Simon Laudys großes Vorbild heißt Gerd van Wou / Sohn hat bereits angekündigt, in die Fußstapfen seines Vaters treten zu wollen Gießer aus dem niederländischen Beerta wuchs am Utrechter Dom auf
Salzwedel/Beerta (cb) l Glocken zu gießen, ist für Simon Laudy aus dem niederländischen Beerta mehr als nur ein Beruf. Für ihn ist es ein Hobby, eine Passion. Aber wie wird man eigentlich Glockengießer? "Das kann man nicht lernen, dazu braucht man Praxis", sagt der 50-Jährige, der in seinem Leben schon mehr als 600Glocken gefertigt hat. Mit der Praxis komme dann auch die Erfahrung. Dennoch: Jede Glocke sei eine neue Herausforderung und bedeute ein neues Risiko.
Simon Laudy wurde in Utrecht geboren. "Ich bin am Fuß des Utrechter Domes aufgewachsen", erzählt er. Von Kindesbeinen an habe er deshalb immer die Glocken gehört. Nach der Schule hat er sechs Jahre in einer Glockengießerei gearbeitet. Danach machte er sich selbständig. Unter den vielen Glocken, die Simon Laudy gewissermaßen geboren hat, ist die kleinste nicht viel größer als ein Wasserglas. Die gewichtigste Glocke, die Laudys Gießhalle verlassen hat, wiegt 1800Kilogramm und läutet in Kampen. "Auch eine Hansestadt", fügt Simon Laudy hinzu; und eine Stadt, in der auch Simon Laudys großes Vorbild Gerd van Wou lebte, und wo er 1527 starb.
Gerd van Wou ist im Mittelalter umhergezogen und hat Glocken gegossen, erzählt Simon Laudy von seinem Idol. Meistens in der Sommerzeit sei er nach Deutschland gereist, habe dort Glocken gegossen und Aufträge für das darauffolgende Jahr bekommen. "Und jetzt machen wir eigentlich wieder das Gleiche", sagt Simon Laudy erfreut. Ein bisschen nostalgisch sei das, und daran hat er Freude. Warum aber ist nun gerade Gerd von Wou das große Idol? "Weil er weltweit anerkannt die schönsten Glocken gegossen hat", gerät Simon Laudy ins Schwärmen. Unter anderem habe er 1497 die "Gloriosa" für den Erfurter Dom gefertigt, die auch als "Glockenkönigin" bezeichnet werde. Auch für Sankt Marien in Stendal war Gerd van Wou tätig.
Simon Laudy versteht sich auch als Musiker. Schließlich vereint eine Glocke mehrere Töne in sich und bietet nicht nur den Grundton, der vom Kirchturm hallt. Simon Laudy spielt sowohl Klavier als auch Orgel. Eine Glocke will er immer auf Ton gießen, also ohne dass eine Nachbearbeitung notwendig ist, damit sie richtig klingt. 70 Prozent von Laudys Glocken haben ihre Heimstätte in Deutschland. Sechs Glocken hat er bereits im Freien gegossen; und zwar nach mittelalterlicher Vorgehensweise, hauptsächlich mit der Kraft seiner Hände. Nostalgie eben, die dem Gießer so gefällt.
Über jeden Guss schreibt Simon Laudy auch einen ausführlichen Bericht. Zum einen kann er dann bei einem späteren Guss noch einmal darauf zurückgreifen und Vergleiche ziehen. Vielleicht werde er sie irgendwann auch an seine beiden Kinder weitergeben, und die wieder an ihre, und so weiter. Sein 13-Jähriger Sohn habe bereits angekündigt, dass er auch Glockengießer werden wolle.