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Lehrermangel Bewerber vor Ort überzeugen

Immer noch fehlen Lehrer an der Sekundarschule in Dähre. Der Altmarkkreis will jetzt Druck machen.

Von Anke Pelczarski 20.12.2019, 11:00

Salzwedel/Dähre l Die Situation an der Sekundarschule in Dähre in Sachen Unterrichtsversorgung hat sich im Laufe des ersten Schulhalbjahres etwas entspannt. Doch auf einige gute Nachrichten in Sachen Stellenbesetzungen folgten für Schulleiterin Ines Kausch direkt wieder Hiobsbotschaften.

Am Rande einer Theaterveranstaltung an der Bildungseinrichtung berichtete sie, dass zuletzt zwei Seiteneinsteiger das Lehrerkollegium verstärkten. „Allerdings gibt es nun wieder einen krankheitsbedingten Ausfall“, sagte Kausch im Gespräch mit der Volksstimme und ergänzte dabei, dass im Januar zudem ein Kollege in den Ruhestand gehe. Positiver Lichtblick: Seit November gibt es in Dähre wieder eine Schulsozialarbeiterin.

Sie kann Problemlagen auffangen, die zwangsläufig aufgrund der personellen Lage auftreten: Regelmäßige Klassenleiterstunden gibt es derzeit nicht. Probleme unter den Schülern können bei der Sozialarbeiterin angesprochen werden. Doreen Schulz, Koordinatorin der Netzwerkstelle „Schulerfolg sichern“ beim Verein zur Förderung der beruflichen Bildung (VFB) in Salzwedel, informierte sich im Rahmen der Theateraufführung ebenfalls in Dähre. Sie betonte: „Alle anderen Stellen sind auf die Situation in Dähre aufmerksam geworden. So konnten wir konkrete Hilfen anbieten.“

Kreissozialdezernentin Kathrin Rösel (CDU) nutzte den Termin in Dähre ebenfalls, um sich ein aktuelles Bild von der Lage zu machen. „Es ist immer noch zu wenig“, stellt die Dezernentin unumwunden fest. An allen Sekundarschulen im Kreisgebiet sei die Unterrichtsversorgung nicht ausreichend. „Natürlich gibt es Anstrengungen im Bildungsministerium“, verwies Rösel im Gespräch mit der Volksstimme in dieser Woche auf die laufenden Stellenausschreibungen. Doch das Problem bleibe, dass die „Bewerber eher in die urbanen Gebiete gehen“. Deshalb erhöhte Rösel bei einer Unterredung mit Dr. Sören Messerschmidt, Referent am Landesschulamt, auch den Druck auf Magdeburg, forderte mehr Flexibilität.

„Es darf nicht sein, dass die Stellenbesetzungen in Magdeburg am grünen Tisch entschieden werden“, ärgert sich die Dezernentin. Sie fordert explizit mehr regionale Ausschreibungen und ein Bewerbungsverfahren, bei dem auch die hiesigen Schulleiter mit einbezogen werden.

Ihre Idee dazu: Regionale Bewerbertage, bei denen sich angehende Lehrer und auch ältere Interessenten die Schulen direkt vor Ort ansehen können. So könne man zeigen, „wir sind hier nicht in der Pampa, haben gut ausgestattete Schulen“, wird Kathrin Rösel deutlich. Schon bei der Referendariatsauswahl sollten ihrer Ansicht nach die Schulen mit einbezogen werden, sodass eine „frühe Bindung“ zur jeweiligen Einrichtung entstehe. Bisher sei aber alles, was in Magdeburg passiere, zu starr. „Wir müssen das einfordern“, meint sie.

Die Kreisdezernentin weiß, dass Bewerber auch explizit aufs Land, in die Altmark, wollen. „Die gibt es“, betont sie. Die Gespräche mit dem Referenten vom Landesschulamt will Kathrin Rösel fortsetzen. Dabei ist sie sich sicher, dass sie den richtigen Ansprechpartner gefunden hat. Kurzfristig bringe das aber noch keine Verbesserung für die Dährer Schule.

Auch das Landesschulamt Sachsen-Anhalt kennt die Probleme in der westaltmärkischen Bildungseinrichtung. Torsten Klieme, Referatsleiter für Sekundarschulen, untermauert das mit Zahlen: „Die Unterrichtsversorgung betrug zum Stichtag 25. September 77,2 Prozent. Zwischenzeitlich liegt sie bei 82,8 Prozent. Damit fehlen etwas mehr als zwei Vollzeitlehrer an der Normalversorgung.“ Per 1. Oktober sei eine unbefristete Stelle neu besetzt worden. Eine weitere befristete Einstellung sei zum 1. November realisiert worden. „Beide neue Lehrkräfte sind Seiteneinsteiger. Unsere Bemühungen, solche Kollegen auch für den ländlichen Raum zu gewinnen, sind also nicht unerfolgreich“, teilt Torsten Klieme mit.

Er fügt hinzu, dass in der großen, landesweiten Ausschreibung im Oktober Stellen an der Sekundarschule in Dähre ausgeschrieben worden seien. Die Auswahlverfahren dazu würden noch laufen.

„Die möglichst weitgehende Absicherung des Unterrichts für die Abschlussklassen steht im Mittelpunkt der Organisationsbemühungen der Schule“, betont der Mitarbeiter des Landesschulamtes. „Wir versuchen, die Schüler gut auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten“, fügt er hinzu.

Torsten Klieme geht davon aus, dass die Sekundarschule in Dähre weiterhin Bestand habe. Denn diese sei im derzeit gültigen Schulentwicklungsplan des Altmarkkreises Salzwedel ausgewiesen und durch die Schulbehörde bestätigt. Dem Landesschulamt seien keine Bestrebungen des Schulträgers bekannt, das bestehende Schulnetz verändern zu wollen.