1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Unternehmen startet Untersuchungen

Giftschlamm Unternehmen startet Untersuchungen

Das Betreiber-Unternehmen der Gifstschlamm-Deponie in Brüchau will mit Untersuchungen beginnen. Aktivisten bleiben skeptisch.

Von Antje Mewes 07.11.2017, 02:00

Salzwedel l Das Unternehmen Engie E&P Deutschland startet mit der Umsetzung des Sonderbetriebsplans zur Schließung der Deponie in Brüchau. Das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) hatte ihn Ende Oktober genehmigt. Das Papier beinhalte ein detailliertes Untersuchungskonzept für die Deponie, informiert Unternehmenssprecher Stefan Brieske und erklärt: „Ziel ist es, eine umfassende Datengrundlage zu schaffen, die geeignet ist, verschiedene Varianten zur Schließung der Deponie abschließend zu bewerten.“ Der vorhandene Kenntnisstand über den eingelagerten Abfall, geotechnische Parameter, die chemische Zusammensetzung des Deponiekörpers und die Grundwasserbeschaffenheit solle dadurch ergänzt werden. Im Arbeitsprogramm ist neben weiteren geologischen und geophysikalischen Untersuchungen auch die Errichtung von neuen Grundwassermessstellen vorgesehen. In einem ersten Schritt soll bis Anfang Dezember ein detaillierter Zeitplan für alle folgenden Arbeiten erstellt werden.

Auf das aktuelle Vorgehen hatte sich das LAGB bereits im vergangenen Jahr mit dem Betreiber Engie und der Landesanstalt für Altlastenfreistellung (LAF) geeinigt. Die Grundlage bilden Gutachten von Asbrand Hydro Consult. Deren Empfehlungen sind vor allem bei den Aktivisten der Bürgerinitiative Saubere Umwelt & Energie umstritten. Sie befürchten, dass nicht ergebnisoffen untersucht wird, sondern eine Abdeckung der Deponie statt einer kompletten Entfernung der Schadstoffe präferiert wird, wie BI-Sprecher Christfried lenz mehrfach betont hatte.

Engie unterstütze ausdrücklich den nachhaltigen und sicheren Rückbau der Obertagedeponie Brüchau, betont hingegen Stefan Brieske. „Eine Entscheidung über das anzuwendende Konzept und die umzusetzenden Maßnahmen zur Schließung der Obertagedeponie Brüchau können nur in Übereinkunft mit dem Land Sachsen-Anhalt getroffen werden“, betont er.

Die Bürgerinititive lädt unterdessen zu einer nächsten Veranstaltung ein. Am Freitag, 10. November, soll ab 19 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche in Kakerbeck in öffentlicher Runde ausgewertet werden, ob der Quecksilbersee, wie die Deponie auch genannt wird, Quelle von Krankheiten ist. Dazu wird der Arzt für Umweltmedizin, Internist und Strahlenschutzermächtigte Dr. Matthias Bantz erwartet.

In der Landtagssitzung Ende Oktober hatte Landes-Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) zur vorgesehenen Erfassung von Krebsfällen im Umkreis der Giftschlammgrube Brüchau gesagt: „Gegenwärtig werden unter Einbeziehung des Gesundheitsamtes und der Einwohnermeldeämter die notwendigen Daten zu Altersstruktur, Bevölkerungszahlen und Krebsfällen für die einbezogenen Ortschaften Brüchau, Kakerbeck, Neuendorf und Jemmeritz zusammengestellt. Das Sozialministerium rechnet mit den ersten Ergebnissen der Auswertung gegen Ende 2017/Anfang 2018, also relativ bald.“

Die Aktivisten der BI misstrauen allerdings diesen Erhebungen, weil das Gesundheitsamt bereits 2015 auf Grundlage von Untersuchungen von Ingenieurbüros festgestellt habe, dass sich „keinerlei Gefährdungen der Bevölkerung ableiten“. „Wenn nun also wieder das Gesundheitsamt einbezogen wird, befürchten wir, dass es durch seine früheren Aussagen, die ganz im Interesse von Engie, LAF und LAGB waren und die Sorgen der Bevölkerung als unbegründet abtaten, befangen ist“, informiert Christfried Lenz.