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Bürgerholz Kritik an Waldverkauf zu Höchstgebot

Der Bund für Umwelt und Naturschutz verweist nochmals auf Angebote, den Salzwedeler Stadtforst zum Verkehrswert zu kaufen.

Von Antje Mewes 10.07.2016, 18:55

Salzwedel l Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) will sich mit dem Verkauf von Bürgerholz und Buchhorst in Privathand nicht abfinden. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger zeigt sich entsetzt über die aktuellen Entwicklungen. Die Privatisierung kommunaler Flächen gegen Höchstgebot gefährde akut Erhalt und Entwicklung des Grünen Bands, für dessen Schutz sich die Umweltorganisation seit mehr als 25 Jahren einsetze.

„Die Flächenverkäufe konterkarieren insbesondere das jahrzehntelange Engagement des Bundes und der beteiligten Länder zum Schutz von Deutschlands längstem Lebensraumverbund“, erklärt. Mit einer Veräußerung seitens der Stadt Salzwedel drohe eine der größten Lücken im Grünen Band zu entstehen. Elf Kilometer könnten jetzt in Privatbesitz übergehen und damit als Lebensraum und Wanderkorridor für die dort vorkommenden gefährdeten Tierarten wie Fischotter, Vogelazurjungfer und Braunkehlchen sowie für Pflanzenarten wie Wasserfeder, Salzschwaden und Stranddreizack verloren gehen, erklärte Weiger.

Dies trete die erst unlängst in der Koalitionsvereinbarung der neuen sachsen-anhaltischen Landesregierung für den Schutz des Grünen Bandes gesetzten Ziele mit Füßen. „Die Landesregierung will ein durchgängiges Grünes Band schaffen und es als Nationales Naturmonument ausweisen. Und zugleich wird nun durch die öffentliche Hand eine riesige Lücke in diesem Biotopverbund verursacht“, sagte Weiger.

Der BUND fordert die Stadt Salzwedel auf, im Zuge ihrer Haushaltkonsolidierung die Flächen nicht auf dem Grundstücksmarkt „zu verscherbeln“. „Der Stadt liegen Angebote für die Flächen sowohl von unserem Verband als auch vom Land Sachsen-Anhalt vor. In der Not auch noch den letzten Euro herauszuquetschen anstatt das künftige Potential des Stadtforstes und des Grünen Bandes für die wirtschaftliche Entwicklung und das Gemeinwohl im Blick zu haben, ist eine überstürzte und falsche Entscheidung“, so Weiger in einer Pressemitteilung.

Es sei gelungen, knapp die Hälfte des Grünen Bandes als „Nationales Naturerbe“ zu sichern. Weiger: „Wir haben geglaubt, dass die Zeiten, in der Grüne-Band-Flächen aus dem Eigentum der öffentlichen Hand an Privatbesitzer verkauft werden, längst der Vergangenheit angehören.“

Besondere Brisanz habe ein solcher Verkauf auch deshalb, weil neben den Flächen im eigentlichen Grünen Band – dazu gehörten Areale zwischen Landesgrenze und ehemaligem Kolonnenweg – auch zwei der größten „Naturschutz-Perlen“ am Grünen Band gefährdet seien. 1400 Hektar einmaliger Waldwildnis drohe das Aus, wenn das Bürgerholz und der Buchhorst verkauft würden.

Der ganze Vorgang bestätige den BUND in seiner Forderung nach einem nationalen Förderprogramm „Lückenschluss Grünes Band“ zum Ankauf für den Naturschutz zu sichernder Flächen. „Wir brauchen einen Rettungsfond für das Grüne Band, der in solch einem Fall einen zügigen Kauf der Flächen ermöglicht“, sagte Weiger.

Wie schön es im und am Bürgerholz ist, erlebten Sonnabend 60 Erwachsene und neun Kinder bei einer Wanderung mit Naturführerin Ute Machel. Die Teilnehmer aus dem Wendland und der Altmark sahen nicht nur Glühwürmchen bei ihrem nächtlichen Liebesleben, sondern erfuhren auch viel über das Leben von Fauna und Flora in dem Feuchtwald.

Ob solche geführten Wanderungen, für die eigens zwei Bohlenstege gebaut und im Frühjahr saniert wurden, nach einer Privatisierung noch möglich sind, wird bezweifelt. Ziel ist, beide Wälder, die aus forstwirtschaftlicher Sicht uninteressant sind, an Jäger zu verkaufen. In entsprechenden Magazinen sind bereits Anzeigen geschaltet worden.