Museumsfest: Tanz, Handwerk, Musik und Sonne

Schlendern von Stand zu Stand, Handwerkern über die Schulter schauen, mitsingen, eintauchen in die Vergangenheit und in die Kunst des Modellbaus: Beim Diesdorfer Museumsfest am Pfingstsonntag war für jeden Geschmack etwas dabei.

Diesdorf l "Es ist wunderschön hier. Die Häuser sind sehr authentisch, nicht verschlimmbessert", sagt Karsten Hälbig. Der Celler vom Förderverein für Kaiser-Panoramen ist zum ersten Mal im Diesdorfer Freilichtmuseum zu Gast. Und er hat das erste 3D-Kino mitgebracht, das zwischen 1850 und 1878 groß in Mode war. Damals - der Film war noch nicht erfunden - sei überlegt worden, wie man mit wenig finanziellem Aufwand vielen Leuten Bilder zeigen könne. Erfunden wurde die Stereofotografie, die räumliches Sehen möglich machte. "Weltweit gibt es noch eine Handvoll Kaiser-Panoramen", erklärt Karsten Hälbig und ermöglicht einen Blick in einen Hinterhof zu Uromas Zeiten, der sehr plastisch wirkt.

Derweil "wirft" Horst Fabel aus Kläden eine Bandsäge, etwa 1910 erbaut, an. Ein österreichisches Fabrikat. Mühelos zersägt er damit eine Holzplatte in Puzzleteile. "Ich habe eine Vorliebe für alte Technik. Sie muss aber funktionieren", erzählt er. Peter Oertel aus der Nähe von Wittingen bleibt erstaunt stehen. "Es ist schon bewundernswert, wie unsere Vorfahren mit einfachen Mitteln etwas gebaut haben, was heute noch funktioniert", denkt er laut nach.

Wilhelm Kempen aus Düsseldorf muss nicht lange auf Gesprächspartner warten. Der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Holzwurm präsentiert Modelle, die Schüler hergestellt haben. "1981 war ich das erste Mal hier in Diesdorf. Der Fachwerkstil hat mich einfach umgehauen. Doch fotografieren durfte ich die Häuser nicht, ich habe sie gezeichnet und daraus Modelle angefertigt", blickt er zurück. Auch die Diesdorfer Klosterkirche habe er schon nachgebaut. Beim Fest präsentiert er Häuser und Kirchen aus ganz Deutschland. Jörg und Petra Funke aus dem Sülzetal-Ortsteil Bahrendorf, die sich extra für Pfingsten ein Quartier in der Altmark gesucht haben, um das Museum kennenzulernen, staunen über die Präzision. "Das sollen Kinder gemacht haben?", fragt er nochmal nach. Er selbst arbeite auf dem Bau, sei im Winter immer zu Hause, verrät Jörg Funke. "Dann bastele ich auch, mal eine Puppenstube, mal ein Haus", fügt er hinzu. Das hier sei "der Hammer". "Eigentlich hatte ich drei Monate Probezeit als Arbeitsgemeinschaftsleiter. Daraus sind jetzt 18 Jahre geworden", erzählt Wilhelm Kempen.

Barbara Tietze aus Vietze lädt im Püggener Haus zum Händewaschen ein: Denn sie bietet selbst hergestellte Seife an. "Man muss sehr gute Fette nehmen, um gute Qualität zu erreichen", verrät sie und muss darüber schmunzeln, dass alle Männer sich vorm Probe-Waschen drücken und dieses lieber den besseren Hälften überlassen. "Wir machen uns die Hände nicht schmutzig", meint ein Besucher unüberhörbar.

Bernd Heitmann aus Borstel Hohenraden stellt mit seiner Reeperbahn wieder unzählige Springseile her. Die Kinder machen gern mit. Lara-Marleen Jantsch (10) aus Gardelegen kann es kaum erwarten, bis sie loslegen darf. Auch bei Harkenmacher Karl-Heinz Klein ist das Mitmachen willkommen. Patrick Engels (6) aus Osterburg lässt sich von dem erfahrenen Handwerker gern helfen. "Wir waren im Vorjahr zu Pfingsten schon mal hier. Das hat den Kindern prima gefallen", begründet Mutti Verena Engels das erneute Vorbeischauen. Doris Bethke aus Magdeburg ist mit der Familie zu Pfingsten immer auf Tour. "Diesmal haben wir uns Diesdorf ausgesucht. Hier gibt es viel zu sehen, eine tolle Atmosphäre. Und das Wetter spielt prima mit", meint sie. Wilfried Fuhlbrügge aus Wenze schaut Handweberin Erika Rakow über die Schulter. "Das erinnert mich an meine Kindheit", berichtet er. Einmal im Jahr fahre er mit seiner Frau Sybille ins Freilichtmuseum, "um zu schauen, was sich verändert hat".

Auch auf der kleinen Bühne gibt es gute Unterhaltung. Die lustigen Dorfmusikanten aus Dähre begeistern ebenso wie die Tanzgruppe Fitschebeen aus Salzwedel, der Diesdorfer Chor Klosterlerchen sowie die "Salonlöwen" und die "Hupfdohlen".

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