Anklage wegen Gefährlicher Körperverletzung Angriff an der Kaufland-Kasse in Salzwedel: Mann prügelt auf Migranten ein
In Salzwedel eskalierte ein Streit im Kaufland, bei dem eine junge Mutter schwer verletzt wurde. Der Angreifer wurde vor Gericht freigesprochen, dennoch muss er Schmerzensgeld zahlen. Die betroffene Familie plant nun, Deutschland zu verlassen.

Salzwedel. - Diesen Tag wird die Ungarin Monika G. wohl nie vergessen. Nach einem Einkauf bei Kaufland in Salzwedel kam es zwischen ihrem türkischen Ehemann und einem Mann aus Oebisfelde zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, die so heftig war, dass die junge Mutter versuchte, den Oebisfelder von ihrem Mann wegzuziehen.
Frau schlug mit Kopf auf Steinfußboden
Doch statt abzulassen, schubste dieser die zierliche Frau laut Zeugenaussagen vor den Augen ihrer Kinder (15 und 5 Jahre alt sowie ein Säugling) wohl so heftig, sodass diese rückwärts zu Boden ging und mit dem Kopf auf den Steinfußboden aufschlug.
Danach soll der Oebisfelder, der sich wegen seiner Attacken gegen den Ehemann der Frau vor dem Amtsgericht Salzwedel zu verantworten hatte, versucht haben, der Gestürzten noch weitere Faustschläge zu versetzen. Dies wiederum verhinderte wohl der Ehemann, indem er den Angeklagten von seiner Frau wegzog.
Zeigten die deutschen Männer aufdringliches Verhalten?
Der Staatsanwältin zufolge soll sich der Streit daran entzündet haben, dass der Angeklagte oder sein Begleiter sich gegenüber der 15-jährigen Tochter des Ehepaares während des Einkaufes aufdringlich verhalten hätten.
Deshalb hätte der Ehemann die beiden Männer an der Kasse zur Rede gestellt, woraus sich schnell die Prügelei entwickelt hätte.
Mit gefüllter Hartplastikflasche auf den Kopf geschlagen
Der Angeklagte soll in deren Verlauf dem Türken mehrfach mit einer großen Colaflasche aus Hartplastik auf den Kopf geschlagen haben, weshalb er sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Richter wiederfand. Der 49-Jährige behauptete, er hätte sich damit lediglich gegen Schläge des Türken verteidigen wollen.
Tathergang schwierig zu klären
Ob die Tat einen ausländerfeindlichen Hintergrund hatte oder ein kulturelles Missverständnis mit einer Überreaktion des Ehepaares zugrunde lag, ließ sich vor Gericht nicht abschließend klären.
Der mit Todessymbolen stark tätowierte Begleiter und Freund des Angeklagten, der im Zeugenstand erst auf Aufforderung des Richters die Kapuze seines schwarzen Hoodies abnahm, entlastete den Oebisfelder.
Der Angeklagte wurde nach mehreren Verhandlungsunterbrechungen, in denen es Rechtsgespräche mit seinem Braunschweiger Strafverteidiger gab, freigesprochen.
Als Wiedergutmachung muss der Oebisfelder allerdings der Frau 1.200 Euro bezahlen. Presseberichten zufolge ist dessen Anwalt schon früher mit der Verteidigung von Rechtsextremisten und AfD-Politikern in Erscheinung getreten.
Ausländische Familie will Deutschland verlassen
Die Ungarin äußerte im Anschluss an die Verhandlung bei einem Gespräch mit dem Richter, ihr bis dahin fröhlicher fünfjähriger Sohn sei von dem Ereignis traumatisiert und zeige seitdem Verhaltensauffälligkeiten.
Sie fühle sich in Deutschland nicht mehr sicher und werde mit ihrer Familie das Land verlassen. Von den vielen umstehenden Kaufland-Kunden wäre der Familie bei der Gewalttat niemand zu Hilfe gekommen. Das hätte sie zutiefst erschüttert.