Kantorei Singen verbindet

Die Kantorei Salzwedel feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Einige Sänger erzählen über ihr besonderes Hobby.

Von Anke Pelczarski 11.09.2019, 17:43

Salzwedel l „Ein deutsches Requiem“ von Brahms, „Die Schöpfung“ von Haydn, „Der Messias“ von Händel: Das sind einige der Lieblingswerke, die die Mitglieder mit viel Freude gesungen haben. Von Anfang an dabei sind Eberhard und Walburg Simon, die heute in Dannenberg leben. Sie haben vor 52 Jahren in Salzwedel mit dem Singen begonnen. „Damals waren wir vier, fünf Ehepaare, die Freude daran hatten“, erinnert sich Eberhard Simon an den Singekreis kirchlicher Mitarbeiter. Aus diesem entstand, unter Leitung von Kantor Joachim Barthels, die Kantorei Salzwedel. „Das war im September/Oktober 1969“, blickt Eberhard Simon zurück. Von Anfang an wurde intensiv geprobt. Denn im Dezember gab es mit einer Adventsmusik den ersten Auftritt: Kantaten von Bach und Händel sind erklungen. „Wir haben unsere Konzerte in der Lorenzkirche gegeben. Denn die war beheizbar“, schildert er.

„Wir konnten zu finsterer DDR-Zeit hier das Weihnachtsoratorium aufführen. Hier hat sich keiner daran gestört. Mein Musiklehrer in Genthin ist deswegen rausgeflogen“, erinnert sich Walburg Simon.

1983 verließ Kantor Joachim Barthels Salzwedel. Matthias Böhlert, damals Student an der Evanglischen Kirchenmusikschule Halle/Saale, wurde verpflichtet, nach erfolgreichem Examen die Kantorenstelle an der Jeetze zu übernehmen. Im September 1984 war es soweit. Seitdem dirigiert er die Kantorei. Matthias Böhlert sei „ein begnadeter Leiter“, lobt Gunhild Heinrich, die in den 1980er Jahren mitgesungen hat und nun wieder dabei ist. „Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Kantor zu Beginn des Übens eines großen Werkes Takt für Takt ,buchstabiert‘. Dadurch kommen auch Sänger mit, die keine Noten lesen können“, beschreibt sie. „Alle dürfen bei ihm mitsingen“, ergänzt Rosmarie Geuder aus Gusborn, die seit 2001 dabei ist.

Für Rosmarie Geuder war das Weihnachtsoratorium der Anstoß, in der Salzwedeler Kantorei mitzusingen. „Das wollte ich unbedingt lernen“, schildert die Sängerin, die seit 1988 in verschiedenen Chören aktiv ist. Gut finde sie, dass die Kantorei ein Ost-West-Chor sei. Einige der 80 Mitglieder würden aus dem Altmarkkreis kommen, andere aus den Landkreisen Uelzen und Lüchow-Dannenberg. „Das Singen hilft beim Zusammenwachsen, es baut Vorurteile ab“, beschreibt Rosmarie Geuder. Für sie sei es „ein Lebenselixier“. Aber auch der Austausch sei wichtig. Und der komme in Pausen nicht zu kurz. Die Anreise in der Fahrgemeinschaft mit Ehepaar Simon und Albrecht Jahn sei kurzweilig. Letztgenannter singt seit diesem Jahr mit. „Die Kantorei Dannenberg gibt es leider nicht mehr in der Form. Aber ich wollte gern weitersingen. Denn ich mag vor allem größere Werke“, erzählt Albrecht Jahn. Die Stimme lasse zwar im Alter nach, aber die Erfahrung nehme zu.

Markus Matiaske senkt den Altersdurchschnitt erheblich. Der junge Mann empfindet es als „sehr schön, in der Gemeinschaft geistliche Musik zu singen“. Er profitiere von den Erfahrungen langjähriger Sänger. Überhaupt der Gemeinschaftssinn. „Man wird vermisst, wenn man nicht da ist“, bringt es Rosmarie Geuder auf den Punkt. Einstige Sänger kehren auf Zeit gern zurück.

Seit mehr als 25 Jahren sind Instrumentalisten der Komischen Oper Berlin bei den Auftritten dabei. „Sie kommen sehr gern wieder“, weiß Eberhard Simon. Denn sie würden das akkurate Dirigat von Matthias Böhlert schätzen, fügt Gunhild Heinrich hinzu. Entwickelt haben sich Freundschaften zu anderen Chören wie dem „Osterchorsteinway“ aus Bremen, aber auch zu Solisten. Dann geht‘s zur letzten Probe vorm großen Festkonzert.