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Gericht Rosenkrieg auf der B 190

Ein 44-Jähriger aus der Einheitsgemeinde Arendsee brachte auf der B 190 bei Pretzier seine Noch-Ehefrau in Lebensgefahr.

Von Fabian Laaß 18.05.2017, 15:00

Salzwedel l Was passiert, wenn ein Rosenkrieg ausartet, war am Dienstagnachmittag im Salzwedeler Amtsgericht zu sehen. Dort musste sich Eric F. (Namen geändert) gegen den Vorwurf der Nötigung verteidigen. Die Anzeige hatte seine Noch-Ehefrau erstattet. Beide leben seit geraumer Zeit getrennt. Was war passiert?

Die Ehepartner trafen sich am 13. Juli 2016 zu einer Verhandlung vor dem Salzwedeler Familiengericht. „Er hat den Prozess verloren und war sauer“, erklärte Doreen F. Im Anschluss sucht Eric F. noch das Polizeirevier Altmarkkreis Salzwedel auf, um seine Frau anzuzeigen. „Sie hat meine Pferde einfach verscherbelt“, berichtet er am Dienstagnachmittag. Dann macht sich der 44-Jährige aus einem Arendseer Ortsteil auf den Heimweg.

In Pretzier muss er wegen geschlossener Bahnschranken halten. Vor ihm befindet sich eine Kolonne von mehreren Fahrzeugen, die von einem Traktor mit Anhänger angeführt wird. „Ich habe dann nach dem Ende der durchgezogenen Linie zum Überholen angesetzt. Als ich Gegenverkehr gesehen habe, bin ich hinter dem Traktor eingeschert“, gibt Eric F. an.

Brisant: Das Auto, das hinter dem Traktor muss abbremsen. Es gehört Doreen F. Doch diese Situation ist es noch nicht, die schließlich zur Anzeige führt. Eric F. setzt kurz darauf zum Überholen an, will das landwirtschaftliche Gespann mit seinem 2,5-Liter Chrysler schnell hinter sich lassen. Auch Doreen F. will den Traktor überholen. Doch plötzlich bremst Eric F. ab. Fährt mit Tempo 40 eine Weile neben dem Traktor her. Schließlich beschleunigt er wieder und fährt davon.

Doreen F. ist daraufhin schockiert. Schließlich sieht sie, dass ihr ein Auto entgegenkommt. Nur weil ein hinter ihr fahrender Rentner so vorausschauend ist und ihr Platz lässt, um wieder hinter dem Traktor einzuscheren, passiert nichts Schlimmeres. „Hätte ich nicht Platz gelassen, wäre es zu einem sehr schweren Unfall gekommen“, erklärt der 67-Jährige, der als Zeuge geladen ist.

Er gibt zudem an, Eric F. habe ihn bereits mit „80 Sachen“ auf dem Bahnübergang überholt und habe das Tempo neben dem Fahrzeug von Doreen F. gedrosselt, sei einen Moment neben ihr gefahren und dann weiter bis auf Höhe des Traktors. Er bestätigt, Bremslichter bei dem Chrysler aufleuchten gesehen zu haben.

„Ich habe Frau F. hinterher ein Zeichen gegeben, dass sie anhalten soll und ihr gesagt, ich würde als Zeuge zur Verfügung stehen, falls sie Anzeige erstatten will. Gemeinsam fahren beide zum Arendseer Polizeirevier. Dort treffen sie auf Eric F. Es kommt zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen dem Pensionär und Eric F.

„Kann es sein, dass sie an diesem Tag aufgebracht waren und deshalb so reagiert haben?“, fragt Amtsrichter Klaus Hüttermann den dreifachen Familienvater schließlich. Als LKW-Fahrer habe er gelernt, seine Gefühle zu kontrollieren und nicht im Straßenverkehr auszuleben, antwortet Eric F.

Klaus Hüttermann verurteilt den 44-Jährigen schließlich zu einer Geldstrafe von 10 Tagessätzen á 20 Euro und bleibt damit 400 Euro unter der von der Staatsanwältin geforderten Strafe. „Der Vorwurf aus der Anklageschrift hat sich nicht in Gänze als richtig erwiesen. Trotzdem ist es Nötigung“, erklärt der Amtsrichter.