Giftköder Das falsche Leckerli

In Salzwedel häufen sich die Warnungen wegen möglicher Giftköder, die Hunde verschlucken könnten.

28.02.2021, 00:00

Salzwedel l Haustiere sehen sich vielen potenziellen Gefahren ausgesetzt, etwa Autounfällen, Beißvorfällen mit andere Tieren, oder Menschen, die ihnen vorsätzlich etwas antun. Mit Tritten, Schlägen mit stumpfen Gegenständen oder Schusswaffen – wie es etwa im vergangenen Jahr in Rohrberg passierte – machen Tierquäler der städtischen Fauna das Leben schwer. Oder sie nehmen hinterlistigere, weniger zielsichere Methoden, wie die berüchtigten Giftköder.

So erschienen etwa vor ungefähr einem Monat zwei Warnungen deswegen in der Facebook-Gruppe „Salzwedeler Stadtgespräch“, in Abständen weniger Tage und an unterschiedlichen Orten. Das betraf zum Beispiel Ende Januar die Fläche hinter dem Kulturhaus und weiterhin die Ernst-Thälmann-Straße – ohne genauere Ortsangabe – wo suspekt wirkende Lebensmittel vor eine Haustür gelegt worden sein sollen. Aus der Tierpension Kunterbunt wurden außerdem Orte wie die Arendseer Straße genannt, oder der Spielplatz in Pretzier, die Hundebesitzer dort zeitnah zu dem Thälmannstraßen-Fund gemeldet haben sollen.

Nun scheint Salzwedel bei genauerer Betrachtung nicht übermäßig von Giftködern geplagt – auch wenn für Tierhalter jede Häufigkeit über dem Nullwert noch zu hoch sein dürfte. Anzeigen direkt aus Salzwedel sind deswegen aber schon seit Jahren nicht eingegangen, wie eine Anfrage bei der Polizei ergab. Von jeweils zweimal fünf Tierschutzanzeigen 2018, 2019 und 2020 betraf keine das Auslegen von Giftködern, berichtet die Polizei.

Das gering wirkende Risiko wäre auch einer der Gründe, warum eher wenige Hundebesitzer ihre vierbeinigen Begleiter auf den Umgang mit verdächtig platzierten, vermeintlichen Leckerlis vorbereiten.

„Primär ist es so, dass die meisten Menschen keine Lust dazu haben“, lautet die Einschätzung von Hundetrainerin Daniela Krüger. Auch sie hat von Giftködern in der Umgebung gehört, erzählt sie im Volksstimme-Gespräch, wobei der Park hinter dem Kulturhaus Gerüchten zufolge als Schwerpunkt gelte.

Dabei können Hunde auch lernen, solche Köder anzuzeigen, statt sie gleich zu fressen – als Präventivmaßnahme. „Man sollte nicht darauf warten, dass irgendwas passiert“, rät Krüger.

Zumal eine Gefahr nicht nur von bewusst gelegten Fallen ausgehe. Auch bestimmte Pflanzen- oder Düngerarten seien für Tiere hochgiftig, erklärt Krüger. Eine Alternative sei der Maulkorb – auch in der weniger bedrohlich wirkenden Variante aus Netz. Oder Besitzer müssen im Ernstfall schnell sein und ihre Schützlinge sofort zu einem Tierarzt bringen, der sie behandelt, ehe die Verdauung einsetzt, schildert Krüger.

Eine Anlaufstelle wäre in dem Fall die Tierarztpraxis von Karla Lorenz-Schubert. Zwar habe sie dort häufiger mit vergifteten Tieren zu tun, aber Giftköder – „das ist schon Jahre her“, erzählt sie. Jedenfalls was eindeutig nachgewiesene Vergiftungen mit Ködern angehe. Häufiger werden Tiere zum Beispiel zu ihr gebracht, weil sie etwa Drogen oder Rattengift schluckten – also Dinge aus dem Haushalt der Besitzer, die gar nicht für sie bestimmt waren.

Auch in der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis sei es noch nicht zu solchen gezielten Vergiftungen gekommen, versichert Tierarzt Thomas Tamm. Da seien es eher verschluckte, tote Mäuse, deren Symptome sich mit einer Lebensmittelvergiftung vergleichen ließen. Nach seiner Einschätzung ist die Vorsicht der Salzwedeler Hundehalter sogar übertrieben im Vergleich mit dem tatsächlichen Risiko. Diese Einschätzung scheint nachvollziehbar, da Fälle von Tierquälerei viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ein Beispiel dafür wäre der vergiftete Hund Bobo aus Gardelegen im vergangenen Jahr.

Auf der anderen Seite: Vorsicht alleine kostet nichts, und ein Training oder ein Netzmaulkorb fordern einen geringeren Preis, als im Ernstfall das Tier zu verlieren.