Offene Sachsen-Anhalt-Meisterschaften im Bankdrücken in Salzwedel Kräftige Männer und eine starke Dame
Mehr als 200 Kilo - so viel wie ein ausgewachsenes Wildschwein. Am Sonnabend ging es in Salzwedel ums Gewicht, und eine Frau stahl allen die Schau.
Salzwedel l 65 Jahre alt, graue Haare und keine 60 Kilogramm schwer. Ingrid Cedel aus Grieben bei Stendal sieht aus, wie eine glückliche Großmutter, die ihren Enkeln Kuchen backt und gerne im eigenen Garten arbeitet. Wie sie ihre Freizeit tatsächlich verbringt, würde kaum einer, der sie nicht kennt, vermuten. Ingrid Cedel ist Kraftsportlerin - die beste ihres Alters in Deutschland. Ihre Spezialdisziplin: das Bankdrücken. Mit dem Rücken liegend auf einer Stahlbank, über ihr eine Stange, an der rund 50 Kilogramm schwere Gewichte hängen - das Gewicht eines normalen Küchenherds. Ein konzentrierte Blick, tiefe Atemzüge und ein schneller Ruck. In einer Bewegung lässt Ingrid Cedel die Stange auf ihren Brustkorb herunter und stemmt die zentnerschwere Last wieder nach oben. Das alles ohne Hilfsmittel, nur mit reiner Muskelkraft des vermeintlich schwachen Geschlechts.
Auch Ingrid Cedels Mann Gerd trat am Sonnabend im Freizeitcenter bei den sechsten Sachsen-Anhalt-Open im Bankdrücken an. "Dieser Wettekampf ist für uns der Auftakt des Jahres", erzählte Enrico Schütze, der diesen mit Fredi Damaschke organisiert hatte. In den vergangenen Jahren waren die starken Frauen und Männer in Ziemendorf gegeneinander angetreten. Da die dortige Gaststätte aber nun geschlossen hat, wurden erstmals in Salzwedel Gewichte gestemmt. 47 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet waren gekommen. Darunter amtierende Welt- und Europameister. Einzige Lokalmatadore waren Junior Jan Rakowski und der Salzwedeler Polizeiweltmeister Norman Wagner. "Es ist traurig, dass sich hier nicht mehr Leute finden, die starten wollen. Aber ich halte die Fahne hoch", sagte der 42-Jährige, der am Ende Zweiter in seiner Klasse wurde.
Unterteilt nach Altersklassen traten die Kraftsportler an. Von Junioren Anfang 20 bis zu Senioren über 60. Ältester Teilnehmer war der Berliner Manfred Grothe mit 72 Jahren. "Da muss man schon in den Ausweis schauen, sonst glaubt man das nicht", scherzte Enrico Schütze. Grundsätzlich sei es beim Bankdrücken von Vorteil, etwas kleiner zu sein, erklärte Schütze. Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. In diesem Fall der fast zwei Meter große und 145 Kilogramm schwere Alexander Moch aus Hamburg. Als er die Bühne betritt, bebt der Holzboden. Dabei geht es beim Bankdrücken nicht nur um Körpergewicht und möglichst dicke Oberarme. Das Gewicht der Athleten wird vom gestemmten Gewicht abgezogen, die Differenz ergibt die Punktzahl. Und noch ein weiteres Vorurteil wurde aufgeklärt. Kraftsport hat nicht zwangsläufig negativen Einfluss auf die geistige Fähigkeit. Den Beweis trat Dr. Heiner Schildbach an. Der Allgemeinmediziner stemmte 120 Kilo.