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Kommunalpolitik Die neuen Macher in Barnebeck

Mit 33,2 Jahren hat der Salzwedeler Ortsteil Barnebeck den wohl jüngsten Rat in Sachsen-Anhalt.

Von Alexander Rekow 17.07.2019, 11:35

Barnebeck l „Hier war vor 30 Jahren die Welt zu Ende“, sagt Toni Winkelmann. Der 28-jährige Barnebecker Ortsbürgermeister hat zwar die DDR nicht miterlebt, weiß aber um die mangelhafte Infrastruktur in unmittelbarer Grenznähe, weshalb er darauf anspielte. Kaputte Straßen und Brücken, fehlende Radwege, unzureichende Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Doch im Gestern lebt der 115 zählende Salzwedeler Ortsteil gewiss nicht. Über dem Dorfgemeinschaftshaus weht die Europa-Fahne und im Innern tagt mit einem Durchschnittsalter von nur 33,2 Jahren der wohl jüngste Ortschaftsrat im Land.

Das die junge Truppe voller Tatendrang steckt, zeigt schon ein Blick auf die Tagesordnung. 16 Punkte waren bei ihrer ersten Sitzung in Barnbeck gelistet. Und dies ist keine Selbstverständlichkeit. Denn 2018 stand eine Ratsvertretung noch gänzlich auf der Kippe. Nach dem Rücktritt der Henninger Ortsbürgermeisterin Christel Schneppel, welche 37 Jahre das Amt inne hatte, beschloss der Rat die Auflösung der bisherigen Ortschaftsstruktur. Da Barnebeck somit wieder ein eigener Gemeindeteil war, beschloss die junge Truppe sich bei der Kommunalwahl im Mai als Ortschaftsrat zur Wahl zu stellen. Hervor ging ein Rat, der sein Dorf voran bringen will.

Auch die Dorfbewohner zeigen sich an der Sitzung interessiert. 13 sind gekommen und haben reichlich Redebedarf. So sei der Friedhof in einem „katastrophalen Zustand“ und würde gerade den älteren Einwohnern das Gehen erschweren. „Und den Weg muss irgendwann jeder gehen“, meint eine Anwohnerin. Der Rat notiert fleißig mit, auch bei den folgenden Punkten. Unansehnliche Fußwege, Dellen in den Straßen, Parksituation am Dorfgemeinschaftshaus, mangelhafte Mäharbeiten und unzureichender Baumschnitt werden unter anderem eingeworfen.

Der fehlende Baumschnitt ist auch direkt vor dem Dorfgemeinschaftshaus zu sehen. Dort müssen Fußgänger und Radfahrer den Kopf mächtig einziehen, damit das Haupt nicht im Geäst landet.

Gut eine Stunde dauert die lebhafte Diskussion mit den Einwohnern, ehe sich die Ratsmitglieder ihren eigentlichen Punkten – die sich zum Teil decken – widmen können.

Beispielsweise die Grüne Wiese auf dem Gottesacker. Die sei „unwürdig“, zudem fehle eine überarbeitete Friedhofssatzung. Oder die eingangs erwähnte Infrastruktur: „Wir haben keinen Radweg als westlichster Gemeindeteil“, moniert Winkelmann. Und das, obwohl Touristen auf dem Rad die Region erkunden. Bänke zum Ausruhen fehlten obendrein. Auch die huckelige Ortsstraße wird thematisiert. Doch der Rat entscheidet sich mehrheitlich gegen den Versuch, sich für eine Asphaltdecke stark zu machen. Die alte Kopfsteinpflasterstraße sei „ortsbildprägend“, meint Antje Senkbeil.

Hitzig wird es beim öffentlichen Nahverkehr. Der Rufbus sei gut, da ist man sich einig. Doch abends vom Kino aus Salzwedel nach Barnebeck: Das funktioniere nicht. Daniel Schaefer, auch im Stadtrat der Hansestadt, will das Thema in den Verkehrsausschuss tragen und einen Vertreter der PVGS einladen. Auch der fehlende Spielplatz im Ort stößt beim jungen Rat auf Unverständnis. „Wir haben hier junge Familien und Kinder“, macht Schaefer klar. Für eine funktionierende Gesellschaft sei dies unabdingbar.

Weiterhin werden kaputte Straßen und Brücken thematisiert und die Straßenbeleuchtung, welche große Dunkelfelder habe. Nun werden die Ausschussmitglieder und Räte des Stadtrates von Barnebeck hören, ebenso die Amtsstuben im Salzwedeler Rathaus.