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Modelleisenbahn Lieber Dampflok statt Diesel

Das Bauen von Miniaturbahnhöfen und -landschaften ist für die Mitglieder des Modelleisenbahnclubs Salzwedel nicht nur Hobby.

Von Mike Kahnert 07.01.2019, 00:01

Salzwedel l Auf 38 Quadratmetern hat der Modelleisenbahnclub keine eigene Welt geschaffen, sondern die Realität mit Holz, Leim, Papier und vor allem Zügen detailgetreu nachgebaut. In ihrem Vereinshaus in der Lessing Grundschule in Salzwedel steht ihre Anlage, ihr Herzstück. Seit fast 34 Jahren wird daran gearbeitet.

„Fertig wird es nie“, sagt Ingo Rosenthal. Der Vereinsvorsitzende meint damit nicht, dass es unmöglich sei eine solche Miniaturwelt fertigzustellen, sondern dass seine Lust, seine Leidenschaft daran weiterzuarbeiten nie versiegt. Seit 1990 ist der 59-Jährige Mitglied im Club und seit fünf Jahren Vorsitzender. Das Interesse dafür wurde in ihm schon als Kind geweckt. Mit sieben oder acht Jahren, so schätzt er, haben ihm seine Eltern die ersten Modelle geschenkt. Seitdem ist dieses Hobby ein fester Bestandteil seines Lebens.

Bei Dirk Vorsatz, dem stellvertretenden Vorsitzenden, war es ähnlich. Seine Eltern haben sich in seiner Kindheit eine Anlage besorgt, doch verlor er das Thema irgendwann aus den Augen. „Vor etwa zehn Jahren hat es nochmal Klick gemacht“, erinnert sich der 44-Jährige. Er hat von dem Verein gehört und wollte sich zunächst nur eine Inspiration holen. Nun ist plötzlich ein Jahrzehnt vergangen und er baut sowohl im Club, als auch zuhause an Bahnhöfen, Zügen und Landschaften.

Die Miniaturwelt im Clubhaus ist der Strecke Sonneberg – Lauscha – Probstzella nachempfunden. Die Entscheidung fiel 1985 bei der Gründung der damaligen „Arbeitsgemeinschaft 7/85“. Die Strecke liegt an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern und bietet somit ein interessantes hügelreiches Terrain. Die Modellbaufreunde entschlossen sich zusätzlich, es in die dritte Epoche der Bahngeschichte zu legen. Insgesamt gibt es sechs solcher Epochen. Die erste beginnt bei der Entstehung der Eisenbahn ab 1835. Die sechste Phase der Moderne läuft seit 2006 bis heute.

Warum die dritte Phase, die zwischen 1945 und 1970 liegt? „Wegen den Dampfloks, da sieht man noch was sich tut“, begründet Rosenthal. Danach wurden Dieselzüge modern und die Antriebstechnik verschwand ins Innere.

Dass diese Spiegelung der Realität schön anzuschauen ist, das weiß auch Corina Krüger: „Ich fand das schon immer toll. Die kleinen Landschaften, die mit viel Detail gezaubert werden.“ Die 29-Jährige meldete sich beim Verein, um die Schaufenster in ihrem Kosmetikgeschäft Cocona mit Leben zu füllen. „Die Männer bleiben meistens stehen und die Frauen müssen sie dann weiter ziehen“, freut sich Corina Krüger über die sichtbaren Reaktionen der vorbeilaufenden Passanten. Sie wird häufig darauf angesprochen und gerade für Kinder sind die Modelle ein wahrer Magnet. Extra für ihr Schaufenster haben die Modellbauer eine Winterlandschaft erstellt. Noch bis Sonnabend, 12. Januar, können dort, in der Burgstraße 40, die Miniaturwelten betrachtet werden. Dann wird abgebaut, aber die Kosmetikerin kann sich sehr gut vorstellen in Zukunft den Verein wieder nach solch einer kleinen Attraktion zu fragen.

Die 3,5 Module, die Einheit für Modellabschnitte, in Corina Krügers Schaufenster sind allerdings nur ein Vorgeschmack. Die nächste Ausstellung des Vereins findet am 13. und 14. April in der Grundschule in Bad Bodenteich statt. Gemeinsam mit anderen Modellbauern werden dort mehr als 100 Meter Zuggleise verlegt. Bei einer Länge von 1,25 Metern pro Modul, grenzt es an einer logistischen Meisterleistung diese Mengen zu transportieren. „Wir besorgen uns Autos abhängig davon, wie viel Material reinpasst“, sagt Rosenthal.„Was da drin steckt, ist mit Geld nicht zu bezahlen, denn es ist Herzblut“, erklärt der Vorsitzende seine Leidenschaft.

So realitätsnah die Nachbauten auch sein mögen, in Einem unterscheiden sie sich von den Zügen der echten Welt – sie sind stets pünktlich.