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Krankenhaus „Keine Experimente mehr“

Der Altmarkkreis will auch künftig an einer Trägerschaft beider Krankenhausstandorte festhalten, obwohl sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschärft haben. Derzeit werden Lösungen erarbeitet und in einem Strategiepapier festgeschrieben.

Von Antje Mewes 22.08.2015, 03:00

Gardelegen/Salzwedel l Das Altmarkklinikum hat in den zurückliegenden Jahren, laut Landrat und Aufsichtsratsvorsitzendem Michael Ziche, immer positive Jahresabschlüsse erzielt. 2013 gab es erstmals „eine schwarze Null“ und 2014 einen Verlust in Höhe von zwei Millionen Euro. „Die Gründe liegen an den Rahmenbedingungen“, sagte Ziche, als er gestern seine Halbzeitbilanz für 2015 vorstellte. Das Defizit für 2014 könne über Rücklagen oder Verlustvortrag ausgeglichen werden.

Es gebe viele Krankenhäuser in Deutschland, die rote Zahlen schreiben. Eine veränderte Struktur des Finanzierungssystems für Krankenhäuser in Deutschland führe zu dieser Fehlentwicklung. Aufsichtsrat, Geschäftsführung und weitere Gremien haben deshalb über die Ausrichtung des Altmarkklinikums diskutiert und erarbeiten eine Strategieplanung bis 2020, die der Kreistag im Herbst oder Winter zum Beschluss vorgelegt bekommt. „Wir müssen uns auf das besinnen, was wir im ländlichen Raum brauchen und können“, betonte der Landrat. Beide Häuser müssten wirtschaftlich arbeiten. „Wir machen keine Experimente mehr“, sagte Ziche im Hinblick auf den Skandal um das Wirbelsäulenzentrum in Gardelegen, an dem es unnötige Operationen gegeben hatte.

Um hohe medizinische Standards bieten zu können seien hohe Investitionen erforderlich. Da das Land die Zuschüsse dafür ständig verringere, müssten Investitionen aus erwirtschafteten Gewinnen erzielt werden. Das sei für das Altmarklinikum nicht mehr realisierbar. Ziche nannte ein Beispiel: Der neue Magnet-Resonanz-Tomograph (MRT) für das Krankenhaus Gardelegen hat 1,5 Millionen Euro gekostet. Die Förderung vom Land betrug 500  000 Euro. Für das Altmarkklinikum gehe es künftig darum, Leistungssteigerungen über mehr Behandlungsfälle zu erreichen und die Kosten zu optimieren.

Aufgrund der demografischen Entwicklung sei in Sachsen-Anhalt bis 2030 ein Rückgang der Behandlungsfälle um sieben Prozent prognostiziert. Zuwachs gebe es im Bereich der Medizin für ältere Menschen, Rückgänge hingegen bei der Frauen- und Kinderheilkunde, sowie Geburtshilfe. Diese Abteilungen seien nicht wirtschaftlich. „Wir müssen jetzt prüfen, wie weit wir diese Leistungen aufrecht erhalten“, sagte Ziche. Das bedeute nicht, dass sie an beiden Standorten nicht mehr vorgehalten werden, aber an den Strukturen müsse sich etwas ändern.

Mit einem Fachärzte-Zentrum in Salzwedel, soll die Unterversorgung der Region mit Fachärzten aufgefangen werden (wir berichteten).

Der Management-Vertrag für das Betreiben der beiden Krankenhäuser mit der Paul Gerhardt Diakonie bestehe seit 2002. Er war auf Grundlage eines Konzeptwettbewerbs 2013 noch einmal um fünf Jahre verlängert worden. 2017 müsse zwingend neu ausgeschrieben werden.