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  7. Grünland in Salzwedel: Bio-Supermarkt setzt auf Nachhaltigkeit

Shoppen mit gutem Gewissen Wie Grünland-Supermarkt in Salzwedel mit Bio-Produkten den Nerv der Kunden trifft

Regional, saisonal, vegan und vegetarisch: In Salzwedel setzt ein Biomarkt auf Nachhaltigkeit. Die Ökokisten sind über Sachsen-Anhalt hinaus gefragt. Bio made in Altmark: Eine Erfolgsgeschichte.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 25.06.2024, 08:00
Felix Neumann mit Lebensgefährtin und Co-Chefin Anita Berger im „Grünland“ in Salzwedel.
Felix Neumann mit Lebensgefährtin und Co-Chefin Anita Berger im „Grünland“ in Salzwedel. Foto: Alexander Rekow

Salzwedel. - „Hallo“, „grüße dich“. Wenn Felix Neumann im Café vor seinem Laden sitzt und eine Pausen-Zigarette raucht, ist er nie ganz allein. Kunden winken ihm zu, plaudern kurz. Er scheint sie alle zu kennen. Zumindest die meisten.

Grünland-Biomarkt in Salzwedel: Supermarkt in der Altmark wird zum Erfolg

„Einige sind seit der ersten Stunde bei uns“, sagt er. Bei uns, das ist der Biomarkt Grünland in Salzwedel, den er mit seiner Lebensgefährtin Anita Berger führt. Als „Bio“ im Norden Sachsen-Anhalts für viele Menschen noch kein Begriff war, startete der heute 51-Jährige das Wagnis Ökoladen. Es sollte eine Erfolgsgeschichte made in Altmark werden.

Mit Video: Von der Weide bis zum Ladentisch - eine altmärkischer Familienbetrieb setzt auf Bio

Es war der 8. Juni 1999, als Felix Neumann und sein damaliger Geschäftspartner Michael Pernak auf 35 Quadratmetern mit „Grünland“ an der Altperverstraße durchstarteten. Zwei Jahre vor Einführung des staatlichen Bio-Siegels. „Der Laden war bis unter die Decke vollgestopft“, erinnert er sich. Keine 500 Produkte habe es damals gegeben. Zum Vergleich: „Heute sind es deutlich mehr als 5.000“, ergänzt Lebensgefährtin und Co-Chefin Anita Berger. Die beiden sitzen am Ruder des Biomarktes, der nun 35 Mitarbeiter zählt.

Dirk Withbrodt, Einkäufer und Planer bei Grünland in Salzwedel
Dirk Withbrodt, Einkäufer und Planer bei Grünland in Salzwedel
Foto: Alexander Rekow

Bis dahin war es ein weiter Weg. Neumann und sein Geschäftspartner seien nebenberuflich noch anderen Jobs nachgegangen, der Laden habe nicht genug abgeworfen. „Wir hatten vielleicht 15 Kunden am Tag.“ Doch die Nachfrage stieg, mehr und mehr Altmärker und Wendländer fanden den Weg in das Salzwedeler Bio-Lädchen.

Einkaufen: Leisten sich die Salzwedeler noch Bio-Produkte?

Bis der Platz nicht mehr ausreichte und 2002 der Umzug an den heutigen Standort anstand. Nun hatte Grünland schon 130 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die ersten Mitarbeiter wurden eingestellt. Das Sortiment vergrößerte sich, ebenso der Kundenkreis.

Nachhaltigkeit: Biomarkt in Salzwedel setzt auf regionale und saisonale Produkte

Und die Waren, so Felix Neumann, zeichne Grünland aus. Oder vielmehr deren Herkunft. Nachhaltig, regional und saisonal, das sind in dem Biomarkt nicht nur Worthülsen. „Felix lebt ,Grünland’“, sagt seine Lebensgefährtin. Der Kontakt zu den Erzeugern sei das A und O. So würden beispielsweise Abnahmemengen zugesichert.

„Das gibt den Landwirten Sicherheit.“ Neumann will genau wissen, was da in seinen Regalen liegt und den Weg in die Kühlschränke seiner Kunden findet. Auf der Internetseite des Marktes lässt sich die Herkunft der Produkte nachvollziehen. Bei vielen bis zum regionalen Produzenten. Salat aus Trippigleben, Käse aus Wiepke, Wurst aus Miesterhorst, Brot aus Apenburg.

Das gibt den Landwirten Sicherheit.

Felix Neumann

Die Biowaren seien aber längst nicht nur am Standort in Salzwedel gefragt. „Die Region ist mit Bioläden unterversorgt“, ist der Geschäftsmann überzeugt. Und so reifte die Idee, die Produkte direkt zu den Abnehmern zu bringen. Eine Biokiste, gefüllt mit Obst und Gemüse der Saison. „Mit zwölf Kisten haben wir 2017 angefangen“, erinnert sich Anita Berger:

„Und eine hatten wir beim Start noch vergessen, da musste Felix nochmal los.“ Die Kiste mit frischen Lebensmitteln sollte zu einer Erfolgsgeschichte werden. „Das hat eine richtige Dynamik aufgekommen“, so die 60-Jährige. Und das in einem Flächenkreis wie der Altmark, wo es keine kurzen Wege gibt.

Die Gebäckauslage bei Grünland in Salzwedel.
Die Gebäckauslage bei Grünland in Salzwedel.
Foto: Alexander Rekow

Einkaufen per Smartphone: Grünland plant eigene App für Bio-Produkte

Heute würden 900 Lebensmittelkisten pro Woche mit sechs Fahrzeugen verteilt – bis nach Magdeburg und Braunschweig: „Bürokisten“ an Firmen, Schulobst in Niedersachsen und an private Haushalte. „Ist das noch ökologisch?“, hatte sich der 51-Jährige selbst gefragt. Doch die Strecken seien so optimiert worden, dass die Fahrer durchschnittlich alle drei bis vier Kilometer einen Kunden ansteuern oder Waren bei einem ihrer Produzenten holen, so Neumann.

Das Geschäft am lokalen Standort floriert, die Kunden kommen längst nicht nur aus Salzwedel und dem Wendland, auch aus Osterburg, Stendal, Gardelegen und Wittenberge. Und so zog Grünland 2020 abermals um. Diesmal auf die gegenüberliegende größere Fläche. Seitdem bietet der Laden ein Vollsortiment auf 300 Quadratmetern, wie ein konventioneller Supermarkt.

Lecker essen und die Welt retten.

Anita Berger

„Wir haben insgesamt eine Million Euro investiert“, rechnet Neumann vor. Für die Ausstattung im Geschäft, Fahrzeuge, die die Kisten ausliefern, eine ausgeklügelte Packstation, Kühlzellen und Bistro. Und in Klimafreundlichkeit, wie Anita Berger betont. Energetische Sanierung, moderne Kühlung, LED-Licht und grüne Heizung. Dazu eine Solaranlage.

Grünland: Regionale Erzeuger über die Landwirtschaft der Zukunft

Mit Visionen ist Felix Neumann auch nach 25 Jahren noch nicht am Ende. „Wir wollen eine Grünland-App.“ Kunden sollen dann mit dem Smartphone einkaufen können. Und bestenfalls dazu noch passende Rezepte angezeigt bekommen, so seine Idee. „Lecker essen und die Welt retten“, fasst es seine Lebensgefährtin zusammen und fügt hinzu: „Wir liefern Obst, Gemüse und Zukunft.“