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Kriminalität Mehr Drogen im Altmarkkreis

Die Anzahl der Unfälle, bei denen Drogen im Spiel waren, hat in diesem Jahr im Altmarkkreis zugenommen.

Von Antje Mewes 22.12.2020, 00:01

Salzwedel l Horrorunfall für einen Nissan-Fahrer Ende November zwischen Wallstawe und Wistedt: Plötzlich kommt ihm in einer Linkskurve auf seiner Fahrspur ein Transporter entgegen. Beide Autos prallen frontal zusammen. Der 45-Jährige wird schwer verletzt. Der 37-jährige Transporter-Fahrer kommt mit leichteren Blessuren davon. Bei der Unfall- aufnahme stellen die Beamten fest, dass er vermutlich Drogen genommen hat. Der Test schlägt auf Amphetamin an.

Einer von insgesamt sechs Verkehrsunfällen bis Ende November, bei denen der Verursacher unter Einfluss von Betäubungsmitteln stand. In vier Fällen wurden Menschen verletzt, zwei schwer. Die Fahrer waren im Alter zwischen 17 und 37 Jahren, informiert Franziska Hotopp vom Polizeirevier Salzwedel auf Anfrage.

Im Vergleichszeitraum 2019 hatten sich drei Unfälle ereignet, bei denen die Fahrer Drogen genommen hatten. Dabei war es bei Leichtverletzten geblieben.

Trotz des Anstiegs bei Unfällen sind bislang nicht mehr Fahrer erwischt worden, die unter Drogeneinfluss standen. Bis 25. November waren es 44, im ganzen vergangenen Jahr 55. Unruhiges Verhalten, geweitete Pupillen und gerötete Augen lassen Polizisten bei Kontrollen aufmerksam werden und zum Drogenschnelltest greifen. Mit Abstand am häufigsten hatten die Fahrer Amphetamine und Cannabis genommen. Grundsätzlich seien aber alle Betäubungsmittelarten im Umlauf und würden konsumiert, erklärt Hotopp.

Um an das Geld für die Drogen zu kommen, lassen einige Konsumenten nichts unversucht. Zur Finanzierung begehen sie Delikte wie Diebstahl oder Raub von Geld und Wertgegenständen. Andere bauen Cannabispflanzen an. Handel mit Drogen und auch der Erwerb und Besitz sind eine Straftat. 216 dieser Rauschgiftdelikte haben die Beamten des Polizeireviers bis zum 31. Oktober dieses Jahres aufgenommen. 95 Prozent dieser Straftaten wurden aufgeklärt, erklärt die Polizistin. Die Tatverdächtigen waren im Alter zwischen 15 und 50 Jahren.

Im Prinzip seien im Corona-Jahr aber bislang keine gravierenden Verhaltensänderungen, was den Drogenkonsum anbelangt, festgestellt worden.

Das bestätigt auch Kathrin Kettler von der Sucht- und Drogenberatung der Arbeiterwohlfahrt in Salzwedel. Zwar sei ein Anstieg der Kontakte zu verzeichnen. Dabei habe es in den Vorjahren aber auch Schwankungen gegeben. Obwohl im Frühjahr keine persönlichen Beratungsgespäche angeboten werden konnten, hätten mehr Menschen mit einem Suchtproblem die Hilfe der Beraterinnen gesucht. 218 seien es bis vor Kurzem gewesen, 193 im vergangenen Jahr. Kettler vermutet, dass es mehr werden könnten und dass auch mehr Betäubungsmittel bis hin zu Tabletten konsumiert werden. Es dauere immer eine längere Zeit, bis sich Menschen eingestehen würden, dass sie ihre Sucht nicht im Griff hätten und Hilfe suchen würden. Positiv sei, dass es nicht mehr Rückfälle bei Alkoholkranken gegeben habe. „Das ist relativ stabil“, schätzt die Beraterin ein.

Was sie allerdings in ihrer Praxis für Psychotherapie festgestellt hat: „Die Psyche der Leute ist mehr belastet bis hin zu Depressionen.“ Der seelische Schaden, aufgrund von geringeren sozialen Kontakten, Angst und Vereinsamung, sei eine Folge der Corona-Einschränkungen. Auch wenn die Betroffenen dies nicht immer explizit äußern. „Alle waren viel mehr zu Hause“, sagt sie. Das bringe auch Spannungen mit sich. Deshalb werde in der Drogenberatung versucht, die Gruppenarbeit unter Einhaltung aller hygienischen Regeln aufrechtzuerhalten.