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Heimaträtsel Von der Fotografie zum Brunnenbau

Neue Runde im Salzwedeler Heimaträtsel: Gesucht war dieses Mal das Haus Vor dem Lüchower Tor 6.

Von Uta Elste 11.03.2017, 02:00

Salzwedel l Die gute Nachricht vorweg: Alle Teilnehmer der 24. Runde unseres Heimaträtsels haben die richtige Lösung gewusst. Das gesuchte Haus hat die Adresse Vor dem Lüchower Tor 6.

Im 19. Jahrhundert gehörte das repräsentative Gebäude dem Mühlenbesitzer Gustav Scholvien. Die Villa befand sich damals außerhalb der Stadtmauern. Im April 1880 kündigte Rudolf Oberst, der Großvater des Fotografenmeisters Rolf Oberst, per Annonce im Salzwedeler Wochenblatt die Eröffnung seines photografisch-artistischen Ateliers an, schrieb Marie-Luise Oberst. In der Anzeige versicherte Rudolf Oberst seiner Kundschaft, dass er durch die günstige Lage seines Ateliers im Stande sei, „auch bei trübster Witterung die besten Fotografien zu liefern“.

Das Aufnahme des veröffentlichten Bildes schätzten die Teilnehmer übereinstimmend aufgrund der Kleidung der abgebildeten Menschen auf die 1930er Jahre. „Sehr schön anzusehen, Weiblein und Männlein mit Hut und Mantel beim Flanieren“, erinnerte sich Vera Neumann in einer Mail, „unzählige Male bin ich an diesem Haus auf dem Weg zum Bahnhof vorbei gegangen, jedoch nicht während der abgebildeten Zeit.“ Obwohl Paul Thurm aus Duisburg als Aufnahmedatum auch die 1950er Jahre nicht ausschließen wollte, denn „so groß waren die Unterschiede nicht“.

Für Jürgen Schulze ist die Villa etwas Besonderes. „Ich wurde dort im Keller geboren“, erzählte der heute in Neumühle Lebende. Um die auf dem linken Bild zu sehende Gaslaterne anzuzünden, sei täglich ein Mann vorbeigekommen.

An der rechten Seite des Hauses sei der Giebel des Jahngymnasiums zu erkennen, fügte Gabriele Schröder hinzu. Auch zahlreiche andere Teilnehmer haben den Hinweis in Anrufen und Zusendungen gegeben. Doch neben der Bildungseinrichtung hatten sich auch Handwerker um das Haus angesiedelt. „Auf dem Hof hatte Brunnenbaumeister Stadelmann seine Werkstatt“, berichtet Inge Kulla. An dessen Firma erinnern sich auch Paul Thurm und Gisela Schulze. Die Familie zog Ende der 1960er Jahre auf das Grundstück. Dort wuchs auch der Comedian Ingmar Stadelmann auf, wie Margret Ritter schrieb.

Silke Dammholz, Gerhard Ruff, Jürgen Schnerk, Siegwart Andree und Jürgen Schulze verweisen auch auf die Stein- und Bildhauerei Schweigel, deren Inhaber Georg Schulze war. Genau gegenüber dem Haus Nummer 6 gab es eine Fleischerei, und hinter der Jeetze in Richtung Stadt befand sich das Café Stackmann, schreibt Gottfried Przybylski. Jürgen Schnerk berichtet in seiner Zuschrift auch von einer Stieleisproduktion, deren Produkte der Volksmund „Matsch am Balken“ genannt habe.

Zurück zum Haus Nummer 6: In den 1950er Jahren habe der Schwamm dem Haus zugesetzt, erzählt Jürgen Schulze, und Jürgen Schnerk fügt hinzu, dass bei einer Neugestaltung der Außenfront Treppe und Tür entfernt und letzteres als siebtes Fenster umgebaut wurde. Doris Kopp erinnert daran, dass sich genau gegenüber dem im Rätsel gesuchten Haus das frühere Fernmeldeamt befindet, das heute unter anderem eine Kindertagesstätte beherbergt.

Zum früheren Fernmeldeamt merkt Bodo Habermann übrigens an, dass mit dessen Bau in Salzwedel die Zeit der Kurbeltelefone zu Ende ging und beim Telefonieren künftig Selbstwähltechnik genutzt wurde. Die meisten Anrufer der nunmehr 24. Runde unseres Heimaträtsels wiesen auch auf die noch vor wenigen Jahren im Untergeschoss des Hauses existierende Essbar hin.

Unter den Teilnehmern des Rätsels verlost die Volksstimme einen kleinen Preis. Über die kleine Überraschung kann sich die Salzwedelerin Marie-Luise Oberst freuen.