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Konferenz Demokratie auch im Kleingarten

Netzwerke bilden, Qualifizierung, Generationen einbeziehen: Diese Empfehlung erhielten die Teilnehmer der Demokratie-Konferenz in Salzwedel.

Von Uta Elste 23.09.2016, 03:00

Salzwedel l Die dritte Konferenz innerhalb des Bundesprogramms „Demokratie Leben“ war gestern zusammen mit der Eröffnung der Ausstellung „Zukunft gestalten“ der Auftakt für die Interkulturelle Woche.

„Demokratie Leben“, ein Programm des Bundesfamilienministeriums, startete im Altmarkkreis bereits 2015. Innerhalb des Programms werden Projekte realisiert, die sich gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit richten. Der Schwerpunkt liege in diesem Jahr natürlich auf den geflüchteten Menschen, die in die Region kommen, so Vize-Landrat Eckhard Gnodtke. Er erinnerte in diesem Zusammenhang beispielsweise an das Interkulturelle Fußballtraining beim SV Eintracht Salzwedel, an weitere Projekte der Jungen Gemeinschaft Altmark oder des Offenen Kanals Salzwedel. Allerdings sei man im Altmarkkreis nicht erst seit 2015, sondern bereits seit acht Jahren dabei, als das Programm „Vielfalt tut gut“ startete, so Eckhard Gnodtke.

Doch um Demokratie zu leben und zu stärken, reichen einzelne, voneinander unabhängig umgesetzte Projekte nicht aus, machte Cornelia Habisch deutlich. Die stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalts legte den Teilnehmern der Demokratiekonferenz vor allem die Vernetzung aller Akteure ans Herz, „auch wenn das manche nicht mehr hören können“. Aber Ebenen müssten sich verbinden und die Beteiligten sich informieren. Idealerweise seien daran verschiedenste Gruppen beteiligt, Lehrer, Polizisten und Juristen ebenso wie Ehrenamtliche. „Die Erfahrung zeigt, dass viele dann sicherer werden und sich danach völlig neue Kooperationsmöglichkeiten eröffnen.“ Die Stärkung der Zivilgesellschaft nannte Cornelia Habisch als weiteren wichtigen Schritt. Das bedeute, dass sich nicht nur die bislang Aktiven engagieren, sondern auch andere Gruppen einbezogen werden, beispielsweise Feuerwehren, Kleingärtner oder Landfrauen, vor allem auf kommunaler Ebene. Keine einfache Aufgaben, wie Cornelia Habisch bekannte. „Da sind dicke Bretter zu bohren.“

Meistens werde bei entsprechenden Projekten an Jugendliche als Zielgruppen gedacht. Doch die Grundlagen für bestimmte Einstellungsmuster würden bereits im Alter zwischen vier und zehn Jahren gelegt. Cornelia Habisch riet daher, Grundschulen und Kitas mit einzubeziehen. Auch Senioren dürften nicht vergessen werden. Viele seien daran interessiert, sich zu engagieren. Außerdem böte sich die Chance für generationsübergreifende Projekte und Gespräche.

Allerdings gebe es hinsichtlich einer gestärkten Zivilgesellschaft bereits ermutigende Beispiele, auch in Salzwedel. Mit dem Arbeitskreis für Demokratie und Weltoffenheit sei die Hansestadt so etwas wie die Urmutter der Bürgerbündnisse.

Als wichtige Punkte nannte Cornelia Habisch auch interkulturelles Lernen sowie historische Bildung. Hier verwies sie auf das Projekt „Rubins Colors“ des Vereins Atelierhaus Hilmsen, in dessen Rahmen sich Neuntklässler mit dem Schicksal des Holocaust-Überlebenden Rubin Samelson auseinandersetzen.

129 Bildungseinrichtungen tragen inzwischen den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. „Hier ist Sachsen-Anhalt im Verhältnis zur Einwohnerzahl Spitze“, sagte Habisch. Allerdings seien nicht alle damit einverstanden, wie die Verleihung des Titels an die Sekundarschule Dähre im Mai zeigte. Eine Tag danach war das Schulgebäude mit rechten Schmierereien verunstaltet. „Das war die vierte oder fünfte derartige Aktion in 13 Jahren in Sachsen-Anhalt. Aber davor darf man keine Angst haben, und genau hier hilft dann auch ein Netzwerk aus vielen Akteuren.“

Unmittelbar vor der Demokratiekonferenz wurde in der Kreisverwaltung die Ausstellung „Zukunft gestalten“ des Vereins Refugium eröffnet. Auf Tafeln sind künstlerische Arbeiten unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zu sehen, die ihre Wünsche nach einer Heimat, nach Familie und Sicherheit widerspiegeln. Die Ausstellung ist bis zum 30. September zu besichtigen.