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Tierseuche Kreis motiviert zur Wildschweinjagd

Der Altmarkkreis Salzwedel wappnet sich gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest.

Von Antje Mewes 16.01.2018, 14:23

Salzwedel l Noch hat sie Deutschland nicht erreicht, doch die Sorge ist bereits groß: Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest sorgt auch im Altmarkkreis für Verunsicherung. Besonders Landwirte, die Schweine halten, fürchten die hochansteckende Viruserkrankung, weil sie in den Beständen einen hohen wirtschaftlichen bis existenzgefährdenden Schaden anrichten kann. Für Menschen ist der Erreger ungefährlich.

Mit der Übernahme der Kosten der Trichinenbeschau will der Altmarkkreis die Jägerschaft entlasten und zu einer intensiveren Bejagung der Wildschweine motivieren. „Nur über eine dauerhafte Reduzierung der Wildschweinzahlen in der Region werden die landwirtschaftlichen Betriebe der Schweinehaltung im Altmarkkreis wirksam vor der Afrikanischen Schweinepest geschützt“, sagt Landrat Michael Ziche zu dem Vorstoß.

Bei erlegten Wildschweinen, deren Fleisch für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, ist eine amtliche Untersuchung des Wildkörpers auf Trichinen gesetzlich vorgeschrieben. Diese Beprobung wird im Altmarkkreis an acht Trichinenuntersuchungsstellen von Tierärzten vorgenommen. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 2578 Wildschweine auf einen Befall mit Trichinen getestet. Alle waren frei von dem Parasiten, dessen Larven bei Verzehr von rohem Schweinefleisch auf den Menschen übertragen werden können. Viele Jäger beklagen, dass die Kosten dieser Untersuchung gerade bei jungen Wildschweinen kaum über die Erlöse für den Wildfleischverkauf gedeckt sind, erklärt Kreissprecherin Birgit Eurich.

Das Probenmaterial werde wie bisher auch mit dem dazugehörigen Wildursprungsschein den Tierärzten (siehe Infokasten) zur Verfügung gestellt. Für den Jäger entfallen die Ausgaben für die Untersuchung.

„Das gilt aber nur für im Altmarkkreis erlegtes Schwarzwild“, erklärt Kreis-Jägermeister Ulrich Brückner. Er begrüßt die Regelung: „Das ist große Klasse.“ Auch im Hinblick auf die Anerkennung der Leistungen der Jäger bei der Reduzierung des Wildschweinbestandes, den er im Altmarkkreis als viel zu hoch einschätzt. Das liege daran, dass die Tiere beste Lebensbedingungen vorfinden. In anderen Regionen würden Prämien für jedes erlegte Wildschwein gezahlt. Das sei in Sachsen-Anhalt nicht so. Deshalb freue er sich über die Kostenübernahme.

Der Bauernverband hatte gefordert, die Schwarwildpopulation um 70 Prozent zu minimieren. Dabei von einer Prozentzahl zu sprechen, hält er für nicht umsetzbar, so Brückner. Aber eine erhebliche Reduzierung der Bestände, sei gerade im Hinblick auf die Afrikanische Schweinepest dringend erforderlich. Dabei sei auch ein Aufheben der Schonzeiten kein Tabu. „Die Jäger sind dafür“, sagt er. Vor allem, wenn die Erkrankung tatsächlich die Region erreicht, müssten die Tiere zu jeder Zeit geschossen werden können. Noch gelte in Sachsen-Anhalt eine Richtlinie aus 2010. Darin sei die Schonzeit zum Teil gelockert und das versehentliche Erschießen einer Bache mit Frischlingen sei keine Straftat mehr, sondern eine Ordnungswidrigkeit.

Im Übrigen sei die Bejagung des Schwarzwildes schwierig, weil die Tiere auf den großen oftmals mit Zwischenfrüchten bestellten Schlägen gute Deckung finden. Aufgrund der waldreichen Landschaft hat der Altmarkkreis eine hohe Populationsdichte, so dass sich der Erreger leicht festsetzen könne. Damit sei die Gefahr einer Übertragung auf Hausschweine hoch.