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Impfzentrum Logistik klappt, Impfstoff fehlt

60 Personen im Alter über 80 Jahre sind Donnerstag in der Außenstelle des Impfzentrums in Salzwedel gegen das Coronavirus geimpft worden.

Von Antje Mewes 29.01.2021, 00:01

Salzwedel l 60 Impfungen sollen künftig zweimal in der Woche in dem eigens dafür aufgestellten Container vorbereitet und verabreicht werden. Die Termine dafür waren ruckzuck vergeben. Momentan müssen Interessenten Geduld bewahren und es regelmäßig online oder per Telefon versuchen, einen Termin zu bekommen. Es mangelt, wie an anderen Orten in Deutschland auch, an Impfstoff. Nächste Woche bekommt der Kreis 570 Impfdosen, das ist die Hälfte wie bislang, erklärte gestern Ives Müller, Leiter des Impfzentrums. 800 sollen es in zwei Wochen wieder werden. „Wir könnten wesentlich mehr Menschen impfen, wenn ausreichend Impfstoff vorhanden wäre“, erklärt Dezernentin Kathrin Rösel. Die Logistik sei mit Unterstützung der Bundeswehr, aus dem Jobcenter und den Verwaltungen des Kreises und der Stadt Gardelegen gegeben. Materiell sei der Kreis ebenfalls gut aufgestellt.

„Wir beobachten zudem ein großes, freiwilliges Engagement im Rahmen dieses Jahrhundertereignisses“, betont die Dezernentin. Zahlreiche Ärzte und medizinisches Fachpersonal hätten sich bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen und die Impfteams zu unterstützen. Tendenz steigend. Wenn denn ausreichend Impfstoff vorhanden wäre. Immerhin: Für die notwendigen Zweitimpfungen in jeweils drei Wochen sind die Termine registriert und die Impfdosen zurückgelegt. „Das bedeutet, dass trotz der Lieferengpässe beim Impfstoff die Zweitimpfung in keinem Fall gefährdet ist“, betont Rösel. Mit Stand von Donnerstag haben im Altmarkkreis 2501 Männer und Frauen im Landkreis ihre Erst- und 837 ihre Zweitimpfung erhalten.

Trotz der derzeitigen Situation geht der Kreis mit seinem Plan, Impfungen wohnortnah anzubieten, in die Offensive. Landrat Michael Ziche habe sich an alle Hausärzte gewandt und erfragt, ob und in welcher Form sie sich an der Strategie beteiligen würden. Erste Rückantworten seien eingegangen. Viele Mediziner hätten sich bereiterklärt, ihre Praxen zur Verfügung zu stellen, oder mit ihrem medizinischen Personal bei Impfaktionen, beispielsweise in Dorfgemeinschaftshäusern zu helfen.

Die Hausärzte einbeziehen zu können, sei ideal. Sie hätten die fachlichen Voraussetzungen und kennen zumeist die Patienten. Die Erfassung und Regristrierung würden die Mitarbeiter des Impfzentrums übernehmen. Von dort würde auch der Impfstoff angeliefert, der nur dort in einem Spezialkühlschrank bei minus 70 Grad gelagert werden kann. 120 Stunden – also fünf Tage – ist er in normalen Kühlschränken und bei Raumtemperatur haltbar, erklärt Ives Müller.

Auch der Aufruf, dass sich Impfbefähigte beim Kreis melden, sei erfolgreich gewesen. Die Freiwilligen würden von Mitarbeitern des Impfzentrums registriert, und wenn es örtlich und terminlich passt, in die Prozesse eingebunden.

Nach der Aufnahme und dem zu erledigenden Papierkram ging es Donnerstag in der Außenstelle des Impfzentrums am ehemaligen Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) fix. Dr. Gerhard Ruff sprach mit den Patienten und untersuchte sie auf ihre Impffähigkeit. Seine Frau Christine verpasste ihnen den Piks. Es sei für ihn keine Frage gewesen, sich für diesen Dienst zur Verfügung zu stellen, sagte der Mediziner, der bis vor zehn Jahren eine eigene Praxis in Salzwedel hatte und auch jetzt noch regelmäßig praktiziert.

Mehr als 50 Jahre war er als Hausarzt tätig und sah gestern einige seiner langjährigen Patienten wieder. Ihnen und allen anderen mit der Impfung ein großes Stück Angst in diesen Pandemiezeiten nehmen zu können, sei für ihn und seine Frau Motivation genug. Er hoffe auf die Vernunft der Menschen, sich impfen zu lassen und erinnerte an damit verbundene Errungenschaften, wie den Sieg über Krankheiten wie Kinderlähmung, Pocken oder Typhus.