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Medizinstudium Altmark plant Stipendium gegen Ärztemangel

Nun auch im Altmarkkreis: Beim Werben um junge Mediziner wird auf finanzielle Anreize für Studenten gesetzt.

30.08.2019, 11:36

Salzwedel l „Wir werden an dem Wettbewerb teilnehmen müssen“, betonte Landrat Michael Ziche während der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Familie und Gesundheit im Salzwedeler Landratsamt. Als Wettbewerb bezeichnete der Kreischef das Werben altmärkischer Kommunen um die Ansiedelung von Hausärzten in der Region. Dazu will der Altmarkkreis nun auch auf das Mittel eines Stipendiums für Medizinstudenten setzen, ähnlich wie es in Osterburg bereits seit 2016 umgesetzt wird.

„Wir wollen dazu einen Vorschlag in den Kreistag einbringen“, berichtete Ziche von der Vorarbeit aus der Verwaltung. Der Plan ist, mit monatlichen Zahlungen junge Mediziner für eine mehrjährige Tätigkeit im Altmarkkreis zu verpflichten. Ziche nannte dazu erste Zahlen. So könnten Medizinstudenten während ihrer Regelstudienzeit monatlich 800 Euro erhalten. Während der Facharztausbildung seien 200 Euro pro Monat vorgesehen. Die weiteren Regeln will die Verwaltung zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. „Wichtig ist, es muss dabei größtmögliche Transparenz geben“, betonte der Landrat.

Ziche ergänzte, dass es eventuell nötig sei, Studenten anzusprechen, die in ihrem Studium schon weiter fortgeschritten seien, um die Zeit bis zu einer Praxiseröffnung abzukürzen. „Das wäre auf jeden Fall deutlich kürzer, als wenn wir jetzt versuchen, Abiturienten für das Stipendium zu gewinnen.

Zustimmung gab es aus der Runde der Ausschussmitglieder. Ilja Karl (Linke) regte an, dass in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA), Möglichkeiten für Ärzte in Anstellung zu schaffen. „Viele streben heutzutage nicht mehr die Eröffnung einer eigenen Praxis an“, sagte Karl, der selbst als Hausarzt in Arendsee tätig ist. Karl nannte das Schlagwort der „Work-Life-Balance“. Damit ist gemeint, dass die jungen Mediziner genau darauf achten, neben dem Job genug Freizeit („Life“ = Leben) zu haben.

Genau dieses Vorbild hatte der Landrat mit Blick auf die Eröffnung einer neuen Hautarztpraxis in der kommenden Woche in Salzwedel genannt. So sei dazu schon in Kooperation mit der KVSA besprochen worden, gezielt Studierende anzusprechen. Der neue Dermatologe für Salzwedel habe im Rahmen seiner Facharztausbildung ein Stipendium der KVSA erhalten und sich damit verpflichtet, mindestens drei Jahre in Salzwedel zu praktizieren. Ziche betonte, dass der Altmarkkreis beim Thema Ärztemangel ständig im Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung sei.

So habe auch die Zulassung einer neuen Kinderärztin in Salzwedel in Zusammenarbeit mit der KVSA realisiert werden können. „Wir haben dazu eine ausländische Ärztin an die Hand genommen und durch Salzwedel geführt“, berichtete Ziche davon, dass die Kinderärztin so gewonnen werden konnte. „Wir haben für ihre Kinder Hortplätze und ihrem Mann, einem Mathelehrer, einen Deutschkurs organisiert“, skizzierte der Kreischef die Bemühungen seiner Verwaltungsmitarbeiter.

Ziche verwies auf weitere Bemühungen im Landkreis. Unter anderem betreibt das Altmark-Klinikum ein eigenes Stipendien-Programm, zudem gebe es die Kooperation mit einem Landärzteseminar an der Hochschule Magdeburg/Stendal.

„Wir wissen, dass die Hausärzteversorgung nicht rosig ist“, hatte der Landrat seine Ausführungen zuvor eingeleitet. Dennoch wolle er die „vielfältigen Aktivitäten des Kreises“ hervorheben. So sei für den November ein vom Kreis organisierter Workshop geplant, der das Thema noch einmal gesondert auf die Tagesordnung heben soll. Dazu sollen Bürgermeister, Stadträte und Kreistagsmitglieder mit Fachreferenten zusammenkommen und „das Thema komplex weiter denken“.