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Kultur Künstler offenbart die Schwachstellen

Der Autor Shahak Shapira hat die Zuschauer in Salzwedel begeistert. Die Lesung im Hanseat zeigte, was der Künstler von Populismus hält.

Von Alexander Rekow 07.04.2017, 21:00

Salzwedel l Anfang des Jahres veröffentlichte Shahak Shapira seine umstrittene Webseite „Yolocaust“, auf der er zwölf Selfies, welche am Denkmal für die ermordeten Juden im Zweiten Weltkrieg entstanden sind, mit Fotomaterial aus NS-Vernichtungslagern kombinierte. Die Aktion bekam weltweite mediale Aufmerksamkeit und löste eine Debatte über das Mahnmal und die Erinnerungskultur an den Holocaust aus. Nun las der Künstler im Salzwedeler Club Hanseat aus seinem Buch: „Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen!“.

Etwa 80 Gäste nahmen im bestuhlten Saal des Hanseates Platz, als Shahak Shapira seinen Auftritt mit den Worten begann: „Es gibt einen Mann mit zwei Penissen.“ Sekunden später bekamen die Zuschauer unter lautem Gelächter das Bild dazu auf eine Leinwand projiziert. „Ich wollte nur sehen, wie Sie reagieren“, sagte der Künstler, der nicht selten seine Worte auch bebilderte.

Fortan führte Shapira die Zuschauer aus verschiedenen Altergruppen durch sein Programm, welches von schwarzem Humor, Ironie und bitterer Realität geprägt war. Besonders die Partei AfD erntete Häme und Spott. So zeigte der 29-Jährige Wahlplakate und Twitter-Posts der Partei und entlarvte sie. Mal ein Plakat einer Frau, welche in der Küche offensichtlich einen Teig anrühren möchte. Bei näherer Betrachtung rührte die Dame in einem leeren Sieb. Danach erwischte es AfD-Frontfrau Frauke Petry, welche ein Kuscheln mit Erdogan als Verhöhnung der Demokratie auswies. Dumm nur, dass Petry statt der türkischen vor der tunesischen Landesfahne posiert. Neben der AfD bekam auch Markus Söder (CSU) regelmäßig sein Fett weg. Amüsant gestaltete der Künstler auch seine Reise von Israel in das sachsen-anhaltinische Laucha an der Unstrut.

Hier geriet der „Hitler-Bärtchen-Träger“ Lutz Battke in das Fadenkreuz des Komikers. Mit süffisantem Unterton erklärte Shapira den Zuschauern, dass Battke nicht nur der braunen Ideologie folgt, sondern zudem im Sportverein und der Politik aktiv sei. Bitter für Battke, zum Führerschein hatte es nicht gereicht – wie auch bei Hitler. Aber nicht nur der Führerschein mache Nazis zu schaffen, auch die Orientierung, welche der Künstler als große Schwachstelle ausmachte, wie auch die deutsche Rechtschreibung, bereiten große Probleme. Beispiele dafür lieferte der 29-Jährige immer sofort auf der Leinwand.

Zum Ende der Veranstaltung brach der Künstler noch eine Lanze für alle Homosexuellen, welche er als die „besseren Männer“ auswies. Grausame Realität folgte am Schluss, als der Künstler den Leidensweg seiner Familie im Konzentrationslager erzählte.