1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Der Fußball ist allgegenwärtig

Konzertreise Der Fußball ist allgegenwärtig

Lettland, Estland, Russland: Diese Länder besuchte Salzwedels Kirchenmusikdirektor Matthias Böhlert während seiner Konzertreise.

Von Anke Pelczarski 08.07.2018, 03:00

Salzwedel l „Tallin ist für mich eine der schönsten Städte der Welt. Sie ist mittelalterlich, aber trotzdem lebendig“: Das sagt Matthias Böhlert. Deshalb werde im Februar 2019 die Chorreise des Ökumenischen Jugendchores Salzwedel genau in diese Stadt führen.

Doch bevor der Salzwedeler Kirchenmusikdirektor in dieser Stadt stoppte und auch ein Konzert gab, lernte er die lettische Hafenstadt Liepaja kennen. „Sie erinnert mich an mein Zuhause in Zeitz. Es ist vieles nostalgisch, die Straßenzüge, die Häuser. Wie zu DDR-Zeiten“, sinniert er.

Von dort aus ging es per Bus („ich bin lieber am Erdboden als in der Luft“) in die lettische Hauptstadt Riga. Im dortigen Dom durfte er auf der Orgel spielen, die die Firma Eberhard Friedrich Walcker & Co aus Ludwigsburg in den Jahren 1892/93 gebaut hat. „Zur Erbauungszeit war es das weltgrößte Instrument seiner Art. Die Orgel hat 124 Register“, beschreibt Matthias Böhlert. Der Rigaer Domorganist Aivars Kalëjs habe sich rührend um ihn gekümmert und auch beim Spiel assistiert.

Der Salzwedeler hatte „viele Stücke mit schönen Melodien“ ausgewählt, wie er erzählt, darunter auch einige von lettischen Komponisten. Knapp 300 Zuschauer hätten das Konzert erlebt. „Ich bin gleich wieder eingeladen worden“, fügt er hinzu.

In Lettland und Estland sei gerade die 100-jährige Unabhängigkeit gefeiert worden. Deshalb sei das Konzert im Dom zu Tallin, das mittags an einem Gedenktag stattfand, auch sehr gut besucht gewesen. Dort habe er auf einer deutschen Orgel gespielt, die aus der Orgelwerkstatt Ladegast in Weißenfels gestammt habe und von der Firma Sauer in Frankfurt/Oder im ersten Jahr des Ersten Weltkrieges umgebaut wurde. Auch die Firma Walcker sei beteiligt gewesen.

„Der Dom ist etwas ganz besonderes. Denn hier gibt es ganz viele Wappen von ehemaligen deutschen Landräten“, erzählt Matthias Böhlert. Verewigt sei auch der Vorfahre von Siegfried von Stackelberg aus Lüchow. Dessen Frau Almut hatte ihn gebeten, sich genauer umzuschauen. „Ich werde ihr von den Erlebnissen berichten“, verspricht er.

An der Grenze zu Rußland fragten ihn die Zöllner, was er im Land wolle. „Ich habe erzählt, dass ich Orgelkonzerte geben werde“, schildert er. Daraufhin habe der Zöllner begonnen, aus voller Brust ein Volkslied zu singen.

In St. Petersburg sei er vom Pianisten Maxim Zhaivoronok empfangen worden, der schon mehrfach in der Altmark gespielt habe. „Hier war der Fußball allgegenwärtig. Wir haben Fanmeilen gesehen und erlebt, wie die Nationen feierten und bangten. Und wir sind bedauert worden, als die Deutschen nach der Vorrunde ausgeschieden waren“, berichtet Matthias Böhlert. Der Gastgeber habe ihm viele bekannte Sehenswürdigkeiten gezeigt. In der Millionenmetropole spielte er auf einer in Deutschland gebauten Orgel in der Katharinenkirche auf der Wassiljewski-Insel und in der katholischen Kathedrale, die ebenfalls den Namen Katharinenkirche trägt. In zweitgenannter habe es eine elektronische Orgel gegeben, die einen sehr langen Nachhall hatte.

Auch beim letzten Zwischenstopp in Moskau gab es neben einem Konzert viele neue Eindrücke. Was Matthias Böhlert besonders beeindruckt hat? „Das lässt sich nicht sagen. Aus allen Stationen habe ich neue Erfahrungen mitgenommen“, sagt er. Besonders freue er sich jedoch im nächsten Jahr auf die erneute Stippvisite in Tallinn.