie ein Verteidiger einwirft. Das bestätigt das Opfer: „Ja, ich habe mit dem Vater gesprochen.“ Doch der habe ihm deutlich gemacht, dass das nicht gehe. Er solle sich eine andere Frau suchen.

Dann sieht sich der junge Mann plötzlich Vorwürfen der Verteidigung gegenüber. „Haben sie mit den Fotos Geld erpressen wollen? 5000 Euro?“, fragt der Verteidiger. Das Opfer verneint. „Wollten sie mit den Bilder provozieren?“, lautet eine weitere Frage, die das Opfer nicht gänzlich verneint.

Weiter steht anschließend die Frage im Raum, ob das Opfer die Beziehung zu der Ehefrau bereits vor der Prügelei beendet hat. „Ja“, sagte der junge Mann. Später gibt er aber zu, dass er sich mit der Frau weiter Nachrichten geschickt habe. „Also war es noch nicht vorbei“, meint ein Verteidiger.

Während der Befragungen durch Richter, Staatsanwältin und den Verteidigern wird klar, dass es bereits vor der Tat am Supermarkt zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sein muss. Sogar von einem Messer und einer Schnittwunde ist die Rede. Genauer werden die Angaben allerdings nie.

Die Verhandlung wird am morgigen Freitag, 15. November, ab 10.30 Uhr im Salzwedeler Amtsgericht fortgesetzt.